Gemeinderat,
23. Sitzung vom 27.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 99
den Tag nicht allein zu Hause verbringen wollen oder
auch nicht können, dort sehr gut mitbetreut werden.
Wir haben auch den Ausbau im betreuten Wohnen und im
Bereich der Wohngemeinschaften bereits begonnen. Wenn Sie das Konzept für die
drei Häuser heute gesehen haben, dann sind es ja nicht nur die Häuser, die
medikalisierte Pflege anbieten, sondern es sind jeweils ein oder zwei Geschoße
vorgesehen, wo eben auch betreutes Wohnen in Wohngemeinschaften angeboten
werden kann, die natürlich nicht vom KAV, von der TU 4 geführt werden,
sondern über den FSW mit Trägerorganisationen, die dort dann eine wirklich
große Einheit bilden, sodass auch Interaktionen möglich sind, alle Ressourcen
des Hauses mit genutzt werden können und dieser schöne Mix in Zukunft in diesen
Häusern auch gelebt werden kann.
Uns ist wichtig: Ambulant vor stationär. Aber es gibt
eben viele Menschen, die diese stationäre Betreuung, die medikalisierte Pflege
auch brauchen. Wenn Sie immer wieder nach dem Angebot im ambulanten Bereich
fragen, dann muss ich schon darauf hinweisen, dass Herr Hacker und sein Team
mehrmals, und dieses Jahr erst im Frühjahr wieder mehr als eine Stunde, über
die ambulante Betreuung mit Frau Pinats berichtet haben. Wir haben Ihnen alle
Bereiche vorgestellt, und es wurde Ihnen auch mitgeteilt, welche Entwicklungen
sich in diesem Bereich auftun.
Wir sind sehr stolz, dass wir
680 Millionen EUR für die ambulante und stationäre Pflege in Wien zur
Verfügung stellen können und dass es uns mit diesem Geld auch gelingt, ein
Netzwerk zu schaffen. Sie haben heute leider wieder das Wort Pflegekette
verwendet; wir haben uns in der Geriatriekommission doch darauf geeinigt, dass
es ein Netzwerk sein soll, weil es transparent und durchlässig sein muss. Das
war uns allen wichtig, auch Herr Kollege Ebinger und, ich glaube, auch Frau
Dr Pilz haben es heute schon gesagt: Es muss möglich sein, nach einer
Kurzzeitpflege, nach einer Rehabilitationsphase auch wieder in die eigenen vier
Wände, nach Hause zurückkehren zu können. Diese Durchlässigkeit haben wir mit
diesem umfassenden System auch geschaffen.
Was uns natürlich wichtig ist, sind zeitgemäße
Wohnstandards, die wir in diesen Häusern auch umsetzen können. Wir wissen, dass
wir im Westen Wiens ein Überangebot von stationären Pflegeplätzen haben. Daher
war es uns jetzt ganz wichtig, die optimale, regional ausgewogene Versorgung
anbieten zu können, und diese wird bis 2015 noch auf 100 000
bedarfsgerechte Pflegebetten ausgebaut.
Wir werden in ganz Wien zukünftig diese kleinen,
wohnortnahen Pflegeeinrichtungen haben, die auch individuell auf die
Bedürfnisse der älteren Menschen Rücksicht nehmen und - was uns auch noch ganz,
ganz wichtig ist - die auch leistbar sind. In Wien gelingt es uns wirklich,
sowohl im KAV als auch in der Kooperation mit den privaten Trägern leistbare
Einrichtungen auch den MindestpensionistInnen zur Verfügung zu stellen.
Ich darf nur darauf hinweisen: Obwohl es in
Deutschland eine Pflegeversicherung gibt - ich war erst vor Kurzem in Hamburg
und habe mir dort eine Pflegeeinrichtung angeschaut, die auch in Wien einmal
ein Haus hatte, das Augustinum -, ist es dort nicht mehr möglich, diese
hochqualifizierte Pflege durchzuführen und den Menschen anzubieten, weil
einfach auch das Geld der Pflegeversicherung nicht ausreicht. Die Menschen
können dort nicht optimal betreut werden, sondern in vielen Bereichen geht man
wieder zu einer Grundpflege zurück; das ist schade und traurig und nicht
menschenwürdig. Wir in Wien setzen andere Maßstäbe, und mit diesen heutigen
Beschlüssen werden wir das wieder sehr, sehr deutlich zeigen. (Beifall bei der SPÖ.)
Ein Weg dorthin ist, dass schon bei der Standortsuche
Mindestanforderungen erfüllt werden müssen. Die Menschen sollen nämlich
möglichst lange auch ihren gewohnten Lebensrhythmus leben können. Sie sollen
ihre Wohnqualität im Mittelpunkt haben, auch wenn sie in einer geriatrischen
Einrichtung sind. Dazu gehört einerseits im Haus selbst, dass es dort eine
wohnliche Atmosphäre gibt - das wird durch Ein- und Zweibettzimmer, die für die
Tag-Nacht-Struktur notwendig sind, gewährleistet -, dass in diesen Zimmern auch
eigene Nasseinheiten sind.
Was uns aber ganz wichtig ist - und ich merke das
auch, weil ich älter werde und immer lichthungriger bin -, ist, dass diese
Räume auch alle lichtdurchflutet sind, dass sie hell sind, dass es Balkone
gibt, dass es Möglichkeiten gibt, auch die Fenster zu öffnen, und dass es eben
auch helle, große Aufenthalts- und Therapieräume gibt.
Ganz wichtig ist es dabei auch, dass diese Häuser
nicht irgendwo abseits des Bezirkes auf der grünen Wiese errichtet werden,
sondern dass diese Häuser mitten in den Bezirken stehen, sodass auch die Leute,
die die Menschen besuchen wollen, einen niederschwelligen Zugang zu diesen
Einrichtungen haben, indem sie auch sehr gut an den öffentlichen Verkehr
angebunden sind - das ist uns bei all diesen Projekten auch geglückt -, dass
aber auf der anderen Seite auch geschaut wird, dass in der Umgebung ein Platz
der Ruhe möglich ist, dass es innerhalb dieser Häuser Höfe gibt, wo sich die
Menschen aufhalten können, oder andererseits in der nahen Umgebung auch
Parkanlagen, die sie dann auch noch aufsuchen können.
Zum Alltagsleben gehört auch, dass
man nicht nur in einer Einrichtung untergebracht ist, wo man gut versorgt ist,
sondern dass man auch individuelle Wünsche hat, die man sich manchmal, glaube
ich, auch selbst gerne erfüllt, und dass man sich nicht nur immer alles bringen
lässt. Ich denke, es ist ganz wichtig, dass es rund um diese Häuser auch eine
Nahversorgung gibt, wo man hie und da mit einer Betreuung, mit einer Person
dann auch selber einmal einkaufen gehen kann und so noch mitten draußen im
Leben steht, sei es jetzt mit einem Rollstuhl, sei es mit einem Rollator, mit
einem Stock, mit Unterstützung, aber dass man wirklich noch an diesem Leben im
Grätzel - wie Sie auch gesagt haben - teilhaben kann. Wesentlich ist, dass es
dort im Grätzel auch eine soziale
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