Gemeinderat,
22. Sitzung vom 25.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 133 von 140
Demgegenüber gilt für die Folgegespräche, die eine Weiterbetreuung sicherstellen, eine Kann-Option, die der alleinigen terminlichen Koordination des jeweiligen Sozialarbeiters obliegt."
Dies ist keine schöne Bilanz nach einem Jahr
Sozialpolitik in Wien. Trotzdem, muss ich sagen, habe ich ein bisschen
Hoffnung. Wir haben ja eine neue Stadträtin, und ich hoffe doch, dass sie den
sozialen Bereich zu einem zentralen Politikfeld machen wird. Ihre Vorgängerin,
die jetzige Vizebürgermeisterin, hat ja bei jeder Sitzung und eigentlich bei
jeder Rede betont, dass sie Ökonomin ist, und ich freue mich für sie, dass sie
nun das Wirtschaftsressort hat.
Wir, die GRÜNEN, sind gerne bereit, im sozialen
Bereich auch konstruktiv mitzuarbeiten. Aus diesem Grunde bringe ich heute auch
einige Anträge ein.
Mein erster Antrag ist ein Beschlussantrag zur
SchuldnerInnenberatung in Wien:
„Die Frau amtsführende Stadträtin für Gesundheit und
Soziales wird aufgefordert, unverzüglich dafür Sorge zu tragen, dass der SchuldnerInnenberatung
der Stadt Wien die nötigen Ressourcen zur Verfügung stehen, um eine
ausreichende niederschwellige und dezentrale SchuldnerInnenberatung in Wien
anbieten zu können.
In formeller Hinsicht beantrage ich die Zuweisung des
Antrags an den Gemeinderatsausschuss für Gesundheit und Soziales."
Gemeinsam mit unserer Klubobfrau Maria Vassilakou
bringe ich wiederholt den Antrag zur Einführung einer Grundsicherung in Wien
ein:
„Der Gemeinderat spricht sich dafür aus, bis zur
Umsetzung von entsprechenden bundesgesetzlichen Maßnahmen die Voraussetzung für
die Umsetzung folgender Maßnahmen auf Gemeinde- beziehungsweise Landesebene zu
schaffen: Schaffung einer Wiener Grundsicherung innerhalb des Wiener
Sozialhilfesystems in existenzsichernder Höhe; Schaffung eines Rechtsanspruches
auf Grundsicherung im Bedarfsfall; Abschaffung aller Regressmöglichkeiten mit
Ausnahme eines Regresses aufgrund betrügerischer Erschleichung; Schaffung eines
Rechtsanspruches auf Inanspruchnahme sozialer Dienstleistungen wie
SchuldnerInnenberatung, Hilfe für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen,
Delogierungsprävention, niederschwellige Gesundheitsangebote,
MigrantInnenberatung, Frauenberatung et cetera; zusätzliches Personal für einen
leistungsfähigen und serviceorientierten Vollzug und die Möglichkeit zur
präventiven Hilfe.
In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige
Abstimmung dieses Antrags."
Bis es zu einer Grundsicherung kommt, habe ich einen
Antrag, der garantieren soll, dass Sozialhilfe nach 14 Tagen ausbezahlt
wird. Wenn Menschen Sozialhilfe brauchen, brauchen sie sie sofort und nicht in
drei Monaten. Dazu ein Beschlussantrag:
„Der Wiener Gemeinderat beauftragt die zuständige
Stadträtin für Gesundheit und Soziales, dafür Sorge zu tragen, dass AntragstellerInnen
für eine Sozialhilfeunterstützung spätestens 14 Tage nach
Erstantragstellung ein Bescheid ausgestellt wird und vorbehaltlich eines
positiven Bescheides die Sozialleistungen angewiesen werden. Die dafür
notwendige Aufstockung des Personalstandes soll in einer Arbeitsgruppe
festgestellt werden. Für die Bedeckung der Finanzen ist im Budget 2008 Sorge zu
tragen.
In formeller Hinsicht beantrage ich die sofortige
Abstimmung dieses Antrags."
Ich habe noch zwei weitere Anträge, einen betreffend
200 MitarbeiterInnen mehr im Sozialbereich. Wie ich schon vorhin gesagt
habe, gibt es sehr, sehr viele engagierte Menschen, sei es in der MA 15,
im Fonds Soziales Wien oder in den Vereinen. Aber alle leiden unter einem
unwahrscheinlichen Druck, unter einem Personalmangel. Daher dieser
Beschlussantrag:
„Der Wiener Gemeinderat beauftragt die amtsführende
Stadträtin für Gesundheit und Soziales, die Voraussetzung für 200 neue
Dienstposten Vollzeitäquivalent für Sozialzentren, Sozialämter,
Clearing-Stellen, SchuldnerInnenberatung und andere
Sozialbetreuungseinrichtungen der Stadt Wien beziehungsweise den Fonds Soziales
Wien zu schaffen. Für die Bedeckung der Finanzierung ist im Zuge der Erstellung
des Budgetvoranschlages der Gemeinde Wien für das Jahr 2008 Sorge zu tragen.
In formeller Hinsicht beantrage ich die sofortige
Abstimmung dieses Antrags."
Mein letzter Antrag betrifft die Einführung eines
Aktivpasses nach Linzer Vorbild. Ich habe mich heute natürlich sehr gefreut,
dass uns der Mobilpass vorgestellt worden ist. Es ist ein kleiner Schritt. Aber
für diesen Antrag bitte ich auch um Zuweisung an den Sozialausschuss, damit wir
es dort noch einmal diskutieren, denn es geht nicht allein um die Mobilität.
Der Linzer Aktivpass beinhaltet Ermäßigung auf
Eintrittspreise in Museen, Theater, Kinos, in sämtlichen kulturellen
Einrichtungen, Ermäßigungen für Bäder, Sportstätten, Ermäßigung auf Fort- und
Weiterbildungsangebote, eine Namensgebung, die einer möglichen Stigmatisierung
der BezieherInnen aktiv entgegenwirkt, und ebenso ein aktives Marketing, um
möglichst viele weitere private und öffentliche Institutionen und Unternehmen
dazu anzuregen, Vergünstigungen für InhaberInnen des Begünstigungsausweises zu
gewähren.
Ebenso wichtig ist für uns eine Ausweitung des BezieherInnenkreises
auf alle Menschen mit niedrigen Erwerbseinkommen, unabhängig von ihrem Alter
oder ihrer Erwerbssituation. Wir wissen, es gibt heute sehr, sehr viele Working
Poor, es gibt da sehr viele Menschen, nicht nur SozialhilfeempfängerInnen und
PensionistInnen, es gibt auch StudentInnen und junge Menschen, die es dringend
notwendig hätten, einen Aktivpass zu bekommen.
Ich bitte um Zuweisung an den Ausschuss.
Schließen möchte ich mit diesem Satz: Ich wünsche mir,
dass wir nächstes Jahr dem Rechnungsabschluss zustimmen können. - Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN. - Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Geht auch schon heuer!)
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