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Gemeinderat, 22. Sitzung vom 26.06.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 94 von 118

 

Herr Kollege Stefan verächtlich über die Wiener Filmszene gesprochen hat, dann sage ich: Wien ist nicht Hollywood, Wien ist keine Blockbuster-Enklave, aber ich glaube, es ist auch gut so, dass wir das nicht sind. In Wien entstehen aber Filme wie „Die fetten Jahre sind vorbei", „Hundstage", „Nordrand" oder „We Feed the World", und ich glaube, wir können alle stolz darauf sein, dass diese Filme hier in Wien entstanden sind! (Beifall bei der SPÖ.)

 

Diese Filme haben internationale Auszeichnungen bekommen wie den Goldenen Bären, den Golden Gate Award oder den Fipa dór, und diese Filme haben sich mittlerweile auch ein Kinopublikum erobert, wie zum Beispiel „Fallen" von Barbara Albert oder „In drei Tagen bist du tot". „We Feed the World" hatte 200 000 Besucher in Österreich und über 370 000 in Deutschland. Ich glaube, das ist für eine solche Film-Dokumentation eine wirklich großartige Leistung!

 

Eine Gemeinsamkeit bei diesen Filmen ist, dass sie vom Filmfonds Wien gefördert wurden, der sein Budget, wie man sieht – und die Erfolge geben ihm recht – sehr klug einsetzt, und zwar nicht nur künstlerisch klug, sondern auch wirtschaftlich klug, denn die filmwirtschaftliche Bedeutung, die im Wiener Filmbrancheneffekt – so nennt sich das – gemessen wird und verlangt, dass 100 Prozent der Fördermittel der Beschäftigung der Wiener Filmschaffenden, der Nutzung der Wiener Filminfrastruktur oder Wien als Drehort zugute kommen, liegt im Jahr 2006 bei 343 Prozent.

 

Und weil Filme auch irgendwo gespielt werden müssen, und zwar nicht nur in den Sälen von riesigen Kino-Centers, fördert die Stadt Wien auch die kleineren Kinos beziehungsweise die Viennale-Kinos, wie das Gartenbaukino, das Metro und das Stadtkino. Letztere würde es ohne die Wiener Kinoförderung nicht mehr geben. Sie haben sich ein Stammpublikum erspielt, und dieses ist nicht so klein, wie Herr Stefan jetzt hier tut. Die Besucherzahlen, die 2006 zu verzeichnen waren, waren schon um 10 Prozent höher als 2005, und ich glaube, die Programmkinos haben sicherlich auch ihren Anteil daran.

 

Nun noch ein Blick in die Zukunft: Da es nicht nur kreative Filmer und Geld für einen erfolgreichen Filmstandort Wien braucht, wird es ab dem nächsten Jahr auch eine Ergänzung geben, nämlich die Wiener Film Commission, die eine Anlauf- und Servicestelle für nationale und internationale Filmfirmen sein wird, die bei der Genehmigung und bei der Suche nach geeigneten Locations zur Seite stehen und die anstehende Probleme lösen wird, um Wien als Filmstandort noch besser zu positionieren.

 

Wie Sie sehen, greifen in jedem Feld der Kultur- und auch der Wissenschaftspolitik viele Räder gezielt ineinander, und das führt zum gemeinsamen Erfolg.

 

Kollegin Ringler hat auch die Förderung neuer Medien beziehungsweise die Netzkulturen angesprochen. Im Zusammenhang mit der Netzkultur gibt es ein Fördermodell, das im Jahr 2006 verwirklicht wurde. Wir alle haben gewusst, dass das ein partizipatives Modell ist, das auf Wunsch der Szene zustande gekommen ist. Es war von Anfang an klar, dass das kein unverrückbares und unveränderbares Modell ist, sondern auch gewünscht und geplant war, dass es sich weiter entwickeln soll. Dieses Modell ist sicherlich noch nicht perfekt, aber so war es auch von Anfang an gedacht. Es soll sich weiter entwickeln und wird auch weiter entwickelt werden.

 

In diesem einen Jahr, seit es das neue Netzkulturfördermodell gab und auch fast doppelt so viel Geld zur Verfügung stand als noch im Jahr zuvor, hat sich gezeigt, dass es ein künstlerisch-kreatives Potenzial in dieser Stadt gibt, das vorher so nicht sichtbar war. Es hat neue Orte entstehen lassen wie das Metalab, wo sich Abend für Abend 40 TechnikerInnen treffen, austauschen und neue Projekte schaffen. Es wurde auch ein jährliches Festival ins Leben gerufen, bei dem man sich in Kooperation mit internationalen Künstlern, Medientheoretikern und der angewandten Szene sichtbar gemacht und gemeinsam präsentiert hat. – Ich meine, das ist einiges für ein Jahr neue Netzkulturförderung! (Beifall bei der SPÖ.)

 

Wien ist aber auch eine Stadt der bildenden Kunst. Es gibt hier viele Orte, wo bildende Kunst stattfindet, einer davon ist die Kunsthalle, die sicherlich die wichtigste und größte Institution für zeitgenössische Kunst ist, in der es großartige Ausstellungen gibt wie „Summer of Love“, „Superstars“ oder „Americans“, die wirkliche Publikumsmagneten sind und dazu beigetragen haben, dass die Kunsthalle im Jahr 2006 fast 190 000 Besucher und damit ein Besucherplus von über 29 Prozent im Vergleich zum Jahr 2005 hatte. Und weil die Opposition immer wieder kritisiert, dass hier zu viele Freikarten vergeben werden – wenn sie auch andererseits einen niederschwelligen Zugang zu Kunst und Kultur einfordert –, füge ich hinzu: Das waren zahlende Besucher!

 

Allerdings machen die Besucherzahlen allein den Erfolg nicht aus, denn Erfolg bedeutet auch, dass es internationale Kooperationen gibt, wenn etwa renommierte Institutionen Ausstellungen übernehmen wie die Tate Liverpool.

 

Erfolg heißt aber auch, wenn fast 60 Prozent der Besucher zwischen 20 und 40 Jahre sind, denn das zeigt, dass die Kunsthalle als Institution und als Einrichtung dieser Stadt Zukunft hat.

 

Ein anderer Ort für bildende Kunst wurde erst vorige Woche eröffnet, nämlich das „Museum auf Abruf“. Es beheimatet die Kunstsammlung der Stadt Wien mit mittlerweile fast 17 000 Objekten. Diese Kunstsammlung wurde seit 1951 angeschafft. Sie wird zum einen nach Qualitätsmaßstäben ausgewählt und verfolgt zum anderen einen ganz wichtigen Gedanken, nämlich den der Förderung junger Künstler, die es vor allem in der Startphase nicht leicht haben. Das Schöne daran ist, dass diese Kunstsammlung jetzt auf 600 m² im Rahmen einer tollen Architektur auch gezeigt werden kann. Es wird jährlich drei Themenausstellungen geben, die den Menschen in Wien – und hoffentlich auch im Rathaus – zeitgenössische Kunst, übrigens gratis an sechs Tagen die Woche, näher bringt. Falls Sie am Freitag noch nichts

 

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