Gemeinderat,
25. Sitzung vom 25.10.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 82
allem jener Menschen extrem erhöhen, die sich ohnehin
oft schwer eine Wohnung leisten können? Ich denke, Sie schwingen hier die
Belastungskeule in alle Richtungen und treffen damit in erster Linie die sozial
Schwachen, also jene Gruppe, von der Sie immer vorgeben, sie vertreten zu
wollen! Denn es sind nun einmal vor allem diejenigen, die kein Auto haben,
sondern den öffentlichen Verkehr benützen, von den Gebührenerhöhungen im
öffentlichen Verkehr betroffen. Und auch die erhöhten Bädertarife treffen in
erster Linie sozial Schwache.
Sehr verehrte Damen und Herren! Diese Überlegungen
scheinen Sie aber nicht wirklich von den Gebührenerhöhungen abzuhalten, denn
das Soziale steht bei der SPÖ nicht im Vordergrund. Irgendwie habe ich den Eindruck,
dass Sie als sozial gestaltende Kraft einiges nicht mehr interessiert und dass
Sie in dieser Richtung abgedankt haben!
Klubobmann Oxonitsch hat einen solchen Antrag
eingebracht, und auch ich möchte seitens der ÖVP gemeinsam mit meinen
Kolleginnen Praniess-Kastner und Ingrid Korosec einen erweiterten Antrag zum
Thema Heizkostenzuschuss für die einkommensschwache Bevölkerung einbringen, und
zwar in dem Sinn, dass ein entsprechender Zuschuss in einer Höhe erfolgen muss,
die dieser exorbitanten Gebührensteigerung entspricht. Wenn Sie nämlich auf der
einen Seite die Gebühren um fast 50 Prozent erhöhen können, dann können Sie als
sozialdemokratische Partei doch wohl auf der anderen Seite irgendwelche kleinen
Erhöhungen nicht einmal für sich selbst rechtfertigen! Wir laden Sie daher ein,
mit unserem Antrag mitzugehen, den Heizkostenzuschuss auf 175 EUR für alle
Ausgleichszulagenrichtlinienbezieher zu erhöhen!
Wir wollen außerdem, dass auch dieser Satz in Zukunft
valorisiert wird. Wenn das bei den Gebühren möglich ist, sollte es auch auf der
sozialen Seite eine Valorisierung geben. – Wir ersuchen hier um sofortige
Abstimmung. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Diese ständigen
Gebührenerhöhungen betreffen nicht nur die Bürgerinnen und Bürger, sondern die
Wiener Wirtschaft insgesamt. Daher verlassen viele Unternehmungen das
Stadtgebiet und siedeln ins Umland ab, wo es für sie viel billiger ist, und das
gefährdet nicht nur die Stadt selbst, sondern das gefährdet den gesamten
Wirtschaftsstandort Wien. Damit treffen Sie die Menschen zweifach: Einerseits
zocken Sie höhere Gebühren bei ihnen ab, andererseits nehmen Sie ihnen die
Arbeitsplätze weg, wenn die Unternehmen ins Umland absiedeln, und die
Arbeitslosigkeit ist in Wien ohnehin überproportional hoch.
Und was tun Sie dann, meine Damen und Herren? –
Dann werden Sie wieder versuchen, den Menschen aus dem Sozialbudget das eine
oder andere zurückzugeben, nämlich das, was sie ihnen vorher mit den erhöhten
Gebühren weggenommen haben. Das muss man sich vorstellen! Was Sie hier tun, hat
nichts mit Marktwirtschaft zu tun, und es hat schon gar nichts mit sozialer
Marktwirtschaft oder mit ökosozialer Marktwirtschaft zu tun. Was Sie in der
Stadtregierung betreiben, ist eine geschlossene sozialistische Hauswirtschaft,
und diese tut der Stadt mit Sicherheit nicht gut!
Das finanzpolitische Doppelspiel ist aber noch um ein
weiteres Segment zu erweitern, nämlich um das der Bezirke. Der Bund steuert
etwas bei, die Bürgerinnen und Bürger steuern über die Gebührenerhöhungen etwas
bei, und die dritte Komponente ist der finanzpolitische Umgang mit den
Bezirken. Und das stimmt mich als einen, der einen Bezirk zu vertreten hat,
betrüblich, weil ich weiß, welche Sorgen es in allen Bezirken gibt, egal, von
welcher Partei sie regiert sind. Es werden ihnen nämlich immer mehr Aufgaben
übertragen, im Gegenzug sanken jedoch von 2001 bis 2006 im Stadtbudget die
Geldmittel, die an den Bezirk überwiesen wurden, um 6,2 Prozent, und das,
obwohl die Bezirke mehr leisten müssen als in der Vergangenheit.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das, was Sie
hier betreiben, ist ein glattes Aushungern der Bezirke! Und am Ende – und
das machen Sie auch nicht ungeschickt –, wenn in einigen Jahren die
Finanzlöcher der Bezirke nicht mehr zu kaschieren sind, wird den Bezirken die
Schuld an der Situation gegeben, man schiebt ihnen also den schwarzen Peter zu.
Dann wird man ihnen anbieten, dass sie bei Inkaufnahme von entsprechenden
Machtverlusten wiederum Geld bekommen. Man wird sie von gewissen Agenden
befreien und an die Kandare nehmen, was jeder Idee einer Dezentralisierung
entgegensteht, sehr geehrte Damen und Herren.
Frau Finanzstadträtin! Sie haben hier gesagt, dass
die Bildung doch eine Bildungsmilliarde verdient. – Das empfinde ich, gerade
wenn ich an die Budgetbeschlüsse in den Bezirken denke, die schon erfolgt sind
und noch erfolgen werden, als wirklich schwere Drohung! Gerade auf Grund der
Sanierungsnotwendigkeit in den Bezirken und der Notwendigkeit, aus den
Bezirksbudgets beizusteuern, ist es nämlich wirklich eine gefährliche Drohung,
wenn Sie noch einmal eine Milliarde für die Bildung ankündigen und gleichzeitig
die Bezirke in die Pflicht nehmen wollen. Es erscheint uns relativ billig zu
sein, das neue Budget auch auf Kosten der Bezirke abzufedern, das über
Gebührenbelastungen zu finanzieren und nicht einmal ein Wort darüber zu
verlieren, dass Ihnen der Finanzminister auf Bundesseite einen gehörigen
Rückenwind für dieses Budget versetzt. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich gebe Ihnen deshalb zum Schluss noch einen kleinen
Rat mit auf den Weg: Machen Sie Schluss mit der Geldbeschaffung über
Gebührenerhöhungen! Frau Finanzstadträtin! Danken Sie dem Finanzminister auch
öffentlich hier vom Rednerpult für das große Entgegenkommen ... (Zwischenruf
von GR Christian Oxonitsch.) Wichtig ist, dass es zugesagt und
ausverhandelt ist. Bedanken Sie sich dafür! Das wäre eine kleine Geste!
(GR Christian Oxonitsch: Das wäre scheinheilig! Das würde uns keiner
abnehmen!)
Nutzen Sie das, Kollege! Sie haben
ja auch viele Möglichkeiten, die Effizienzsteigerungspotenziale in dieser Stadt
auszunützen. Es ist wichtig, dass den Bürgerinnen und Bürgern nicht das Geld
aus der Tasche
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