Gemeinderat,
23. Sitzung vom 27.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 99
(Beginn um 9 Uhr.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich
wünsche einen wunderschönen guten Morgen!
Ich eröffne die 23. Sitzung des Wiener
Gemeinderates.
Entschuldigt ist zu Beginn niemand. Mitgeteilt wurde,
dass GR Strobl nachmittags einige Zeit beruflich verhindert ist und GR Troch ab
14 Uhr auf Grund eines Termins außerhalb von Wien entschuldigt ist.
Wir kommen zur Fragestunde.
Die 1. Anfrage (FSP - 02914-2007/0001 - KGR/GM)
wurde von Herrn GR Marco Schreuder gestellt und ist an die Frau amtsführende
Stadträtin der Geschäftsgruppe Umwelt gerichtet. (Im Wiener Gemeinderat vom 2.
März d J wurde ein Antrag einstimmig angenommen, in dem Wien sich auf Grund
fehlender Maßnahmen seitens des Bundes gezwungen sieht, durch Ersatzvornahmen
die ärgsten Gefahren für den Jüdischen Friedhof Währing, die von Baumschäden
ausgehen, zu beseitigen. Welche Maßnahmen hat das Stadtgartenamt in diesem Jahr
unternommen, um schwere Schäden zu beseitigen und weitere Zerstörungen des
Kulturdenkmals zu verhindern?)
Ist der Fragesteller anwesend? (GR Marco Schreuder, eben seinen Platz einnehmend: Ja!) Er ist
anwesend. – Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Schönen
guten Morgen! Ich verstehe, dass die Ermüdungserscheinungen vorhanden sind. Sie
betreffen uns ja alle gleichermaßen mittlerweile.
Zu Ihrer Frage, die sich mit dem jüdischen Friedhof
befasst, kann ich Ihnen berichten, dass das Stadtgartenamt bereits im
Jahr 2003 dort sehr intensive Maßnahmen vorgenommen hat. Im Wert von
165 000 EUR wurde damals der gesamte Baumbestand durch eine
Vertragsfirma einer Baumprüfung unterzogen. Wir haben die ganzen Hauptdaten der
Bäume erfasst, die Kronen-, Stamm- und Wurzelkriterien untersucht, ebenso die
Verkehrssicherheit und haben dann die ganzen erforderlichen Baumpflegemaßnahmen
gesetzt. Es sind auch Bäume gefällt worden, Ersatzpflanzungen durchgeführt
worden und so weiter.
Es war das auch damals eigentlich schon als
Quasiersatzmaßnahme für fehlende Bundesmaßnahmen gedacht. Bedauerlicherweise
hat sich herausgestellt, dass der Bund seinen Verpflichtungen in diesem Bereich
bis heute nicht wirklich nachgekommen ist, weshalb es ja dann wieder zu diesem
Antrag im März 2007 gekommen ist.
Wir haben sofort darauf reagiert, haben einmal eine
Erhebung des gesamten Bestandes gemacht, haben uns das wieder angeschaut. Ich
möchte wirklich nur darauf hinweisen, dass die Formulierung mit dem Wort
Ersatzvornahme uns insofern Schwierigkeiten bereitet hat, als eine Ersatzvornahme
immer eine rechtliche Grundlage voraussetzt, auf Grund derer man
Ersatzvornahmen vornehmen kann. Das heißt, das Stadtgartenamt kann dort nicht
hineinmarschieren und sagen: Grüß Gott, wir schneiden jetzt ein paar Bäume um,
die im Weg herumstehen, und schicken euch dann die Rechnung. So funktioniert
das nicht, sondern da braucht es vorher eine gesetzliche Grundlage, auf Grund
derer man das dann vorschreiben kann, die dort nicht gegeben ist.
Das hat ein bisschen zu Problemen geführt. Wir haben
uns jetzt aber entschlossen, diese Maßnahmen, unabhängig von einer
Ersatzvornahme, durchzuführen. Das wird sich wieder im Rahmen von ungefähr
100 000 EUR bewegen. Und ich möchte wirklich darauf hinweisen, dass
auch das Stadtgartenamt das nicht mit eigenem Personal und auch nicht mit
eigenen Gerätschaften machen kann, sondern auch wir immer eine Fremdfirma für
so etwas engagieren müssen.
Das heißt, mein Ziel ist es, dass es mit dem Bund
jetzt dann wirklich auch ein Übereinkommen gibt, wie das in Zukunft weitergeht,
denn ich glaube, dass es nicht sein kann, dass hier immer die Stadt Wien
einspringt für Verpflichtungen, die eigentlich der Bund übernommen hat, nämlich
die Pflege und Erhaltung dieses Friedhofs.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich
danke für die Beantwortung. – Die 1. Zusatzfrage wird vom Fragesteller
gestellt.
GR Marco Schreuder (Grüner Klub im
Rathaus): Mittlerweile auch mit Atem.
Sehr geehrte Frau Stadträtin, vielen Dank für die
Antwort. Zum Wort Ersatzvornahme: Es war ohnedies nicht unser Wunsch, dass es
im Antrag, der einstimmig im Gemeinderat beschlossen worden ist, so bezeichnet
wird, aber immerhin war irgendwie die Hoffnung groß, dass, bevor noch
Verhandlungen stattfinden, wer das wie finanziert, damit man das Washingtoner
Abkommen erfüllen kann, die Stadt Wien selber aktiv wird und zumindest jetzt
dafür sorgen kann, dass keine weiteren Zerstörungen passieren.
Sie haben erzählt, dass Ihre frühere Kollegin Kossina
2003 bereits ein bisschen was gemacht hat. Das war natürlich noch, bevor
„Kyrill" da einige Zerstörungen verursacht hat und auch der Sturm vom
vergangenen Donnerstag. Mittlerweile sind die Wege kaum begehbar, es hängen
Äste in die Luft, die jederzeit herunterknallen können, und ein Haus war jetzt
akut gefährdet durch einen Baum, der schon durch „Kyrill" zur Hälfte
zerstört worden ist und bald umfällt. Das Haus ist vom Biedermeier-Architekten
Kornhäusl.
Meine Frage: Das ist ja nicht etwas, was lästig ist,
wo man ständig fragt, wer zahlt das und so, das ist ja durchaus etwas, worauf
man stolz sein und sagen kann, super, wir haben in dieser Stadt ein
Kulturdenkmal, und wir wollen das erhalten. Sehen Sie das auch so, Frau
Stadträtin?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Ulli Sima:
Ja, natürlich sehe ich das auch so, das ist überhaupt keine Frage. Trotzdem
glaube ich, dass es schon ganz wichtig ist, dass das geregelt wird. Ich meine,
die Stadt Wien hat ja schon eine Reihe von Zahlungen, Kosten und Investitionen
gerne in diesem Bereich übernommen, und ich rede jetzt nicht nur vom jüdischen
Friedhof, sondern von diversen Fonds, in
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