Gemeinderat,
23. Sitzung vom 27.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 99
Politiker, die mit Medien machen, zitieren, sondern
schauen Sie sich bloß die Debatte an, die es mit Prof Huber und Prof Leodolter
gibt. Das ist natürlich eine Mediendebatte. Und warum? Weil die beiden Herren
eine daraus gemacht haben. Da geht es um Medizin und da geht es vor allem um
Patienten. Da warte ich bis jetzt völlig vergeblich. Ich habe alle Zeitungen
nach irgendeiner Äußerung des Herrn Patientenanwalts, frisch gebacken, zu diesem
Missstand durchgestöbert. Wenn er das schon wieder nicht breittreten will, dann
frage ich mich, wie er mit den Beschwerden und den Hoffnungen, die Menschen in
ihn setzen, dass er dazu Stellung nimmt, umgeht. Denn da geht es nicht nur um
diese Sachen in der Öffentlichkeit zu dieser Wunderwaffe gegen Krebs in
„NEWS", sondern da sind Patienten vorgestellt, man könnte auch sagen,
vorgeführt, in der Öffentlichkeit, wie sie denn geheilt wurden, mit Zitaten und
so weiter und es stellt sich jetzt, auch in den Medien und mittels der Medien -
Gott sei Dank gibt es eine Diskussion in den Medien - heraus, so super sind die
Ergebnisse nicht. Die sind wissenschaftlich nicht gesichert. Möglicherweise
gibt es private wirtschaftliche Interessen der beiden Herren, die Gesellschafter
der Firma sind, die das Medikament anbietet und die zwei Patientinnen
hinausstellen, damit sie eine Liquidation abwenden. Das ist etwas, wo ein
Patientenanwalt, der immerhin nicht nur in seinem Kammerl sitzen und
Beschwerden entgegennehmen soll, jetzt öffentlich die Position der Patienten
und Patientinnen wahrnehmen müsste. Denn mit der Hoffnung krebskranker Menschen
zu spekulieren, ist unseriös, ist menschlich zutiefst abzulehnen! Wer, wenn
nicht der Patientenanwalt, hat hier öffentlich und klar Stellung zu nehmen? Er
tut es nicht! Er hat es nicht getan! Er sieht es nicht als seine Aufgabe!
Damit komme ich zurück zu meinem Bild von der totalen
Institution. Menschen in Pflegeinstitutionen, und das müssen gar nicht
städtische sein, es können auch private sein, sind in einer extrem abhängigen
Position. Sie brauchen im Pflegeombudsmann Vogt oder in seinem Nachfolger
Patientenanwalt Brustbauer jemanden, der laut und deutlich sagt, woran es
krankt. Denn wie sollen sie denn überhaupt motiviert sein, sich an ihn zu
wenden? Wie sollen Angehörige überhaupt ermutigt werden, dort Unterstützung zu
suchen? Wie sollen Missstände denn sonst abgestellt werden? All das bleibt er
schuldig. Daher können wir nicht verstehen, wieso man einem Konzept von
Patientenvertretung und Pflegeanwaltschaft mit dieser Postenbesetzung zum
Durchbruch oder zur weiteren Fortführung verhilft, die wir längst überwunden
geglaubt haben. Man sieht an Herrn Dr Bachinger in Niederösterreich, dass man
einen wesentlich systemischeren Zugang zu diesem Amt haben kann, einen in einem
sehr positiven Sinn politischen. Wir glauben angesichts der KandidatInnen, die
es gegeben hat, dass da viel verpasst wurde und wir können dem eigentlich gar
nicht folgen.
Wir haben hinsichtlich dieser Debatte zur Krebsimpfung
auch einen Beschluss- und Resolutionsantrag einzubringen. Wir wissen aus den
Medien, dass Herr Direktor Krepler die Interne Revision beauftragt hat, eine
Untersuchung zu führen. Wir sind froh, dass das der Fall ist. Ich sage noch
einmal, wir sind nach wie vor und weiterhin der Meinung, dass die Verhandlungen
hinsichtlich einer gemeinsamen Betriebsführungsgesellschaft im AKH jetzt mehr
denn je mit Vehemenz voranzutreiben sind, auch von der Stadt.
In dem Beschlussantrag, den wir heute einbringen, ersuchen
wir die zuständige Stadträtin für Gesundheit und Soziales, den Bericht der
Internen Revision zur Überprüfung der Vorfälle rund um die Impfung gegen Krebs
dem Gemeinderatsausschuss für Gesundheit und Soziales zur Diskussion
vorzulegen.
Wir fordern die sofortige Abstimmung dieses Antrags.
Wir sind einen langen Weg gegangen, was die
Pflegeheime der Stadt Wien betrifft. Es ist noch ein langer Weg vor uns. Das
Geriatriezentrum Lainz ist noch nicht zugesperrt und es wird in dieser Phase
sicherlich notwendig sein, den Menschen, die dort sind, das Gefühl zu geben,
dass sie jetzt sozusagen nicht im Auslauf sind, sondern dass man sich auf die
nötige Weise bis zur Schließung mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln um
sie kümmert.
Ganz am Schluss, es ist der Herr Kollege Ebinger
nicht mehr da, möchte ich mich noch dagegen aussprechen, ein Bild vom Alter zu
entwerfen, das, wie er das nach meiner Einschätzung gemacht hat, sich nur an
der Hinfälligkeit orientiert. Jeder von uns muss es sich für sich vorstellen,
dass es so sein kann. Es kann uns morgen jemand auf der Straße zusammenführen
und wir liegen auf der Beatmungsstation. Das kann immer passieren. Aber Alter,
und das möchte ich sozusagen an den Schluss setzen, ist nicht nur
Hinfälligkeit, Hilflosigkeit, Betreuungsbedarf. Es gibt optimistische
Szenarien, Zukunftsprognosen, die auch heißen, wir werden eine verdichtete
Phase der Pflegebedürftigkeit haben, die später kommt und kürzer dauert. Also
gegen die Idee, dass man mit 65 am Stock geht, es dann jedes Jahr ärger wird
und man dauernd irgendwie seine Kompetenzen abgibt, möchte ich mich wehren,
vielleicht weil ich nächstes Jahr 50 bin und da ist man dann schon 50-plus und
ist auf einmal gemeint. (GR Franz Ekkamp:
Das könnte in Ihrem Fall gar nicht sein! Übrigens ein schönes Alter!) -
Danke für die Rosen, es könnte gar nicht sein in meinem Fall!
Unser Altenbild oszilliert zwischen einer
Vorstellung, die durch die Medien vermittelt wird. Sie kennen sicher die
Werbung, wo ein durchaus mit Sixpack versehener alter Herr vom Trampolin, also
vom Sprungbrett, hinunterfedert und unten auch eine ziemlich hübsche
Mittsechzigerin sitzt, die sagt, er ist so super. Er köpfelt ins Wasser und
nimmt, ich weiß nicht, Buerlecithin oder so etwas und ist einfach toll. Damit
wird sozusagen irgendwie sexuelle Attraktivität und Lust und Leben vermittelt.
Das Bild ist natürlich eine Vorgabe, weil man vielleicht so super ist. Also ich
will nicht, dass mein Mann mit 70 noch vom Zehnmeterbrett springt. (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Warum?) Dann
verrenkt er sich noch den Rücken. Aber das ist das eine Bild.
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