Gemeinderat,
22. Sitzung vom 25.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 134 von 140
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächste am Wort ist Frau GRin Praniess-Kastner. - Bitte.
GRin Karin Praniess-Kastner (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte
Frau Stadträtin!
Auch auf Grund der fortgeschrittenen Stunde kann ich
es Ihnen leider nicht ersparen, doch ein paar Dinge im Sozial- und
Gesundheitsbereich zu erzählen, die uns nicht so gut gefallen und die es uns
leider auch nicht erlauben, heuer dem Rechnungsabschluss zuzustimmen.
Im Gesundheits- und Sozialbereich gilt einmal mehr:
Verwalten statt Gestalten. Aber es geht uns darum, die Mittel effizienter
einzusetzen, und ob ein Großteil dieser Mittel effizient eingesetzt wird,
entzieht sich leider unserer Kenntnis. Durch die Ausgliederung des
Sozialbudgets in den FSW sind ja leider 80 Prozent des Budgets unserer
Kontrolle entzogen.
Wir haben heute in der Früh einen Zettel mit einer
Darstellung des Budgets bekommen, also den tatsächlichen Bruttoaufwand nach
Kostenstellengruppen im FSW-Budget nach Rechnungsabschluss, und das sieht so
aus. (Die Rednerin hält ein Schriftstück in die Höhe.) Das heißt, es
gibt ein paar Zahlen, die uns zugänglich gemacht werden; aus denen ist aber
leider keine Vision, sind keine Visionen der Stadt für den Sozialbereich
erkenntlich.
Nun, wie sieht denn der Rechnungsabschluss 2006 im
Bereich der Sozialhilfe aus? Die Dotation für die Hilfe zur Sicherung des
Lebensunterhalts und die Hilfe in besonderen Lebenslagen wurde um
3 Millionen EUR erhöht und die Geldaushilfen für soziale Härtefälle
mit 7,4 Millionen EUR budgetiert. Prinzipiell ist eine Ausweitung der
allgemeinen Sozialhilfe zu begrüßen, wenngleich aber präventive Maßnahmen
gesetzt werden sollten und somit die Zahlen der SozialhilfeempfängerInnen und
damit auch BittstellerInnen in dieser Stadt zu reduzieren sind.
Meine Kollegin Ingrid Korosec hat schon einige
Bereiche aufgezählt, die die Zahl der SozialhilfebezieherInnen in dieser Stadt
reduzieren könnte. Das ist einerseits der Bildungsbereich, das ist der
arbeitsmarktpolitische Bereich; aber auch im Bereich des WAFF, was die Aus- und
Weiterbildung der ArbeitnehmerInnen betrifft, könnte durch eine bessere Politik
die Zahl der SozialhilfeempfängerInnen reduziert werden.
Lassen Sie mich darüber hinaus noch einige andere
Aspekte der Sozialhilfe anführen: Die Sozialhilferichtsätze - und das haben wir
von dieser Stelle aus schon öfters betont - sind ja in Wien die niedrigsten
aller Bundesländer. Nicht nur, dass es in Wien noch immer einen der niedrigsten
Sozialhilferichtsätze gibt, müssen die Menschen, die auf diese Sozialhilfe
angewiesen sind, auch öfters monatelang auf dieses wenige Geld warten.
Bei Notfällen ist eine Wartezeit von sechs Wochen
einfach untragbar. Wenn in Not geratene Menschen dringend Geld brauchen, muss
das Geld von der Stadt innerhalb von zwei Wochen ausbezahlt werden. Es darf
nicht sein, dass Menschen, die in dieser Stadt auf Hilfe angewiesen sind, auch
bei diesen kleinen, aber sehr wichtigen Unterstützungen zu BittstellerInnen
degradiert werden.
In diesem Zusammenhang ist ein weiterer Aspekt der
Sozialberatung das leidige Thema der Wiener SchuldnerInnenberatung. Die Zustände
bei dieser völlig überlaufenen Schuldnerberatung in Wien sind schlimmer denn
je! Alle Aufforderungen an die Stadt, die Schuldnerberatung endlich mit
genügend Personal und Ressourcen auszustatten, wurden bislang ignoriert.
Eine Wartezeit von über einem halben Jahr bedeutet
die existenzielle Gefährdung für Menschen, die auf diese Hilfe angewiesen sind,
denn während dieser Wartezeit verschlechtert sich die Situation der betroffenen
Menschen nochmals dramatisch. Hier muss die Hilfe zeitgerecht einsetzen!
Als Opposition fordern wir den massiven Ausbau der
Schuldnerberatung, und vor allem auch Jugendliche und junge Erwachsene brauchen
eigens ausgebildete BeraterInnen in dieser Schuldnerberatung. Auch hier fordern
wir die zuständige StRin Wehsely auf, sofort zu handeln und den
betroffenen Wienerinnen und Wienern die versprochene Hilfe zukommen zu lassen.
Die Wiener Schuldnerberatung ist unverzüglich
auszubauen. Hier bringen meine Kollegin Ingrid Korosec und ich einen
Beschlussantrag betreffend den Ausbau der Wiener Schuldnerberatung ein:
„Die zuständige Stadträtin für Gesundheit und
Soziales möge sich dafür einsetzen, dass die Wienerinnen und Wiener binnen
maximal zwei Wochen einen Termin für die Erstberatung bei der Wiener
Schuldnerberatung erhalten. In Folge möge sie den Personalstand der Wiener
Schuldnerberatung entsprechend aufstocken.
In formeller Hinsicht beantragen wir die Zuweisung an
den Ausschuss Gesundheit und Soziales." (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich noch zu einem
weiteren Punkt kommen. Auch bei der Betreuung hilfsbedürftiger älterer Menschen
in dieser Stadt ist ein Festhalten an der bisherigen Politik festzustellen. Der
Ausbau der mobilen Betreuung für ältere Menschen zu Hause spiegelt sich leider
in keiner Weise im Rechnungsabschluss wider.
Der Pflegeheimplan von ÖBIG 2001 zeigt eine
dramatische Entwicklung des Bedarfs der mobilen Betreuung zu Hause bis ins Jahr
2010. Bisher und im Rechnungsabschluss 2006 gab es noch keine Signale in diese
Richtung. Der Kollaps des Systems ist durch die Fortschreibungspolitik der
Stadt Wien vorgezeichnet.
Nun, wir haben ja übermorgen im Gemeinderat die
Gelegenheit, über das Vorhaben der Stadt, drei neue Pflegeheime für betagte
Menschen in dieser Stadt zu bauen, zu diskutieren. Wir finden, das ist ein
kleiner Schritt in die richtige Richtung. Aber eine aktive Budgetpolitik, die
sich an den Veränderungen unserer Gesellschaft orientiert, sieht anders aus.
Sie ignorieren die
Bevölkerungsentwicklung und ihre Veränderungen. Aus Umfragen weiß man, dass
80 Prozent der Menschen auch im Falle des
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