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Gemeinderat, 23. Sitzung vom 27.06.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 12 von 99

 

und ich sehe dahinter, wenn man so will, auch die Möglichkeit, gemeinsam darüber nachzudenken, was man tun kann, um präventiv auch im Wohnumfeld mit Menschen so umzugehen, dass man vielleicht frühzeitig erkennt, welche Situationen es gibt. Ich denke, dass wir hier mit dem Instrument der Gebietsbetreuungen durchaus eine Einrichtung haben, die dazu angetan ist, in direktem Kontakt mit den Bewohnerinnen und Bewohnern zu stehen, gleichzeitig aber auch mit vielen anderen Einrichtungen unserer Stadt oder auch privaten Verbänden und Institutionen. Ich denke, dass hier die Gebietsbetreuungen eine ganz wichtige Aufgabe und Funktion gehabt haben und in Zukunft haben werden.

 

Das ist auch der Grund, dass wir die Gebietsbetreuungen im Wesentlichen in zwei großen Bereichen entwickelt haben, nämlich die Gebietsbetreuung, die im Stadterneuerungsbereich tätig ist, die sich vor allem, wenn man so will, um die abgewohnten Quartiere kümmert, dort, wo Sanierung ansteht, wo es auch darum geht, die Bewohnerinnen und Bewohner vorzubereiten, wo wir auch wissen, dass es in diesen abgewohnten Vierteln oft durchaus auch soziale und gesellschaftspolitische Fragen gibt, die zu klären sind.

 

Zum Zweiten haben wir unsere Verantwortung auch als Haus- und Wohnungseigentümer dahin gehend ausgeweitet, dass wir speziell für die städtischen Wohnhausanlagen eine Gebietsbetreuung haben, die sich auch um die Wohnzufriedenheit der Mieterinnen und Mieter im Gemeindebau kümmert.

 

Ich habe am Beginn des heurigen Jahres die Möglichkeiten der Gebietsbetreuungen aufgestockt. Wir haben finanzielle und personelle Ressourcen um in etwa ein Drittel erhöht. Ich denke, dass wir mit diesen neuen, erweiterten Möglichkeiten durchaus die Chance haben, auch präventiv einzuwirken und die Gesprächssituation zwischen den Bewohnerinnen und Bewohnern so zu verbessern, dass es hier möglich ist, frühzeitig einzugreifen, wenn wir den Eindruck haben, dass das notwendig ist.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke, Herr Stadtrat. Die 1. Zusatzfrage wird von GRin Frank gestellt. Ich bitte.

 

GRin Henriette Frank (Klub der Wiener Freiheitlichen): Danke, Herr Stadtrat, für die sehr ausführliche Beantwortung.

 

Es ist so, es wird hier immer vom Einzelfall gesprochen, aber man übersieht, dass der Landespolizeikommandant Karl Mahrer gesagt hat, dass hier bereits 70 Anzeigen wegen Lärms diesem Attentat vorausgegangen sind. Ich will jetzt nicht auf den Attentäter im Einzelnen zu sprechen kommen, das ist bestimmt ein Einzelfall, es geht mir jetzt um den Lärm als solchen. In Favoriten sind zum Beispiel jetzt im Monat Juni bis Mitte des Monats die Einsätze wegen Lärms bereits 50 Prozent höher, als das in den Monaten April und Mai der Fall war, wo es auch schon sehr warm war.

 

Also Lärm wird ein zentrales Thema in dieser Stadt werden, und ich finde, es ist im Moment ein Lärmtourismus, der auch hausgemacht ist. Lärmtourismus heißt, es kommen jetzt anlagenfremde Menschen, setzen sich dorthin, essen, trinken, es ist lustig, nur leider bis Mitternacht und später. Auch Hundezonen werden in dichtest verbaute Gebiete hinein geplant, gesetzt. Die Menschen kommen überhaupt nicht mehr zur Ruhe.

 

Daher frage ich Sie, inwieweit Sie sich hier einsetzen wollen, entweder in wirklich dicht verbauten Gebieten solche Lärmquellen wieder zu reduzieren oder wegzunehmen beziehungsweise in Neubaugebieten überhaupt erst gar nicht mehr zuzulassen. Grundsätzlich ja, aber nicht im dichtest verbauten Gebiet in Karrees, wo es hallt oder sonst etwas.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat.

 

Amtsf StR Dr Michael Ludwig: Auch hier möchte ich die Antwort auf Ihre Frage vielleicht wieder in zwei Teile gliedern.

 

Das eine ist, dass wir natürlich überall dort, wo Menschen sind, auch die, wie Sie es nennen, Lärmquellen haben werden. Es ist natürlich so, dass wir Kinderspielplätze oder auch zum Beispiel die von Ihnen angesprochenen Hundezonen überall dort machen werden und haben werden, wo es eben Kinder beziehungsweise den Bedarf von Hundeauslauf gibt. Das wird nicht generell vermeidbar sein. Was ich daran anschließen möchte, ist durchaus die Überlegung, dass man sagt, man muss Spielregeln, die man sich gemeinsam gibt, natürlich auch einhalten. Das gilt für die Hausordnung in den städtischen Wohnhausanlagen genauso, wie auch für Spielregeln, die man sich bei der Parkbenützung gibt oder die man sich auch bei der Benutzung von Hundezonen oder anderen sehr stark genutzten öffentlichen Plätzen gibt.

 

Da ist richtig, dass wir auch mit den Gebietsbetreuungen und anderen Einrichtungen der Stadt, wie dem Bürgerdienst beispielsweise, in laufenden Gesprächen sind, um hier Möglichkeiten zu finden. Auch zum Beispiel mit Parkbetreuern, mit Back on Stage wollen wir Kinder und Jugendliche darauf aufmerksam machen, dass es ab einer bestimmten Uhrzeit nicht mehr möglich ist, zum Beispiel einen Spielplatz zu frequentieren.

 

Ich würde doch bitten – und da bin ich dann beim zweiten Teil Ihrer Frage –, dass man auch sieht, dass hier diese, wie Sie es nennen, Lärmquellen natürlich deshalb immer entstehen, weil es hier einen sehr starken Nutzungsdruck gibt, gerade auch im dicht verbauten Gebiet, und dass es sehr unterschiedliche Interessen gibt, die von jeder Seite her verständlich sind.

 

Ich verstehe – ich habe das gestern schon erwähnt –, dass Kinder und Jugendliche einen Bewegungsdrang haben, spielen wollen, beim Spielen auch lärmen wollen. Ich verstehe aber natürlich auch die Interessen der Anrainerinnen und Anrainer, die ab einer gewissen Uhrzeit ein Ruhebedürfnis haben. Hier einzugreifen, darum habe ich die Gebietsbetreuungen speziell ersucht, und ich bin sicher, dass es den Gebietsbetreuungen und den auch zusätzlich von mir jetzt geschaffenen Mediatoren möglich sein wird, im Gespräch mit den betroffenen Personen nach Lösungen zu suchen und sie auch zu finden.

 

Vielleicht noch einen Nachschub zum zweiten Teil

 

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