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Gemeinderat, 22. Sitzung vom 26.06.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 62 von 118

 

Ich glaube, das ist ein Hauptpunkt, und ich glaube, solche Wohngemeinschaften wären in der Zukunft ein Schlüssel zum Zusammenleben von Senioren in einer Gemeinschaft mit einer Möglichkeit des privaten Rückzuges in eigene Räumlichkeiten, um damit einer sicherlich massiv bestehenden Gefahr der Vereinsamung entgegenzuwirken.

 

Weiters brauchen wir – das ist ja nicht so neu, das wurde ja schon mehrmals vorgeschlagen – die Durchmischung des sozialen Wohnbaus mit generationenübergreifenden Wohnformen. Eben wiederum: Seniorenwohngemeinschaften müssen möglich gemacht werden, Seniorenwohnheime in städtischen Wohnhausanlagen sollten eingerichtet werden. Diese Seniorenwohnheime könnten neu geführt und geprägt werden, indem nicht wie jetzt endlose Gänge mit Reihen von Einzelzimmern da sind, sondern Seniorenheime könnten in Form eines Pilotprojektes einmal fürs Erste in einer Unterteilung ebenfalls in Seniorenwohngemeinschaften organisiert werden, um so diesen gegebenen, sicherlich auch dort bestehenden Kontaktlosigkeiten entgegenzuwirken, weil doch ein Großteil der dortigen Bewohner nur zur Mahlzeiteinnahme zusammenkommt. Ein ganz wesentlicher Punkt also, eine Neuorganisation von Seniorenheimen in dieser Richtung anzudenken.

 

Des Weiteren ist es notwendig, dass die Verwirklichung solcher Vorschläge von senioren- und behindertengerechten haus- und wohnungsseitigen Sanierungsmaßnahmen auch im Altbaubestand gefördert wird. Wir haben schon einmal einen entsprechenden Antrag gestellt, aber wir glauben, dass die Schaffung einer eigenen Förderschiene in diesem Bereich den Altbau betreffend, vor allem im Hinblick auf den Überblick und die Bündelung der gegebenen Maßnahmen eine absolute Notwendigkeit wäre.

 

Weiters die Verwendung nicht mehr benötigter städtische Amtshäuser, nicht, um sie zu verscherbeln oder zu verkaufen – das ist auch eine Möglichkeit, zu Geld zu kommen –, sondern die Verwendung solcher Amtshäuser zum Beispiel zur Schaffung von Seniorenwohnheimen. Die sind dann mitten im Zentrum, mitten im Leben. Es könnten Leute zuziehen, die aus der Umgebung kommen, und sich nicht irgendwohin begeben müssen, weit weg von ihren bisherigen Gestaltungs- und Wirkungsmöglichkeiten. Diese ehemaligen Amtshäuser hätten ja auch eine ausreichende räumliche Verwendungsmöglichkeit, weil sie ja zumeist sehr großzügig angelegt sind und für einen Umbau sicher zur Verfügung stünden. Des Weiteren könnte man gerade in solchen Amtsgebäuden Pilotprojekte im Hinblick auf die von mir jetzt vorgeschlagenen Seniorenwohngemeinschaften einrichten. Ich hielte das für eine ganz, ganz wichtige Idee.

 

Weiters wäre ganz generell das Angebot von familienfreundlichen Wohnungsgrundrissen in den einzelnen Wohneinheiten neu zu überdenken, mit einer verstärkten Möglichkeit zur Gestaltung und zur individuellen Raumeinteilung. Das geschieht zum Teil schon, könnte aber sicher verstärkt werden. Hier wäre auch die Wiedereinführung von Wohnküchen eine nicht uninteressante Idee, weil gerade für die Familien eine solche Wohnküche kommunikativ wirken könnte, aber auch für Teilfamilien – Mutter mit Kind oder Kindern – gerade eine Wohnküche etwas wäre, wo die Gesamtfamilie beisammen sein kann, was bedeutet, dass die Küche wieder Wohnraum darstellt und nicht nur Arbeitsplatz.

 

In formeller Hinsicht werden wir die Zuweisung dieses Antrages beantragen, und ich hoffe, dass es interessante Diskussionen darüber gibt.

 

Dem vorliegenden Rechnungsabschluss werden wir natürlich nicht zustimmen. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zu Wort gemeldet ist Herr StR Ellensohn. Ich erteile es ihm.

 

StR David Ellensohn: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat! Meine Damen und Herren!

 

Der Erfolg von Wohnpolitik lässt sich an vielen Indikatoren ablesen und feststellen: moderne Architektur, Anzahl an neuen Wohnungen, Anzahl an energietechnisch gesehen günstigen Wohnungen, Passivhauswohnungen und an einem sehr wichtigen Indikator, nämlich am Preis der Wohnungen. Gibt es genügend leistbaren Wohnraum? Es ist vor allem angesichts steigender Armutszahlen in Wien und in Österreich nicht uninteressant, sondern sicher eine der wichtigsten Herausforderung der Stadt, genügend leistbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Noch dazu, wenn Arbeiterkammer und andere Experten, Expertinnen ständig publizieren, Wohnen wird teurer, auch wenn man einiges dagegen unternehmen könnte.

 

Auf Bundesebene ist der Gesetzgeber gefordert. Es gibt zwei, wenn auch freundliche Urteile des OGH für MieterInnen, so doch recht schwammige Urteile, die einer Präzisierung bedürfen würden. Der Gesetzgeber ist gefordert.

 

Wenn Wohnen teurer wird, passiert immer dasselbe auf dem Wohnungsmarkt: Die Spekulanten tauchen wieder verstärkt auf. Das ist klar, wenn man mehr Geld verdienen kann am Wohnungsmarkt, dann tauchen diese Figuren wieder verstärkt auf.

 

Mir liegt ein Fall, den ich genau ausführen werde, aus der Plenergasse im 18. Bezirk vor. Im Jahr 2000 gab es einen Wechsel des Hauseigentümers. Kein übler Spekulant, den man schon lang kennen würde, keiner, der schon ewig im Geschäft ist, sondern offensichtlich ein Hauseigentümer, der auch gemerkt hat: Na eigentlich kann man wieder mehr Geld machen, vor allem, wenn man nicht vermietet, sondern wenn man aggressiv absiedelt und nachher die Wohnungen einzeln verkauft.

 

In dem Haus wohnt eine Frau Dr W seit 1984 in einer 47 m²-Wohnung und ist zufrieden. Alles ist in Ordnung. Allfällige Reparaturen werden abgewickelt. Das war alles vor dem Wechsel des Hauseigentümers, der allerdings in dem Haus, das zwar nicht in einem perfekten Zustand war – aber so schnell verfällt ein Haus nicht –, nicht nur nichts getan hat, sondern mehr oder weniger nachhilft, dass das Haus zunehmend verfällt. Die Wohnungen verschimmeln, fingerdicker Schimmel in einzelnen Wohnungen.

 

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