Gemeinderat,
25. Sitzung vom 25.10.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 82
Die 1. Zusatzfrage wird von GRin Smolik
gestellt. Bitte, Frau Gemeinderätin.
GRin Claudia Smolik (Grüner Klub im
Rathaus): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Ich hoffe, es sind alle munter. Sie
haben ganz richtig gesagt, dass für Mädchen eine niederschwellige
Beratungsstelle sehr wichtig ist, und auch eine konkrete Anlaufstelle. Jetzt
ist es schön, dass es das Mädchentelefon für ein spezielles Spektrum von Mädchen
gibt, die sich dort auch hinwenden, und es ist schön zu hören, dass das viele
Mädchen nutzen. Es gibt aber einen Bereich von jungen Frauen in dieser Stadt,
nämlich minderjährige Prostituierte, denen genau diese konkrete,
niederschwellige Anlaufstelle fehlt. Und ich wollte jetzt fragen, gibt es
Bestrebungen, hier eine Anlaufstelle zu machen, und wie schaut es mit der
Finanzierung von SOPHIE über 2008 hinaus, weil hier ja die Finanzierung
ausläuft.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Sandra Frauenberger:
Ja, das Thema der minderjährigen Prostituierten ist eines, das wir nicht
unterschätzen dürfen. Also, wenn man sich jetzt zum Beispiel auch die
Motivationen anschaut, warum die Mädchen das tun, dann denke ich mir, ist das
auch etwas, das man hier einmal nennen muss. Natürlich tun sie das in
allererster Linie auf Grund von wirklicher Armut oder sozial schwachen
Familienverhältnissen, oder auf Grund der klassischen Gründe, die wir kennen,
aber letztendlich prostituieren sie sich. Aber nicht alle Mädchen gehen
deswegen, weil sie Drogen brauchen, in die Prostitution, sondern viele Mädchen
gehen heutzutage schon auf Grund von hohen Luxusgütern, die sie haben möchten,
in die Mädchenprostitution, und das halte ich für ganz besonders erschreckend.
Wir haben daher auch eine Gruppe eingerichtet, die sich mit dem Thema
Mädchenprostitution ganz konkret auseinandersetzt, weil es mir eben auch
wichtig ist, dass wir diese Themen nicht vermischen.
Also, das ist eine Zielgruppe zwischen 13 und
17 Jahren, die zum Teil andere Beweggründe haben, sich zu prostituieren,
und die auch andere Angebote brauchen.
Sie haben die niederschwellige Stelle SOPHIE für
Prostituierte angesprochen, die derzeit noch nicht darauf ausgerichtet ist,
dass sie die Mädchen sozusagen betreuen kann. Jetzt sage ich einmal, wenn ein
Mädchen dort hinkommt, wird ihr geholfen, aber die richtige Stelle ist das noch
nicht, beziehungsweise haben wir dort noch nicht das nötige Angebot. Und ich
hoffe jetzt, dass wir, wenn wir in dieser Arbeitsgruppe, die ja eine
geschäftsgruppenübergreifende Arbeitsgruppe ist, Ergebnisse haben, dass wir
dann auch noch einmal mit SOPHIE oder auch mit anderen
Prostituiertenberatungsstellen in Kontakt treten und uns dann genau überlegen,
was wir den Mädchen da anbieten können.
Was schon der Fall ist, das ist, dass diese Mädchen
zum Teil auch bei uns am Mädchentelefon anrufen. Also, das schon, denn es geht
ja sehr oft in dieser Gruppe auch um eine eher psychosoziale Beratung. Die können
wir auch leisten, und da können wir auch weiterschicken. Aber was zum Beispiel
den Ausstieg betrifft, da brauchen wir ein dichteres Angebot, da bin ich ganz
Ihrer Meinung.
Aber was SOPHIE und ihren Weiterbestand betrifft, möchte
ich sagen, ich habe SOPHIE gefördert, weil ich es für eine wichtige Maßnahme
gehalten habe. SOPHIE versucht jetzt auch, noch von anderen Stellen
Subventionen zu bekommen, denn Wien kann nicht alleine die Förderstelle für
diese Maßnahme sein, und wir haben noch in diesem Monat mit SOPHIE, mit Van
Rahden, einen Termin vereinbart, an dem wir uns anschauen, wie es im
Jahr 2008 weitergehen wird, aber natürlich werde ich SOPHIE weiter
unterstützen.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke, Frau Stadträtin. - Die
2. Zusatzfrage wird von GRin Mag Feldmann gestellt. Bitte schön.
GRin Mag Barbara Feldmann
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Die Ö3-Kummernummer, die gemeinsam mit dem Roten
Kreuz betrieben wird, hat im Jahr durchschnittlich 1,2 Millionen Anrufe
und 240 000 Beratungsgespräche, im Vergleich zum Mädchentelefon mit
3 400 Kontakten. Die Öffnungszeiten der Ö3-Kummernummer sind
allerdings täglich von 16 Uhr bis 24 Uhr, während das Mädchentelefon
von Montag bis Freitag von 13 Uhr bis 17 Uhr besetzt ist, also die
kritischen Zeiten wie Abend, Nacht und Wochenende auslässt. Wie erklären Sie
sich diese Diskrepanz, und denken Sie daran, die Öffnungszeiten des
Mädchentelefons den tatsächlichen Bedürfnissen anzupassen, beziehungsweise das
Mädchentelefon qualitativ so aufzuwerten, dass es auch mehr angenommen wird?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Frau
Stadträtin, bitte.
Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Also,
das ist immer die Frage, ob man es letztendlich auch braucht, und wir haben uns
vom Mädchenbarometer abfragen lassen, wann die Mädchen anrufen können und
wollen, und was sie brauchen, und haben sehr gute Erfahrungen gemacht, sodass
wir zu dem Telefonangebot auch noch das E-Mail-Angebot dazugestellt haben. Das
heißt, die E-Mails kommen auch zum Teil um 22 Uhr rein, aber sie werden
dann spätestens am nächsten Tag in der Früh beantwortet. Und da haben wir
eigentlich die Erfahrung gemacht, dass die Mädchen damit sehr zufrieden sind.
Und was man auch sagen muss, ist,
dass es sich ja hier um ein ganz konkretes Angebot handelt. Während die
Kummernummer eine breite Palette zur Verfügung stellt und eben zum Teil - bitte
nicht falsch verstehen - aber die Leute wirklich nur an die nächste,
höherschwellige Einrichtung verweist und eine Telefonnummer weitergibt, hat ja
das Mädchentelefon wirklich den Auftrag, eigentlich bestmöglich alles in einem
Kontakt zu beantworten. Das heißt, wenn es darum geht, dass ich Sorgen habe mit
meinen Eltern, dass man gleich ein psychologisches Gespräch führt oder eine
Beratung per E-Mail gibt und nicht erst einmal weiter verweist und nur sagt:
Wenn es schlimmer wird für dich, dann kannst du bei uns noch einmal anrufen,
oder es gäbe auch noch die und die
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