Gemeinderat,
23. Sitzung vom 27.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 55 von 99
auch noch die Diskussion führen, wie man mit der
Valorisierung umgeht. Ich nehme an, hätten Sie Regierungsverantwortung, dann
würden Sie das ganz anders sehen. Das ist natürlich Ihr Recht, aber der Wähler
entscheidet sich am Wahltag anders. Sie haben es das letzte Mal gesehen, und
ich nehme es an, Sie werden es auch in Zukunft sehen. – Danke für die
Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Dipl-Ing Margulies.
GR Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Eigentlich wollte ich mich überhaupt nicht melden,
aber diese unseriöse Art der Diskussion, insbesondere der ÖVP, verleitet mich
dennoch dazu, ein paar Worte zu sagen. Das Faszinierende ist – und das würde
mich tatsächlich interessieren, und ich würde Sie echt ersuchen, dass Sie sich
einmal herausstellen und das erklären –: Es gibt keine Gebührenerhöhung, der
Sie zustimmen, Sie lehnen jede Gebührenerhöhung ab. Zum Teil total okay, so wie
wir, aber Sie lehnen jede ab.
Der gestrige Bäderantrag war so ein Beispiel, wo Sie
30 Prozent Einsparung bei gleichzeitiger Tarifsenkung und bei
gleichzeitiger Sanierung und gleichzeitigem Ausbau der Bäder gefordert haben.
Sie haben zwar nicht gesagt, wie Sie das machen wollen, aber es kostet ja
anscheinend alles nichts. Sie sagen dann immer, bestmöglicher Ausbau der
Infrastruktur, aber es kostet alles nichts.
Und Sie differenzieren
nicht. Sie differenzieren überhaupt nicht, sondern Sie stellen sich hin und
reden sogar über Mobilität, freie Fahrt für alle, vergessen dabei aber, dass in
Wirklichkeit die von Ihnen gewünschte Mobilität für den Fetisch Auto die
Mobilität der Mehrheit der Wienerinnen und Wiener einschränkt.
Hören Sie zwischen 6.30 Uhr bis 9.30 Uhr
eigentlich jemals den Verkehrsfunk? Egal, was man hört, selten – immer noch oft
genug, würde meine Kollegin Sigrid Pilz sagen, die mit der Schnellbahn oft
genug wartet –, selten Gott sei Dank hört man, dass die Schnellbahnen wirklich
stehen, dass der öffentliche Verkehr steht. Das, was man jeden Tag hört, ist,
die A22 ist verstopft, die A23 ist verstopft, die Nordbrücke ist verstopft,
alles ist verstopft von fahrenden Autos (GR
Mag Rüdiger Maresch: Von stehenden Autos!), von stehenden Autos –
Kollege Maresch, du hast natürlich vollkommen recht –, und es wäre höchst an
der Zeit, dass man noch viel, viel stärker in den öffentlichen Verkehr
investiert und die Menschen dazu bringt, auf das Auto zu verzichten. Das ist,
glaube ich, ein ganz ein wesentlicher Punkt in der Verkehrspolitik.
Dann gewährleistet man Mobilität, und zwar Mobilität
auch für Menschen – und das sind sogar noch knapp die Hälfte aller Haushalte in
Wien, denn es gibt auch viele, viele ältere Menschen, die kein Auto mehr
besitzen, die natürlich einen Großteil hier ausmachen –, die kein Auto haben.
Also ein klares Ja zu den Öffis.
Und deshalb gebe ich Ihnen in einem einzigen Punkt
recht: Es ist natürlich perfide zu sagen, ich mache Politik für die öffentlichen
Verkehrsmittel, und dann erhöhe ich die Tarife, und zwar relativ kurzfristig
immer wieder im Ablauf von drei Jahren.
Bei den Parkgebühren war es ja ganz anders, und das
ist ein paar Mal schon gekommen, Kollege Gerstl: Die jetzige Erhöhung, bereinigt
um den Verbraucherpreisindex, ergibt für den Parkschein genau denselben Preis
wie 1986. Der VPI 1986 ist 155 Prozent. Das heißt, man zahlt für den
Parkschein VPI-bereinigt genau dasselbe wir vor 21 Jahren. Wenn man das
vergleicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, ich würde es mir wünschen,
bereinigt um den VPI für die öffentlichen Verkehrsmittel dasselbe zu zahlen.
Also das ist doch eine ganz klare Bevorzugung.
Sie sprechen davon, dass die Obdachlosen dann keinen
Parkplatz mehr finden, wenn sie mit den Auto kommen. (Ironische Heiterkeit bei der ÖVP.) Kollege Gerstl, jetzt weiß ich
es, Sie lachen selber, da haben Sie ganz einfach nicht wirklich nachgedacht,
bevor Sie geredet haben. Aber das macht nichts. (GR Mag Rüdiger Maresch: Das macht er oft! – Heiterkeit bei den Grünen.)
Sie reden von der Gastronomie. Sie sagen selbst, dann
gehen die Leute woanders hin. Sie haben ja nicht einmal gesagt, die Leute gehen
nicht fort, Sie haben gesagt, die gehen woanders hin. Na, sind Ihnen die Gastronomiebetriebe
im 21., im 22., im 10., im 11. Bezirk wirklicher weniger wert als die
Gastronomiebetriebe im 1., 2., 7., 8. Bezirk? Es kommt halt ein bisschen
eine Verschiebung, aber ich würde mich freuen, wenn sich das Leben in Wien
tatsächlich in ganz Wien und ein bisschen gleichmäßiger verteilt abspielen
würde und nicht nur in den Innenstadtbezirken. Das wäre durchaus etwas, was für
Wien und für viele, viele WienerInnen, insbesondere die, die im 21. und
22. Bezirk (GR Mag Rüdiger
Maresch: Und 14. Bezirk!) und auch um 14. Bezirk wohnen, durchaus
erstrebenswert. (Heiterkeit bei den
GRÜNEN.)
Ein nächster Punkt. Jetzt erlaube ich mir einen
kurzen Schwenk zu den Eurofightern, die ja schon gestern die Gemüter seitens
der ÖVP ein bisschen erhitzt haben. (GR Dkfm Dr Fritz Aichinger:
Brauchen die auch ein Parkpickerl? – Heiterkeit bei der ÖVP.) Nein, ich
zitiere den Kollegen Gerstl, der gemeint hat, 400 Millionen EUR hat
man den Autofahrern und Autofahrerinnen innerhalb von den letzten, ich glaube,
zwei Jahrzehnten (GR Mag Wolfgang Gerstl: Seit 1993!), seit 1993 weggenommen. Ja, aber
warum machen Sie dann so ein Theater, wenn jetzt die Eurofighter innerhalb von
einem Tag um 400 Millionen billiger werden? Mir wäre es tatsächlich
lieber, es gäbe überhaupt keine Eurofighter, aber hier 12 Jahre oder
13 Jahre Parkgebühren, dort ein Verhandlungstag Eurofighter. Und das nützt
tatsächlich jedem Steuerzahler und jeder Steuerzahlerin, während die
Kurzparkgebühren nur von denen zu bezahlen sind, die sich mit dem Auto in eine
Kurzparkzone stellen.
Also ein bisschen einen
Zusammenhang zwischen Kosten und Nutzen hat man da schon. Bei den
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