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Gemeinderat, 25. Sitzung vom 25.10.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 81 von 82

 

zusammengesetzt, und Experten aus verschiedenen Bereichen greifen diese Anliegen der Bürger auf.

 

Natürlich geht es darum, die Regeln des Zusammenlebens einzuhalten! Es geht um die Hausordnung, und es geht um einen Nutzungsort! Ich darf Ihnen in diesem Zusammenhang kurz von der Gebietsbetreuung 3/4/11 berichten, die in Simmering zu Hause ist. Von dieser wurde mir erzählt, dass Sprache nicht immer das Problem ist. (Zwischenruf von GR DDr Eduard Schock.)

 

Bei Ihnen trifft das zum Teil schon zu, denn Sie sprechen ja ganz banal und plakativ von den Zuwanderern. Die Erstrednerin, Frau Frank, hat wiederholt von „den Zuwanderern“ gesprochen. – Das gibt es doch überhaupt nicht! Da geht es doch um ein vielschichtiges nationales, ethnisches, bildungsmäßiges Spektrum. Da gibt es Unterschiede je nach Bildung, Geschlecht und Alter. Es gibt da assimilierte beziehungsweise angepasste Menschen und solche, die ganz neu sind, zum Beispiel Asylanten. (GRin Mag Alev Korun: Asylwerber!)

 

Im Hinblick darauf ist das, was Sie machen, billig und plakativ! Damit gehen Sie dann halt auf Wählerfang. Das ist Ihre Taktik. Aber die Wiener und die Wähler sind ja nicht so deppert, dass Sie sich etwas einreden lassen. Ich glaube, Sie unterschätzen die Wiener! Mit diesen plakativen Aussagen sprechen Sie vielleicht den absoluten braunen Kaffeesud an, und dieser ist in Wien Gott sei Dank wirklich schon sehr gering. (Beifall bei der SPÖ. – GR DDr Eduard Schock: Sie beschimpfen Ihre Wähler!) Nein! Ich beschimpfe überhaupt niemanden!

 

Es gibt aber wirklich einen kleinen Rest an braunem Kaffeesud, das haben wir in der Brigittenau gesehen, als verschiedenen Politiker dazu aufgerufen haben, in der Brigittenau zu demonstrieren. Da waren zirka 150 Neonazis (Zwischenruf von GR DDr Eduard Schock.) Ich beschimpfe sie nicht! Das ist für mich eben ganz einfach brauner Kaffeesud. Basta. (Lebhafte Zwischenrufe bei der FPÖ.)

 

Mir gefällt Ihre Aufregung! Offensichtlich habe ich da in ein Wespennest gestochen, wobei ich die Farbe dieses Wespennestes jetzt gar nicht qualifizieren will. Ich meine, in ein Wespennest zu stechen, ist mitunter nicht schlecht, wenn man etwas bereinigen will. (Zwischenrufe bei der FPÖ.)

 

Damit Sie sich wieder beruhigen, erzähle ich Ihnen jetzt von ein paar Erfolgen dieser Gebietsbetreuung. Ein Erfolg wurde zum Beispiel in der Per Albin Hansen-Siedlung Ost erzielt. Dort hat es klassische Konflikte zwischen Jugendgruppen um die Nutzung eines so genannten Käfigs, eines Ballspielkäfigs, gegeben. Den Sozialarbeitern ist es gelungen, sich vorsichtig beiden Gruppen zu nähern, Akzeptanz zu finden und tatsächlich zu einem zeitlichen und inhaltlichen Nutzungskonzept zu kommen. Das ist ganz einfach: Es werden Begegnung, Verständnis und Kommunikation geschaffen.

 

Die Menschen in einer Großstadt sind nicht alle gleich fähig, Probleme zu lösen, beim Nachbarn anzuklopfen und zu sagen, wie sich eine Sache verhält. Vielmehr delegiert man mitunter gerne Probleme. Und da ist es wichtig, dass eine der Philosophien der Gebietsbetreuungen für städtische Wohnhausanlagen das Grundkonzept „Hilfe zur Selbsthilfe" ist. Es ist wichtig für Großstadtmenschen, die lieber eine Institution informieren, anstatt die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, dass sie dazu motiviert werden, mit dem Nachbarn oder der Gruppe zu reden. Dabei kommt es immer darauf an, wie man sich nähert und wie man redet, und in solchen Fällen hilft die städtische Gebietsbetreuung gern, um die Menschen wieder zusammenzubringen, damit es zu einer guten Stimmung im Gemeindebau kommt.

 

Aus Zeitgründen möchte ich jetzt nur noch kurz auf andere Maßnahmen hinweisen: Es gibt jetzt ein mehrsprachiges Willkommenspaket für alle neuen Mieter. Auf den Mediatoren-Pool werde ich jetzt nicht mehr eingehen, weil sogar die FPÖ erkannt hat, dass es diesen Mediatoren-Pool gibt. Offensichtlich sind Sie eh ein bisschen informiert! Das freut mich ja schon!

 

Ich möchte jetzt noch auf das Pilotprojekt „Begrüßung und Mietvertragsabschluss vor Ort" eingehen. Es gibt sieben derartige Pilotprojekte in Wien, und zwar zwei davon in Simmering, wo ich mich ein bisschen auskenne und mitreden kann. Ich möchte in diesem Zusammenhang jetzt einen modernen Begriff beziehungsweise neusprachlichen Begriff verwenden, der der FPÖ nicht so viel Freude machen wird: Es ist dies der Begriff „Wohn-Coaching“. Dabei werden neue Mieter vor Ort den Nachbarn vorgestellt, es wird ihnen die ganze Wohnhausanlage gezeigt und zum Beispiel vor Ort bei der Müllstelle die Mülltrennung erklärt. Weiters wird die Fahrradabstellanlage erklärt. Außerdem wird der Hausbesorger vorgestellt, sofern es einen solchen „dank“ Schwarz-Blau noch gibt. Und vor allem werden die Spielregeln betreffend Hygiene, Lärm oder Nachtruhe erklärt. Das sind praxisnahe Maßnahmen, die zukunftsweisend für ein gesundes soziales Zusammenleben in Wien sind. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Abschließend möchte ich den Begriff der „Wohnvision“ nennen. – Wenn jemand eine Wohnvision in Wien hat, dann ist es die SPÖ. Wir wollen nicht behaupten, dass wir diesen Begriff automatisch gepachtet haben, aber seit 1919 ist die SPÖ die Partei des sozialen Wohnens und niemand anderer! Zum Aufzählen der bisherigen Verdienste der FPÖ fürs soziale Wohnen braucht man nämlich, wenn überhaupt, höchstens die Finger einer Hand. Eigentlich gibt es diese Verdienste gar nicht. Einen Beitrag von Ihnen gibt es einfach nicht!

 

Bei uns gibt es aber tatsächlich eine Wohnvision für die Zukunft, und diese bedeutet: Wohnqualität für alle sichern. Und das heißt: Ja zum sozialen Wohnbau. Kollege Stürzenbecher hat schon darauf hingewiesen. Es gibt da einerseits Hardware-Fakten wie die gesamte Wohnhäusersanierung, bei der Wien vorbildlich dasteht. Wir verwenden einen großen Betrag der Wohnbauförderung, die wir aus Bundesmitteln erhalten, für die Sanierung, und besonders möchte ich auf die so genannte THEWOSAN-Sanierung hinweisen, die auch im Sinne des Klimaschutzes vorgenommen wird.

 

Ebenso gibt es so genannte Software-Faktoren: Damit ist das funktionierende soziale Miteinander gemeint.

 

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