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Gemeinderat, 22. Sitzung vom 26.06.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 104 von 118

 

bisschen die Mühe macht, nicht nur polemisch zu sagen, das ist alles Hochkultur und Wien fördert daher nur Hochkultur, sondern bei all diesen Projekten auch ein wenig in die Tiefe zu gehen, sei es bei den Wiener Festwochen, sei das beim Theater an der Wien und sei das auch beim Mozartjahr. Jawohl, Wien fördert Hochkultur, dazu stehen wir, aber Wien fördert genauso gut auch die jungen, innovativen, unbequemen und auch unbekannten Projekte! (Beifall bei der SPÖ.)

 

Das war, meine Damen und Herren, im Jahr 2006 so. Das wird im Jahr 2007 auch weiterhin so sein. Ich erspare mir jetzt, sozusagen die einzelnen Projekte und auch das Viele, was wir im Laufe des Jahres 2006 getan haben, Ihnen noch einmal zu erzählen. Ich möchte stattdessen ganz gern auf eine Studie verweisen, die noch nicht veröffentlicht wurde, und zwar des European Institute for Comparative Urban Research, Euricur, der Erasmus Universität Rotterdam, das einen großen Städtevergleich mit mehreren europäischen Städten angestellt hat, wo es sozusagen auch das gesamte Kulturangebot und die Kulturpolitik der Stadt Wien unter dem Titel !The Impacts of Culture on the Economic Development of Cities" untersucht hat. Ich entschuldige mich bei den Kollegen der Freiheitlichen Fraktion, dass ich hier jetzt eine Fremdsprache spreche, aber die Welt ist nun einmal vielfältig und besteht nicht nur aus der deutschen Sprache. In dieser Studie wird auf verschiedene Dinge eingegangen, was das kulturelle Angebot anbelangt. Ich empfehle sie sehr zur Lektüre, falls Sie wieder einmal sozusagen der Blues überkommen sollte, was die Wiener Kulturlandschaft anbelangt. Sie werden da sehr rasch herausgeholt. Diese Studie haben nicht wir in Auftrag gegeben, davon habe ich nicht einmal gewusst, sondern die hat offensichtlich die EU in Auftrag gegeben. Und das ist im Grunde eine ganz große Auszeichnung, was Kulturpolitik und das kulturelle Schaffen in dieser Stadt anbelangt, auch was die Zugangsmöglichkeiten und den grundlegenden demokratischen Charakter der Stadt anbelangt.

 

Ich zitiere vielleicht nur zwei, drei Sätze. Wenn Sie wollen, übersetze ich gerne, aber ich nehme an, dass die Englischkenntnisse allgemein doch so fortgeschritten sind: “In none other large cities of Europe culture is so much the hegemony of the local community to the point of everybody seems to have a strong opinion about the quality of the event in the lives of times at the artistic community. In part this is the result of a demographic access policy to culture. It is possible for citizens to attend even the top culture and events at very low prices and this certain highest culture participation among all social groups. Culture is also a feature of public space and not only the old historical parts of the inner-city." - Und so weiter. (GR Mag Wolfgang Jung: Das dürfte laut Gerichtsentscheid nicht ins Protokoll kommen!) Ich weiß schon, dass Sie das nicht goutieren, weil Sie gesagt haben, bei den Wiener Festwochen sollten auch nur deutschsprachige Aufführungen stattfinden. Jedenfalls ist das ein dickes Papier, das die Kulturpolitik der Stadt Wien durchaus kritisch, aber im Grunde doch so erwähnt, wie wir das wahrscheinlich während der Rechnungsabschlussdebatte gar nicht lobend machen könnten, ohne dass Sie dagegen protestieren.

 

Meine Damen und Herren, wir haben eine Kultur der Vielfalt, wir haben eine Kultur der Ausweitung und auch viele Projekte. Ich möchte sie doch ganz kurz nur erwähnen, weil sie da noch gar nicht gefallen sind, weil man das sonst vielleicht neben diesen sehr umfangreichen und durchaus auch kostspieligen Investitionen und neuen Maßnahmen im Bereich der Kultur vergisst.

 

Ich möchte nur daran erinnern, dass wir im letzten Jahr sehr erfolgreich versucht haben, den Karlsplatz als einen Kunstplatz zu etablieren, mit zahlreichen Maßnahmen, vor allem aber natürlich auch mit der Unterstützung der Institutionen, die am und um den Karlsplatz sind. Das wird dort sehr gut von den Einrichtungen, aber natürlich auch vom Publikum angenommen, wenn ich nur an den letzten Karlstag vor einigen Wochen verweisen darf und darauf verweisen darf, wie viele Menschen diesen Platz mittlerweile nicht nur als Verkehrsknotenpunkt, nicht nur als einen Ort, wo man sozusagen von einem Verkehrsmittel auf das andere umsteigt, sondern auch als Kunstplatz wahrgenommen haben.

 

Ich möchte aber auch daran erinnern, dass wir beispielsweise mit Wiedereröffnung des Fluc ein sehr wichtiges Musik- und Kulturzentrum für junge Menschen in der Stadt am Praterstern etabliert haben. Auch das ist mit städtischer Unterstützung geschehen. Das auch als ein Beispiel für eine gelebte Partnerschaft und Wertschätzung der Kulturpolitik gegenüber der freien alternativen Kunst- und Kulturszene.

 

Wir haben auch ein anderes kleines, aber sehr wichtiges Projekt, das von der FPÖ immer wieder abgelehnt wird, unterstützt, nämlich den „Weg der Erinnerung durch die Leopoldstadt", etwas, das wir auch hier heftig diskutiert haben. Aber woran ich auch erinnern möchte, ist, dass wir auch im uns wichtigen kleinteiligen Bereich das für die würdige Erinnerung von Menschen, die ansonsten vergessen werden würden, nämlich Nazi-Opfer, unterstützt haben.

 

Wir haben weiterhin sehr viel in die Sanierung und Renovierung der Stadt über den Altstadterhaltungsfonds investiert, wenn ich Sie daran erinnern darf, dass wir etwa mit der Otto-Wagner-Kirche ein wirkliches Jugendstiljuwel renoviert haben, das in den vergangenen sechs Jahren um knappe 12 Millionen EUR renoviert werden konnte und wo wir einiges dazu in einer sehr guten Zusammenarbeit beitragen konnten.

 

Meine Damen und Herren, die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Ich verstehe schon, dass es die Opposition stört, wenn man im Grunde auf das hinweist, was man über das Jahr 2006 gemacht hat. Ich meine aber, dass das nicht nur international, sondern auch national absolut gewürdigt und gesehen wird. Wien macht eine Kultur der Vielfalt der Haltung, auch der gesellschaftspolitischen Haltung, der künstlerischen Qualität, eine Politik, die Kritisches fördert und insgesamt für die Lebensqualität in dieser Stadt auch etwas macht. Wenn Wien so lebenswert ist, wie es ist und was auch internationale

 

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