Gemeinderat,
22. Sitzung vom 26.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 81 von 118
in diesem Bereich 86 Millionen EUR investiert. Das heißt, wir haben die hohe Leistung im Neubau und in der Sanierung gehalten und gleichzeitig eine sehr starke Steigerung im Bereich der Individualförderung zu verzeichnen gehabt.
Wir haben im vergangenen Jahr neun
Bauträgerwettbewerbe an 17 verschiedenen Standorten durchgeführt und haben mit
diesen Bauträgerwettbewerben insgesamt 2 462 Wohneinheiten
geschaffen. Es sind sehr attraktive Standorte dabei, auch innerstädtische
Standorte wie beispielsweise die Wilhelmskaserne, wo wir allein
671 Wohneinheiten geschaffen haben, oder auch das Karree St Marx mit
443 Wohnungen. Dies ist vielleicht auch ein Beispiel dafür, dass wir ganz
bewusst neben bedeutenden Stadterweiterungsgebieten gerade auch die
innerstädtischen Möglichkeiten ausgeschöpft haben.
Ich denke, dass wir zusätzlich, neben der Leistung im
Bereich des Neubaus und der Sanierung, versucht haben, auch Maßnahmen zu
setzen, um das Lebensgefühl und die Wohnzufriedenheit zu unterstützen. Eine
Maßnahme war sicher die europaweite Ausschreibung im Bereich der
Gebietsbetreuungen, die wir mit Ende dieses Jahres abgeschlossen haben, und wir
konnten auch in den Bezirken zum Teil neue, zum Teil altbewährte
Gebietsbetreuungen wieder neu starten, die wir allerdings auch aufgestockt
haben, personell und finanziell, mit mehr als einem Drittel. Wir haben jetzt
insgesamt 180 Personen im Bereich der Gebietsbetreuungen beschäftigt - das
ist eine deutliche Steigerung -, die mit unterschiedlichen Aufgabenfeldern im
Bereich der Gemeindebauten, aber auch im Bereich der Stadterneuerungsgebiete
tätig sind.
Ich möchte mich noch ein bisschen mit dieser
strategischen Frage der Entwicklung der Wohnbevölkerung, die Sie auch
angesprochen haben, beschäftigen. Das ist ja in der Tat gerade für den Neubau,
aber auch für die Sanierung eine wichtige Frage, und das ist auch der Grund,
warum ich in der letzten Gemeinderatssitzung vorgeschlagen habe, die Wohnbauleistung
deutlich zu erhöhen, nämlich auf 20 000 in den nächsten drei Jahren, und
dass wir uns natürlich auch damit beschäftigen müssen: Wo werden wir diese
Wohneinheiten errichten?
Dazu wird es notwendig sein, in den
Stadterweiterungsgebieten wie beispielsweise Aspern oder Rothneusiedl, aber
auch in innerstädtischen Erweiterungsgebieten tätig zu werden. Ich freue mich
zum Beispiel sehr, wenn wir in Aspern, in Eurogate die größte
Passivhaussiedlung Mitteleuropas errichten werden. Ich denke, dass wir im
Bereich des Neubaus, der Stadterneuerung und Stadterweiterung, aber auch des
ökologischen Bauens völlig neue Wege gehen, dass wir das ökologische Bauen
stärker in die Stadt hereinholen und auch attraktiver gestalten für viele
potenzielle Interessierte, die mit dieser neuen Technologie erst am Rande
konfrontiert sind.
Diese Frage der erhöhten Wohnbauleistung ist
natürlich auch mit vielen gesellschaftspolitischen Fragen verbunden. Das
betrifft die Zuwanderung, die Sie angesprochen haben, aber nicht nur, das gilt
beispielsweise auch für den Umstand, dass erfreulicherweise die Menschen in
unserer Stadt immer älter werden und im hohen Alter auch andere Bedürfnisse
haben. Ich denke, dass der Vorschlag, dass man überlegt, beispielsweise auch
mit Wohngemeinschaften ältere Menschen zusammenzuführen, damit sie im Alter
eben nicht vereinsamen, Ansprechpersonen haben und sich auch selbst
organisieren können, ein sehr guter ist. Ich denke, dass wir einige
Pilotversuche in dieser Richtung haben, die wir auch ausweiten wollen.
Es entspricht, wenn man so will, auch der Philosophie
im Bereich der Pflege und der betreuten Geriatrie, dass wir versuchen wollen,
die Menschen so lang wie möglich im eigenen Wohnumfeld zu belassen und nicht in
ein Pflegeheim zu bringen. Das Problem, das ich dabei sehe, ist ein ähnliches
wie bei der Betreuung in den Seniorenwohnhäusern, wo oft der Zeitpunkt, bis zu
dem man sich entscheidet, eine solche Einrichtung aufzusuchen, sehr weit
hinausgezögert wird. Das ist, wenn man so will, auch ein Problem der Bewerbung,
der Kommunikation, denn besser wäre es natürlich, Menschen möglichst frühzeitig
in solchen Wohngemeinschaften zusammenzuführen, damit sie sich in einem
Lebensalter organisieren können, in dem sie noch nicht reine Pflegefälle sind.
Das ist ein Problem, das wir auch in den
Seniorenwohnhäusern haben, dass man sich oft erst anmeldet, wenn man schon
medizinische Betreuung braucht. Besser wäre es natürlich, schon als, wenn man
so will, junger Senior oder junge Seniorin eine solche Betreuungsinstitution
aufzusuchen. Da sehe ich noch wenig ein Problem, wie wir diese Menschen
zusammenführen. Aber es ist auf jeden Fall wichtig, das anzudenken und hier
auch Modelle zu entwickeln.
Ich möchte vielleicht einen Punkt noch anschließen,
den Sie gar nicht dezidiert angesprochen haben, der aber eng damit verbunden
ist und, wie ich aus vielen Diskussionen in den Ausschüssen weiß, auch ein
großes Anliegen ist. Das ist die Frage, wie wir Wohnraum verstärkt auch für
Menschen mit besonderen Bedürfnissen schaffen, das heißt, für körperlich
behinderte Menschen. Das ist eine Personengruppe, die manchmal, aber nicht
immer identisch ist mit den älteren Menschen und auch besondere Bedürfnisse im
Wohnumfeld hat.
Hier haben wir mit der Behindertenkommission der Frau
Landtagspräsidentin Stubenvoll einen engen Kontakt. Da haben wir auch mit der
Behinderten-Novelle im Jahr 2004 einen völlig neuen Weg eingeschlagen. Im
Neubau sind wir hier sehr weit, aber ich denke, im Bereich der Sanierung
beispielsweise muss man sicher verstärkt darauf eingehen, gerade den älteren
Menschen oder auch behinderten Menschen Möglichkeiten zu schaffen.
Ein dritter Grund, wenn man so
will, in der strategischen Bevölkerungsentwicklung ist auch darin zu sehen,
dass sich die Lebensgewohnheiten der Menschen gravierend ändern. Sie haben es
selbst angesprochen, in Wien haben wir in etwa zwei Drittel Ehen, die - unter
Anführungszeichen - scheitern. Es ist nicht immer
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