Gemeinderat,
22. Sitzung vom 26.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 82 von 118
ein Scheitern, aber im Regelfall ist es im Zusammenleben ein Scheitern, und damit verbunden ist die Suche nach neuem Wohnraum.
Darauf versuchen wir dahin gehend zu reagieren, dass
wir zum einen auch Wohnbauten errichten wollen, in denen flexiblere Grundrisse
möglich sind, die man entsprechend den veränderten Lebensbedingungen adaptieren
kann, und dass wir natürlich auch Wohnraum mit kleineren Wohneinheiten schaffen
wollen. Denn es geht ja auch darum, dass dieses Wohnen leistbar sein muss und
wir sehr oft sehen, dass große Wohnungen deshalb verlassen werden müssen, weil
Lebensgemeinschaften auseinander gehen, ein Lebenspartner allein sich diese
Wohnung nicht mehr leisten kann und dann oft beide Partner kleinere
Wohneinheiten suchen. Auf diesen Prozess werden wir reagieren, und da haben wir
auch im Bereich der Bauträgerwettbewerbe einiges vor.
Einen wichtigen Punkt hat auch Herr StR Ellensohn
angesprochen, nämlich jenen der Spekulation. Hier ist es natürlich sehr schwer
für mich, jetzt den konkreten Anlassfall durchzuexerzieren. Aber es ist
richtig, dass es im privaten Wohnungs- und Hausbereich nach wie vor
Spekulationen gibt. Oft sind es Firmen, die sehr rigide entlang der
gesetzlichen Grenze tätig sind, wo es für uns oft sehr schwierig ist,
unmittelbar einzugreifen, wo wir aber versuchen wollen, alle unsere
Möglichkeiten einzusetzen, um stärkeren Druck auf diese Firmen auszuüben, wie
uns das auch in vielen Fällen gelingt, auch mit Einbindung der Mieterinnen und
Mieter. Wir haben auch die Anti-Spekulationshilfe ausgebaut, und das
Mieterhilfstelefon beispielsweise ist ein ganz wichtiges Instrument, um in
Koordination und Kooperation mit den Mieterinnen und Mietern gegen solche
Spekulanten vorzugehen.
Ein Punkt, der sehr stark angesprochen worden ist,
ist jener des Gemeindebaus. Frau GRin Schubert hat hier bereits sehr umfassend
eine Darstellung getroffen. Ich möchte nur in aller Deutlichkeit eines sagen,
und das ist mir auch politisch sehr, sehr wichtig: Es leben in den Wiener
Gemeindebauten in etwa 500 000 Wienerinnen und Wiener, das ist fast
ein Drittel der gesamten Wiener Bevölkerung. Natürlich passieren auch in Wiener
Gemeindebauten Dinge, die wir alle nicht wollen. Wenn man aus solchen Einzelfällen,
die es natürlich auch in anderen Wohnsituationen gibt, in privaten Miethäusern,
in Genossenschaftsbauen, die es auch in der so genannten Cottage, wie wir
Floridsdorfer sagen, gibt, in den Nobelbezirken in Währing und Döbling - auch
dort passieren solche Dinge, wie ich in den Zeitungen nachlesen kann -, wenn
man solche Einzelfälle hochstilisiert, um eine Situation im Gemeindebau zu
beschreiben, dann halte ich das eigentlich für nicht zutreffend.
Wenn ich solche Dinge wie zum Beispiel „Es gibt eine
Eskalation der Gewalt und ein explosives Gemisch" gehört habe, dann muss
ich solche Stellungnahmen schon in den Bereich ausländischer Beispiele
verweisen. Wenn man sich in Paris oder in Berlin die Situation anschaut, kann
man vielleicht von sozialem Sprengstoff sprechen, aber wenn man sich dann
anschaut, wo die Probleme liegen, die wir diskutieren, und sie liegen darin,
dass wir - zu Recht! - darüber diskutieren, wie die Waschküchenbenützung ist,
und zu Recht darüber diskutieren, wie wir mit Kinderspielplätzen umgehen, und
zu Recht darüber diskutieren, ob man Schuhe am Gang haben soll oder nicht - und
ich verkleinere das gar nicht -, dann würde ich doch bitten, die Dimension in
den richtigen Bereich zu rücken und auch die Größenordnungen zu sehen!
Wenn man einen solchen Einzelfall wie jenen
tragischen Fall, dass ein offensichtlich Drogenabhängiger auf ein Kind schießt,
heranzieht, um eine solche Situation als typisch für den Wiener Gemeindebau
hinzustellen, möchte ich das aufs Stärkste und Vehementeste ablehnen! Ich sehe
da überhaupt keinen Zusammenhang, und dem würde ich auch politisch völlig
entgegentreten. Da muss ich Ihnen heftigst widersprechen, Kollege Dworak! (Beifall
bei der SPÖ.)
Ich halte es auch für nicht legitim, dass man einen
solchen tragischen Einzelfall, wo man auf ein Kind schießt, auch aus
parteipolitischen Gründen heranzieht. Das war eine Person, dieser
Tatverdächtige, der ja nicht nur auf Kinder geschossen hat, sondern auch auf
Menschen aus seinem Bekanntenkreis. Hier kann man auch gar nicht konstruieren,
dass es um eine Diskussion um einen Kinderspielplatz gegangen ist (GR Mag
Wolfgang Jung: Es geht ja nicht ums Schießen, Herr Stadtrat!), sondern das
war offensichtlich ein Mensch, der zu Recht von der Polizei sofort in Gewahrsam
genommen worden ist, auch unter tatkräftiger Unterstützung der Bevölkerung.
Ich denke, dass wir zu Recht stolz sein können auf
den Gemeindebau in Wien, und es ist auch von den Oppositionsparteien in
vielfältiger Art und Weise zu Recht davon gesprochen worden, dass es eine
großartige kommunalpolitische Leistung ist, dass wir diese insgesamt
220 000 Einheiten im Bereich der Kommunalverwaltung haben, die nicht
nur für die betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner wichtig sind, sondern die
auch für den gesamten Wiener Wohnungsmarkt ganz wichtig sind, weil sie
beispielsweise preisdämpfend wirken und weil sie ein zusätzliches Instrument
zur Gestaltung des Wiener Wohnungsmarktes sind.
Aber wichtig ist - so stolz wir auf den Gemeindebau
auch sind -, dass natürlich auch in Gemeindebauten Dinge passieren können, mit
denen wir nicht glücklich und zufrieden sind und wo wir uns natürlich auch
bemühen, Maßnahmen zu setzen, um entsprechende Dinge hintanzuhalten und zu
verhindern.
Wenn Sie beispielsweise Delogierungen angesprochen
haben, so möchte ich nicht den Einzelfall beschreiben, den ich jetzt nicht
kenne, dem ich aber gerne nachgehen werde. Wir sind aber insgesamt sehr
restriktiv bei Delogierungen und haben, wie ich meine, in den letzten Jahren
auch eine sehr gelungene Delogierungsprävention entwickelt.
Aber auch hier gilt, dass es oft
sehr unterschiedliche Interessensgruppen gibt - ohne jetzt auf den Einzelfall
einzugehen -, dass es sehr oft Menschen gibt, die zu uns und zu Wiener Wohnen
sagen: Wann macht ihr endlich
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