Gemeinderat,
23. Sitzung vom 27.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 99
lange vor dem physischen Tod
erlitten! Wie viele schmerzvolle Erfahrungen hätten sich die alten Menschen
ersparen können!
Frau Kollegin, ich finde das eigentlich nicht zum
Lachen, das muss ich Ihnen schon sagen! (GRin
Dr Claudia Laschan: Ich habe nicht gelacht!) Weil wenn ich daran denke, wie
viele Menschen in Lainz in Acht- oder Zehnbettzimmern nicht wirklich gelebt
haben, sondern viele Jahrzehnte vegetiert haben, muss ich sagen, das finde ich
wirklich nicht zum Lachen! (GR Christian
Oxonitsch: Kann man jetzt schon alles behaupten? Das sind selektive
Wahrnehmungen! Da hat niemand gelacht!) Entschuldigen Sie, ich stehe hier
und ich sehe das schon! Sie sind da hinten, aber verteidigen etwas! Sie können
gar nicht sehen, ob dort wer lacht! Ich kann es schon sehen! Ich habe es
zumindest gesehen! (GRin Dr Claudia
Laschan: Sie wissen nicht, was Sie sagen!) Vielleicht war es ein guter
Witz. Aber nachdem es eine Debatte ist, die ernst zu nehmen ist, finde ich es
etwas eigenartig, gerade wenn man über alte Menschen spricht! (GRin Dr Claudia Laschan: Darüber lacht
niemand! Kein Mensch hat darüber gelacht! Nur dass das klar ist!) Okay,
gut, ist erledigt!
Meine Damen und Herren, wir stimmen zu. Die Kritik
ist allerdings, dass wir davon überzeugt sind, dass geriatrische Krankenhäuser
nur ein Teil eines umfassenden, dem modernen Menschen gerecht werdenden Systems
sein können. Die Zukunft liegt in der mobilen Betreuung. 80 Prozent der
Menschen wollen zu Hause gepflegt werden, Betreuung in den eigenen vier Wänden,
betreutes Wohnen und Betreuung in kleinen Grätzeleinheiten. Frau Stadträtin, da
bleiben Sie uns sehr viel schuldig! Denn die drei geplanten Einrichtungen, ich
habe es schon gesagt, sind zu groß für hochmedikalisierte Pflegeheime. Im
internationalen und nationalen Vergleich sind 60 bis 100 Plätze eigentlich
das Ideale.
Frau Stadträtin, Sie wissen auch ganz genau, das sind
jene Plätze für Pflegestufen 5, 6, 7. Da ist es sicher notwendig. Aber wir
wissen auch, wenn wir uns die Besetzung heute in den Pflegeheimen anschauen,
dass nur ein Drittel der Damen und Herren, die in den Pflegeheimen leben, die
Pflegestufe 5, 6 und 7 haben und alle anderen Pflegestufe 1 bis 4. Bei
Pflegestufe 1 bis 4 ist ein hochmedikalisiertes Pflegeheim nicht
notwendig. Darüber hinaus haben wir zwei sehr gut funktionierende
Vorzeigehäuser, die Häuser der Barmherzigkeit, wo tatsächlich diese Stufen 5, 6
und 7 natürlich auch die notwendige medizinische Betreuung brauchen. (Amtsf
StRin Mag Sonja Wehsely: Aber nicht mit 150 Plätzen!) - Ich habe ja
gesagt, wo hochmedikalisierte Pflege notwendig ist, können es auch mehr sein!
Nur grundsätzlich muss man davon ausgehen, dass das ein kleiner Teil ist. (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Das ist er
ja nicht!) Der überwiegende Anteil sind diese kleinen Grätzeleinheiten, ist
betreutes Wohnen und ist vor allem die mobile Pflege. (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Ja, hundertprozentig!) Das bleiben
Sie uns aber schuldig!
