Gemeinderat,
23. Sitzung vom 27.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 99
die wir eingezahlt haben – Hakoah ist auch ein
Stichwort –, also ich glaube, dass die Stadt Wien ihrer Verantwortung in diesem
Bereich wirklich über die Maßen und auch gerne nachkommt, aber nichtsdestotrotz
bin ich der Meinung, dass wir auch den Bund nicht aus der Verantwortung in
diesem Bereich entlassen können und dürfen.
Die Stadtgärtner haben jetzt ohnedies wieder
angefangen – auch außerhalb dieser ganzen Ersatzvornahmediskussion, auf
unbürokratischem Weg, sage ich einmal –, dort die größten Schäden zu
beseitigen, aber ich glaube, dass man mittelfristig jetzt wirklich einfach eine
Regelung finden muss, und ich bin schon der Meinung, dass man den Bund da nicht
einfach aus der Verantwortung entlassen darf.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke.
– Die 2. Zusatzfrage wird von GR Dr Wolf gestellt.
GR Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Frau Stadtrat!
Es ist unbestritten, dass der Währinger jüdische Friedhof
einen kulturhistorischen Wert darstellt, es ist unbestritten, dass Gefahr in
Verzug ist, und es ist drittens unbestritten, dass es einen einstimmigen
Beschluss des Gemeinderates gibt, dass hier Änderungen vorgenommen werden
sollen.
Meine Frage: Sind Sie mit den Bundesstellen – das
sind ja sozusagen nicht schwarz-blaue Bundesstellen, sondern die Kompetenz
liegt ja diesmal bei roten Bundesstellen – bereits in Verhandlungen, um diesen
unwürdigen Kompetenzstreit zu beenden?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Sehr
geehrter Herr Gemeinderat!
Ich bin, ehrlich gesagt, ein bisschen die falsche
Ansprechpartnerin. Ich stehe heute hier, weil zu meinen Abteilungen das
Stadtgartenamt gehört und das Stadtgartenamt in dem Antrag ersucht wurde,
vorübergehend, bereits das zweite Mal, die schlimmsten Baumgefahren zu
beseitigen. Die Umweltstadträtin ist nicht diejenige, die in diesem Bereich mit
den Bundesstellen verhandelt, deswegen kann ich Ihnen dazu nicht wirklich
Auskunft erteilen. Ich kann Ihnen sagen, was wir konkret am Friedhof schon
gemacht haben, das habe ich vorher schon aufgezählt. Die Stadtgärtner sind auch
jetzt wieder nach dem letzten Sturm dort gewesen und haben einmal versucht, die
gröbsten Schäden einzuschätzen und wieder zu beseitigen.
Ich glaube wirklich, dass es jetzt einfach zu einer
schnellen Lösung kommen muss, weil ich diesen Zustand auch für keinen guten
Zustand halte.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke.
– Die 3. Zusatzfrage wird von GR Lasar gestellt.
GR David Lasar (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Danke schön. – Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr
geehrte Frau Stadträtin!
Eines möchte ich gleich vorwegnehmen: Sie haben von
der Hakoah gesprochen, aber ich glaube, die Hakoah hat mit dem Friedhof in
Währing nichts zu tun. Das ist eine Subvention, die Wien gewährt. (Amtsf
StRin Mag Ulli Sima: Nur als Beispiel!) Nein, das hat gar nichts damit zu
tun, das ist ein Sportverein, bitte.
Aber angemerkt sei Folgendes: Eines, was ich jetzt
ständig vernommen habe, war, Sie sind für das nicht zuständig, der Herr Pokorny
ist für das andere nicht zuständig, der Bund, ich weiß nicht, ist auch für
etwas nicht zuständig, also in Wahrheit ist eigentlich gar niemand zuständig.
Meine Frage: Warum wird eigentlich der Währinger
Friedhof, gerade diese letzte Ruhestätte, so stiefmütterlich von Wien
behandelt?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Ich glaube,
dass Sie das grundlegend noch nicht ganz verstanden haben. Es gibt ein
Übereinkommen zwischen Wien und dem Bund, dass es ganz klar ist, dass der Bund
sich um die Erhaltung dieser jüdischen Friedhöfe kümmert. Tatsache ist aber,
dass das bisher nicht geschehen ist, und deswegen war das Stadtgartenamt hier
bereits zweimal tätig, und ich glaube, dass es einfach für die Zukunft klug
wäre, sich in diesem Bereich schnell zu einigen, weil ich auch der Meinung bin,
dass die Pflege und Erhaltung dieser jüdischen Grabanlagen wirklich möglichst
schnell geklärt werden sollte.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke.
– Die vierte und letzte Zusatzfrage wird von GR Schreuder gestellt.
GR Marco Schreuder (Grüner Klub im
Rathaus): Frau Stadträtin!
Ich befinde mich jetzt schon mit mehreren Leuten, die
diesen Friedhof seit langer, langer Zeit retten wollen, verzweifelt auf der
Suche nach einer Person innerhalb der Wiener Stadtregierung, die sagt: Ja, ich
übernehme die Initiative, ich will, dass dieser Friedhof gerettet wird, ich
kann meinen Beitrag dazu leisten.
Jetzt habe ich diese Anfrage an Sie gestellt, weil
ich mir dachte, Frau Umweltstadträtin, Sie wären eine ganz hervorragende Wahl
für diese Person, weil das Stadtgartenamt tatsächlich sehr, sehr viel leisten
könnte, um weitere Zerstörungen zu verhindern, das begehbar zu machen, sodass
Menschen diesen Friedhof auch sehen können und man ihn der Öffentlichkeit
präsentieren kann.
Meine Frage: Würden Sie das tun? Würden Sie die
Initiative übernehmen und sagen: Ich will mit dem Stadtgartenamt diesen Friedhof
retten. Ich trete an die Nationalratspräsidentin Prammer, an die Bundesstellen
heran, und die Stadt Wien ist bereit, mit mir, mit meiner Kompetenz als
Umweltstadträtin, mit dem Stadtgartenamt, einen Beitrag dazu zu leisten?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Sehr
geehrter Herr Gemeinderat!
Ich glaube, dass wir gerade dabei
sind, einen Beitrag dazu zu leisten. Aber eines muss ich schon sagen: Das
Stadtgartenamt kann natürlich immer nur im gärtnerischen Bereich tätig sein.
Was aber auf dem Friedhof
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