Gemeinderat,
24. Sitzung vom 20.09.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 94
stellen. Es hat im vergangenen Jahr
145 000 Zahlungserinnerungen gegeben, 41 000 Mahnungen,
8 500 Räumungsklagen und insgesamt 3 500 eingebrachte
Delogierungsanträge. Davon sind nur 643 tatsächlich umgesetzt worden, das sind
3 Promille von allen Wohnungsmietverhältnissen bei Wiener Wohnen -
3 Promille, also in dieser Größenordnung bewegt sich das. Auch das ist,
wie ich meine, ein Zeichen dafür, dass das Instrument der Delogierung sehr
sensibel eingesetzt wird.
Aber ich muss doch deutlich machen, dass wir bei
Wiener Wohnen auch die Verantwortung haben, auch den anderen Mieterinnen und
Mietern gegenüber, die sehr wohl Miete bezahlen, dass wir sie in Schutz nehmen
vor Menschen, die beispielsweise durch besonders aggressives Verhalten oder
unleidliches Verhalten die Gesamtsituation im Wohnumfeld beeinträchtigen. Das
sind wir, wie ich meine, auch den anderen Mieterinnen und Mietern schuldig.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke,
Herr Stadtrat. - Die 3. Zusatzfrage wird von GRin Smolik gestellt.
GRin Claudia Smolik
(Grüner Klub im Rathaus): Herr Stadtrat!
Ich möchte auf ein Segment
des Wohnungsmarktes kommen, das vielleicht unter billige Kleinwohnungen fällt.
Und zwar ist es ja so, dass bei Sanierungen von Gemeindebauten gerade diese
billigen Kleinwohnungen zusammengelegt werden. Dadurch wird natürlich auch eine
bessere Wohnqualität geschaffen, aber es geht damit ein Segment verloren,
gerade für Menschen, die noch nicht in die Obdachlosigkeit gerutscht sind
beziehungsweise die versuchen, aus der Obdachlosigkeit wieder in ein so
genanntes geregeltes Leben hineinzukommen. Für die geht dieser Bereich
verloren. Das ist unserer Meinung nach sehr, sehr wichtig.
Jetzt wollte ich Sie fragen, wie Sie sicherstellen,
dass genau dieses Wohnungssegment, diese günstigen Kleinwohnungen erhalten
bleiben beziehungsweise für diese Menschen diese Wohnungen auch weiterhin zur
Verfügung stehen.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dr Michael Ludwig: Das ist
ein richtiger Punkt, den ich auch sehe. Aber ich glaube dennoch, dass unsere
Einstellung bei Wiener Wohnen richtig ist, Aufkategorisierungen vorzunehmen,
das heißt, den Wohnungsbestand laufend zu verbessern und auch kleinere
Wohnungen zusammenzulegen, um den Bedarf von Personengruppen, denen besonders
zu helfen ist - zum Beispiel Obdachlosen, die wir wieder in den Wohnungsbereich
hereinholen wollen, oder anderen sozialen Gruppen, die auch das Wohnen zum Teil
wieder erlernen müssen -, mit anderen Mitteln zu kompensieren. Ich denke hier
vor allem an die Wohnbeihilfe, aber auch an die verschiedenen Instrumente der
Sozialdienste, die insbesondere jenen Gruppen helfen und wo die Stadt Wien auch
finanzielle Kompensation leistet.
Das heißt, ich würde nicht versuchen wollen, im
Wohnungsbestand niedrige Kategorien zu erhalten, sondern besseren Wohnraum
schaffen und jenen, die es finanziell benötigen, durch finanzielle Kompensation
zu helfen. Aber es ist richtig, dass man das im Auge behalten muss. Das ist
auch der Grund, dass die Wohnbeihilfe in den letzten Jahren stetig angestiegen
ist, weil wir eben diese Kompensation leisten wollen.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke.
- Die 4. Zusatzfrage wird von GRin Praniess-Kastner gestellt.
GRin Karin Praniess-Kastner
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Ich nehme gern zur Kenntnis, dass sich die Stadt
scheinbar über die ökonomische Dimension dieses Falls kein Kopfzerbrechen
gemacht hat, weil Sie eigentlich in dieser Richtung meine Frage nicht
beantwortet haben. Ich habe nämlich gefragt, weshalb man jetzt bereit ist,
164 EUR am Tag zu zahlen, und dass das sozusagen in Relation zu den
Mietschulden letztendlich in keiner Dimension und in keinem Verhältnis steht.
Meine jetzige Frage bezieht sich aber darauf, dass
Sie es angesprochen haben, dass die Zahl der Delogierungen sehr gering ist. Das
kann man natürlich im Gesamtzusammenhang sehen, aber für das Einzelschicksal
der betroffenen Person bringt das relativ wenig. Es wurde ihr auch vom Fonds
Soziales Wien ein Schreiben vorgelegt, das sie unterschreiben sollte, und sie
sollte eine Einverständniserklärung dafür unterschreiben, im Geriatriezentrum
Wienerwald untergebracht zu werden. Als die Dame gefragt hat, welche
Alternative sie hat, wurde ihr zur Antwort gegeben: Dann sind Sie die erste
obdachlose Rollstuhlfahrerin in Wien.
Meine Frage bezieht sich
jetzt noch einmal auf die ökonomische und auf die soziale Dimension, weil Sie
es angesprochen haben, dass Wiener Wohnen im internationalen Vergleich sehr
günstige Wohnungen zur Verfügung stellt. Hat das damit zu tun, dass der
Mietenselbstbehalt von der Stadt jetzt erhöht wurde?
Wir haben ja heute noch die Gelegenheit, einen Antrag
einzubringen und ausführlich darüber zu diskutieren. Ist das das Verständnis
der Stadt von einer sozial zur Verfügung gestellten Wohnung, dass der
Mietselbstbehalt erhöht wurde und dass dies zur Folge hat, dass das für
mindestens 8 000 BezieherInnen der Ausgleichszulage jetzt eine Erhöhung
um 300 EUR pro Jahr bedeutet?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dr Michael Ludwig: Ich
glaube, es wird bei dem Antrag ohnehin die Gelegenheit geben, noch näher zu erläutern
und auch klarzustellen, dass es hier für die Betroffenen zu keinen geringeren
Zahlungen kommt.
Aber ich möchte noch auf Ihre ursprüngliche Frage
eingehen. Ich verstehe nicht ganz, was Sie uns jetzt zum Vorwurf machen. Machen
Sie uns jetzt zum Vorwurf, dass wir uns sehr wohl um diese Dame kümmern und ihr
die Möglichkeit einer Unterkunft bieten, die die Stadt allerdings, wie Sie
richtig sagen, Geld kostet? Da haben Sie völlig recht, und wir stehen ja dazu,
dass wir auch im Sozialbereich finanzielle Mittel zum Einsatz bringen.
Aber Sie werden doch auch
verstehen, dass Wiener
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