Vor allem ist es eine Binsenwahrheit, und das wurde
von beiden Vorrednern gesagt, dass gerade die Wohnortnähe ganz besonders
wichtig ist, weil die Menschen die sozialen Kontakte brauchen und die in erster
Linie dann vorhanden sind. Daher brauchen wir, Frau Stadträtin, ein wirklich umfassendes
Geriatriekonzept, nicht das dünne Papier. (Die
Rednerin zeigt eine entsprechende Unterlage her.) Im Grunde genommen sind
es zwei Seiten, Frau Stadträtin, weil das andere sind bereits Graphiken! (Amtsf
StRin Mag Sonja Wehsely: Das ist eine Presseunterlage!) Das haben wir
bekommen. Das war die Geriatriekommission im Februar, bitte. Das ist die
Presseunterlage. (Amtsf StRin Mag Sonja
Wehsely: Ja, genau!) Das sind zwei Seiten als Geriatriekonzept. (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Wo steht,
dass das das Geriatriekonzept ist?) „Umsetzung des Wiener
Geriatriekonzepts"! (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Eben! Die Umsetzung
des Wiener Geriatriekonzepts!) Aber wir haben sonst noch nichts von Ihnen
bekommen!
Da muss ich Ihnen sagen, darin haben Sie die sechs Pflegeheime,
die Sie planen, wovon wir heute drei beschließen. Da haben Sie sonst nichts.
Das heißt, das ist ein Flickwerk. Was haben Sie sonst noch? Wenn wir uns das in
Wien anschauen, eröffnen Sie einmal ein Tageszentrum, dann werden ein paar
Pflegeheime gebaut, aber ein umfassendes Konzept, wie grundsätzlich das
Geriatriekonzept der Stadt Wien in den nächsten 10, 15, 20 Jahren
aussieht, vermisse ich! Wenn es anders ist, dann soll jemand herauskommen und
mir das erklären! Ich glaube nicht, dass ich etwas versäumt habe. Ein wirklich
umfassendes Konzept ist nicht vorhanden! (Beifall bei der ÖVP.)
Es ist nichts vorhanden, nach welchen Gesichtpunkten
diese Grätzelpflegeheime, die Sie kurz erwähnen, verteilt sein sollen, ob es
schon konkrete Pläne der Umsetzung gibt. Das Einzige, was wir haben, ist eine
Graphik, wo grüne Punkte eingezeichnet sind. Das ist es. Aber was hier geplant
ist, ist dem nicht zu entnehmen. Die Differenzierung im Angebot, das Sie
anführen, halte ich für positiv, allerdings zählen wieder alle Details.
Bedarfsrechnungen, wie viele Plätze, welche Betreuung benötigt werden, gibt es
nicht. Das heißt, Wien verfügt über kein bedürfnisgerechtes, differenziertes
Angebot für pflege- und betreuungsbedürftige Menschen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
die Frau VBgmin Brauner hat in ihrer Antrittsrede gesagt: „Ambulant vor
stationär.", und die Frau StRin Wehsely hat das bestätigt. Ich habe damals
als Antwort gesagt: „Frau Stadträtin, da haben sie uns an Ihrer Seite. Da
werden wir Sie bei all Ihren Bemühungen unterstützen." Aber offenbar waren
das nur leere Worte. Denn auf den Leitsatz „Ambulant vor stationär." wird
im Umsetzungsplan, den Sie vorgelegt haben, überhaupt nicht Bedacht genommen.
Wann, mit welchem Geld das Angebot an ambulanter Pflege und Betreuung ausgebaut
werden soll, ist völlig unklar. Wenn man sich den Voranschlag anschaut, und da
gehe ich zurück auf 2006 und 2007, haben Sie für ambulante Pflege überhaupt
nichts Zusätzliches vorgesehen. 2006 waren es 2 Prozent mehr, 2007 1 Prozent,
während Sie für die stationäre Pflege 22 Prozent beziehungsweise
6 Prozent vorgesehen
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