Gemeinderat,
23. Sitzung vom 27.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 99
noch lange nicht genug sind. Wir GRÜNE sagen auch
immer wieder, es müssen mehr Mediatoren und Mediatorinnen zur Verfügung stehen,
damit Menschen nicht alleingelassen werden mit den Problemen, mit den
Konflikten, die sie haben können.
Für uns ist es nicht primär, was für Namen die
Nachbarn haben, was ihre Muttersprache ist oder ob sie in Wien geboren wurden,
in Kärnten, in Istanbul oder wo auch immer. Ich bin selbst im Ausland geboren,
bin eine Eingebürgerte und habe selbstverständlich Verständnis für die Probleme
von allen Familien, denen in Wien die Obdachlosigkeit droht und die die
Unterstützung und die Hilfe der Stadt Wien brauchen.
In diesem Sinne möchte ich von hier aus auch ganz
klar sagen, die GRÜNEN nehmen die Problematik von Wohnungslosigkeit und
Obdachlosigkeit ernst, unabhängig von der Herkunft der Menschen, die davon
betroffen sind, denn das sind alles Menschen, die in Wien leben, und wir
sollten alle gemeinsam Lösungen suchen und Lösungen finden, um Obdachlosigkeit
zu verhindern, Obdachlosigkeit von Familien sowieso und ganz besonders. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Nur abschließend dazu: In diesem Sinne hoffe ich
sehr, dass die Stadt Wien im Falle dieser konkreten Familie sehr bald tätig
werden wird. Ich habe auch gehört, dass die Sozialarbeiterin, die die Familie
kennt, sozusagen darauf wartet, mit Ihnen Kontakt aufzunehmen, um hoffentlich
sehr bald, nämlich heute, gemeinsam an Lösungsvorschlägen zu arbeiten.
Ich möchte zum zweiten Punkt kommen, den kurz machen
und damit meine erste Rede abschließen. Ein Antrag, der heute bei dieser Post
auf der Tagesordnung steht, betrifft die aufsuchende Elternarbeit. Diesem
Poststück werden wir nicht zustimmen, und ich möchte auch begründen, warum wir
nicht zustimmen werden.
Da geht es um aufsuchende Elternarbeit, die wir
prinzipiell natürlich begrüßen und unterstützen wollen. Es ist notwendig, dass
Familien mit Kleinkindern so früh wie möglich kontaktiert werden, damit der
Bildungsort Familie gestärkt wird, für alle Familien, die in Wien leben.
Allerdings ist dieser Verein, der mit diesem Poststück gefördert werden soll,
nämlich der Verein „beratungsgruppe.at", ein sehr, sehr junger Verein, der
erst im Frühjahr 2006 gegründet wurde und noch dazu über keinerlei
Erfahrung im Integrationsbereich oder im Erziehungsbereich verfügt. Da stellen
wir uns sehr stark die Frage, ob das sozusagen ein geeigneter Verein ist, um so
ein Projekt durchzuführen, wo aufsuchende Elternarbeit geleistet werden soll.
Es gäbe nämlich viel erfahrenere Vereine in Wien, die eine solche Arbeit schon
machen, die schon länger bestehen und die über wesentlich mehr Erfahrung
verfügen. Wir fragen uns, warum nicht so ein Verein so ein Projekt durchführen
soll, sondern ein gänzlich neuer Verein ohne jede Erfahrung in diesem Bereich.
Die zweite Frage, die sich in dem Zusammenhang
stellt, ist die Ausbildung der Personen, die diese Hausbesuche machen sollen, die
also zuständig sind für den Erfolg dieser aufsuchenden Elternarbeit. Das sind
teilweise offensichtlich Personen, deren Ausbildung noch nicht abgeschlossen
wurde und die als Praktikanten/Praktikantinnen Verwendung finden sollen. Und da
haben wir größte Sorge, ob diese aufsuchende Elternarbeit auch wirklich gut
klappen kann, wenn dafür nicht ausgebildete Menschen, die
Praktikanten/Praktikantinnen sind, zu den Familien geschickt werden und diese
Familien überzeugen sollen vom Wert der Bildung, von der Wichtigkeit, dass
Bildung bei ihren Kindern gefördert werden soll.
Daher werden wir diesmal diesem Antrag nicht
zustimmen. Wir warten mit großer Spannung auf die angekündigte Evaluierung, die
ja nach ungefähr einem halben Jahr passieren soll. Deren Ergebnisse werden wir
uns genauestens anschauen, um dann entscheiden zu können, soll dieser Verein in
diesem Bereich gefördert werden oder nicht.
Es war mir und uns ein besonderes Anliegen, das zu
begründen, weil wir natürlich nicht wollen, dass der Eindruck entsteht, die
GRÜNEN wären nicht für aufsuchende Elternarbeit. Das sind wir nach wie vor. Wir
finden aber, dass auch diese Arbeit, wie viele andere Tätigkeiten und
Dienstleistungen auch, von Menschen ausgeführt werden sollte, die dafür auch
ausgebildet sind, die kompetent sind, damit diese Arbeit in Wien auch Erfolg
hat. – Danke vielmals. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau
Mag Ekici. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Sirvan Ekici: Sehr geehrter
Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Bevor ich zu meinen
Ausführungen komme, möchte ich auch auf die Familie kurz eingehen, sie
begrüßen, und ich fordere dich, liebe Sandra, auf, als Mitglied der
Stadtregierung sofort ein Gespräch mit der Familie zu führen. Die warten seit
10 Uhr da, da sind Kleinkinder dabei, die haben sicher schon Hunger und
sind müde. Ich fordere euch auf, jetzt und sofort ein Gespräch mit der Familie
zu führen. Denn so kann's nicht sein. (Beifall
bei der ÖVP.)
Ich kenne diesen Einzelfall nicht, deswegen möchte
ich nicht näher darauf eingehen, aber das ist das Mindeste, was ich verlangen
kann und worum ich euch bitte. Danke!
Ich möchte zu meinen weiteren Ausführungen zum
Tagesordnungspunkt kommen. Es liegt uns hier zum Thema Integration ein Konvolut
von Poststücken vor, und einige möchte ich herausgreifen, aber bevor ich das
tue, möchte ich auch ein bisschen in einer Replik auf die gestrige Debatte
eingehen und freue mich, Sandra, dass du gestern die Dinge nicht schöngeredet
hast, die Dinge beim Namen genannt hast, und ich würde mir wünschen, dass das
auch beim Rest der Stadtregierung ankommt. Denn so wie das gestern die Kollegin
Yilmaz dargestellt hat, mir Sachen in den Mund gelegt hat, so kann es nicht
weitergehen. Es bringt nichts, wenn wir die Dinge immer schönreden, wenn wir
mauern, wenn wir Probleme nicht ansprechen. Nur, wenn wir die Probleme
ansprechen, werden wir auch Lösungen finden können. Das ist die einzige
Möglichkeit.
Ich möchte heute von den
Poststücken zwei heraus
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