Gemeinderat,
22. Sitzung vom 26.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 49 von 118
wirklich beinhart gesagt,
das ist nicht unser Projekt. Der Projektleiter der MA 18 ist in den Boden
versunken, aber auf die Stadtplanung, auf den Stadtrat, hat das keine
Auswirkungen. Es ist völlig wurscht, ob die SPÖ-Favoriten – die ist nach
Simmering wahrscheinlich österreichweit die zweitstärkste
SP-Bezirksorganisation – gegen das Projekt ist. Das ist völlig wurscht, das
wird durchgepeitscht.
Dasselbe wird nämlich morgen
ja auch passieren. Es betrifft zwar einen schwarzen Bezirk bei der
Flächenwidmung für das Hietzinger Spital in Lainz, wo auch gegen die Mehrheit
des Bezirkes, gegen die klare Mehrheit des Bezirkes eine Flächenwidmung
durchgepeitscht wird, ohne dass man dort auch die Experten vor Ort hört. Und da
bin ich wieder bei Aspern, denn dort wurde ja gefeiert und gesagt, die Experten
vor Ort garantieren, dass das ein tolles Projekt wird in Aspern. Da hat man
nichts gehört. In einem roten Bezirk höre ich ein bisschen was von Experten vor
Ort, in Hietzing höre ich nicht so viel.
Ich fürchte halt, dass diese
Überheblichkeit jetzt nicht nur der SPÖ schadet, denn das kann ja mir egal
sein, sondern das schadet vor allem der gesamten Stadt. Diese
Mir-san-mir-Mentalität, meine sehr geehrten Damen und Herren, wird nämlich dazu
führen, dass Wien als Stadt ohne durchdiskutierte Konzepte es schwer haben
wird, mit den boomenden Städten in der Nachbarschaft, also in Osteuropa,
mithalten zu können. Einfach zu glauben, dass man Stadtentwicklung von oben
herab diskutieren kann, wird auf längere Sicht nicht funktionieren.
Ein letztes Beispiel für diese Diktion von oben ist
die geplante Verlängerung der U-Bahn-Linie U2 am Hauptbahnhof vorbei. Obwohl
Experten vehement für eine Anbindung einer zweiten U-Bahn-Linie an das neue
Bauwerk sind, sagt die Stadtplanung Nein. Eine zweite U-Bahn-Linie wäre
wichtig. Es muss nicht die U2 sein, keine Frage, das ist meine persönliche
Meinung, dass es die U2 sein könnte. Unser Verkehrssprecher meint, man könnte
auch die U6 hinführen. Das wäre genauso sinnvoll.
Dass der Experte der TU, Dipl-Ing Knoflacher, meint,
dass der Wert des Bahnhofes schon rapid abnehmen wird, bevor er überhaupt
fertig gestellt sein wird, wird mit einem Achselzucken seitens der
Stadtverwaltung zur Kenntnis genommen. Wie die prognostizierten
145 000 Passagiere täglich vom Bahnhof zu- und abtransportiert
werden, ist unklar. Man darf ja nicht vergessen, als man begonnen hat, sich
erstmals über einen Zentralbahnhof Gedanken zu machen, das war vor 17 bis
20 Jahren, ist man noch von 100 000 Passagieren täglich in
diesem Gebiet ausgegangen, heute sind es 145 000. Also wenn man das ein
bisschen hochrechnet für die Zeit, wenn der Bahnhof endgültig funktionstüchtig
sein wird, wenn er fertig sein wird, kann man sich vorstellen, was sich dort
abspielen wird in Wirklichkeit, aber es gibt einfach keine Konzepte, wie man
dem Herr werden kann. Demzufolge bringe ich mit meinem Kollegen Gerstl einen
Beschlussantrag ein:
„Der zuständige amtsführende Stadtrat für
Stadtentwicklung und Verkehr wird aufgefordert, in Absprache mit der Frau
amtsführenden Stadträtin für Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke
die neuerliche Prüfung einer Anbindung des Zentralbahnhofes an die U2, die im
Rahmen der geplanten Verlängerung der U2 vom Karlsplatz Richtung Süden
wünschenswert wäre, durchzuführen.
In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige
Abstimmung.“ (Beifall bei der ÖVP.)
Ich denke – und das ist auch eine Bitte von jemandem,
der selbst von dort kommt, auch wenn ich selbst nicht Favoritner bin –, man
sollte sich das noch einmal überlegen, dort eine U2-Endstelle zu errichten. Ich
meine, es wird ja immer argumentiert seitens der Stadt, dass man sich für
dieses südliche Stadterweiterungsgebiet die Option offen lassen möchte, das
einmal auf den Wienerberg hinaufführen zu können. Ich denke, das steht in den
Sternen und es ist in Wirklichkeit auch nicht machbar und sinnvoll, das auf
dieser Ebene zu diskutieren.
Einen Punkt habe ich mir noch vorgenommen. Die
nächste Ebene ist die Kommunikation innerhalb des Ausschusses.
Sehr geehrte Damen und Herren! Ich bin neben meiner
Hauptmitgliedschaft im Planungsausschuss Ersatzmitglied im Wohnbauausschuss und
im Sozialausschuss. Im Wohnbauausschuss gab es unter dem jetzigen Minister
Faymann und gibt auch unter dem jetzigen StR Ludwig eine gute Gesprächs-
und Diskussionskultur, wobei die Fragen der Opposition nicht nur von den
anwesenden und zuständigen Beamten beantwortet werden, sondern auch vom
jeweiligen Stadtrat oder im Fall der StRin Wehsely eben von der Stadträtin
beantwortet werden. So ein Klima ist natürlich viel angenehmer und produktiver,
zudem hat man dort oder allgemein als Opposition nicht immer das Gefühl, dass
irgendetwas verheimlicht wird.
Manchmal kommt mir vor, dass bei uns im Ausschuss
direkte Fragen an den Stadtrat eigentlich wie eine Majestätsbeleidigung gesehen
werden. Diese Situation ist, finde ich, schade, weil ich glaube, dass man
gerade in den Fragen der Stadtentwicklung eigentlich an einem Strang ziehen
muss und auch könnte. Es wird zwar nicht alles gehen und bei Rothneusiedl
werden wir vielleicht nie gemeinsam gehen, aber ich denke, dass man diese
großen Projekte grundsätzlich gemeinsam angehen könnte und dass wir uns auch
viele Diskussionen ersparen würden, wenn wir uns das vorher ausmachen könnten. (Beifall bei der ÖVP.)
Sehr geehrte Damen und Herren! Ich
möchte aber auch ein Lob aussprechen. Was mir sehr gut gefallen hat in den
letzten Wochen und auch Monaten, war die Thematisierung des Wassers in der
Stadt, also die Stichworte Wohnen am Wasser, Arbeiten am Wasser, sind, glaube
ich, gut. Es ist auch ein internationaler Trend, und es ist gut, dass Wien das
aufgreift. Nur eine Bitte: Machen wir es nicht so wie beim Donaukanal, wo seit
Jahren stadtplanerisch herumgedoktert wird und das Angebot vor Ort so
zerklüftet ist, dass sich in Wahrheit wirklich
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