Gemeinderat,
26. Sitzung vom 19.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 120
Lehrer weggekürzt haben, in dem die Einsparungen der letzten Jahre derzeit und aktuell voll wirksam sind, und in dem wir ganz schlechte PISA-Ergebnisse haben, die das auch belegen. Und wir wissen auch, welche Auswirkungen das auf die Kinder, auf ihre Gegenwart und auch auf ihre Zukunft hat.
Und da meine ich sehr wohl, dass gerade hier sehr
viel mehr Investitionen erforderlich sind, Frau Stadträtin, und ich möchte nur
einen Bereich aus dem Kapitel Bildung herausgreifen und genau hier sozusagen
exemplarisch aufzeigen, was ich tatsächlich unter Akzente setzen, Impulse
setzen, Schwerpunkte tatsächlich verwirklichen und einmal Geld in die Hand
nehmen, um etwas zu erreichen, verstehe, das für die Stadt sozusagen einen
wesentlichen Schritt nach vorne bedeuten würde und nicht immer nur Kosmetik
hier und Kosmetik dort, um sozusagen zizerlweise Dinge etwas auszubessern.
Also, der Kindergarten: Ja, in dieser Stadt würde
Gratiskindergarten für alle Kinder ein wesentlicher Schritt nach vorne sein,
und wir wissen auch, dass Gratiskindergarten für alle Kinder bedeuten würde,
dass wir nicht nur erreichen könnten, dass tatsächlich alle Kinder, alle
Kinder, rechtzeitig erreicht werden, dass hier auch ohne Zwangsmaßnahmen die
deutsche Sprache rechtzeitig von denjenigen erlernt werden kann, die
Schwierigkeiten haben, dass endlich zweisprachige Alphabetisierung möglich
werden würde, und zwar in einem sehr, sehr frühen Stadium, dass wir hier
sozusagen vorbauen könnten und viele Probleme des Schulalltags, mit denen wir
derzeit konfrontiert sind, ein für alle Mal gelöst werden würden, und zwar im
Vorfeld.
Wir wissen das alles, und wir wissen auch, dass
Kindergarten gratis auch nicht die Welt kostet, und bei 480 Millionen
mehr, die es in diesem Jahr an finanziellen Mitteln gibt im Stadtbudget, wäre
es spielerisch leicht möglich, genau diese Maßnahme zu finanzieren. Eine
Maßnahme im Übrigen, die nicht nur mit dem Kapitel Integrationspolitik zu tun
hätte, sondern durchaus auch zu tun hätte mit dem Kapitel Mittelstandsförderung
in dieser Stadt.
Ich habe vorhin genau jene Mittelschicht
angesprochen, bestehend hauptsächlich aus jüngeren Paaren mit zwei Kindern, die
jahrein, jahraus erleben, dass das, was sie verdienen, zu immer weniger reicht,
und die soziale Ängste haben.
Und, meine Damen und Herren, ich gehe davon aus, dass
die meisten von Ihnen, die kleine Kinder haben, wissen, was der
Kindergartenbesuch kostet, und bei zwei Kindern wird es dann schon ein
ordentlicher Einschnitt im Budget einer jungen Familie sein, auch wenn man
Ermäßigungen genießt. Es sind immer noch Kosten bei zwei Kindern von locker
400 EUR, 400 bis 500 EUR im Monat, zu bewältigen. Also,
Gratiskindergarten wäre eine ganz kluge Mittelstandsförderung gewesen in dieser
Stadt, es wäre eine kluge Maßnahme für die Integrationspolitik, es wäre eine
kluge Maßnahme für junge Familien. Aber, wo bleibt sie? Sie ist nicht da, sie
ist in diesem Budget nicht enthalten, obwohl sie an sich finanzierbar gewesen
wäre.
Meine Damen und Herren, wenn es ein Beispiel gibt,
warum dieses Budget phantasielos ist, wenn es ein Beispiel gibt, warum in
diesem Budget Chancen für diese Stadt verpasst worden sind, dann ist es die
Tatsache, dass es man verabsäumt hat, den Kindergarten für alle Wiener Kinder
gratis zu machen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Lassen Sie mich zum Schluss einen letzten Bereich
aufgreifen, in welchem es ebenfalls die Chance gegeben hätte - wenn man gewollt
hätte -, dass man wesentliche Akzente setzt, nämlich den Bereich Klimaschutz.
Abgesehen davon, dass in diesem Budget keine nennenswerten Impulse für den
ökologischen Wohnbau der Stadt vorhanden sind - denn wie wir wissen, bedeutet
ökologischer Wohnbau auch mehr Investitionen, und zwar weit mehr Investitionen
über mehrere Jahre hinweg, um dieses Ziel zu erreichen - aber einmal unabhängig
davon, wenn ich mir anschaue, welcher Bereich es ist, der für den Anstieg der
CO2-Emissionen in den letzten Jahren im Wesentlichen verantwortlich
ist, dann ist es der Verkehr.
Der Verkehr wächst und wächst, und das hat
selbstverständlich auch äußerst unangenehme Folgen für das Klima, wie wir alle
wissen. Und jahrein, jahraus diskutieren wir von hier aus, was man eigentlich
tun kann, um eine drastische Reduktion der CO2-Emissionen für Wien
zu erreichen. Und selbst wenn wir jetzt in den unterschiedlichen Parteien
anderer Meinung sind, welche Maßnahmen überhaupt erforderlich sind, welche
sinnvoll sind, welche finanzierbar sind, so glaube ich, sind wir uns zumindest
in einem Punkt, soweit ich mich erinnern kann, in den letzten Jahren alle einig
gewesen: Ein guter und ein kluger Weg wäre, Menschen zu motivieren, vom PKW auf
die öffentlichen Verkehrsmittel umzusteigen. Zumindest, was diesen einen Satz
betrifft, sind wir uns alle einig.
So, was steckt also jetzt dahinter? Da kann man ja
überlegen, und da kann man sehr lange diskutieren, was die Gründe sind, warum
Menschen nichtsdestotrotz sehr oft auf das Auto angewiesen sind. Wie kann man
nun die öffentlichen Verkehrsmittel so ausbauen, wie kann man die Intervalle so
verdichten, wie kann man gerade die Verbindungen Wien-Umland so verbessern,
dass wir hier sehr wohl sehr viel mehr Pendlerinnen und Pendler erreichen und
motivieren können, vom Auto auf die Öffentlichen umzusteigen. Und in diesem
Zusammenhang kann man auch überlegen, was ein guter Tarif ist. Sind ständig
teurer werdende Preise für die Wiener Linien ein guter Weg, oder sind sie eher
sogar eine kontraproduktive Maßnahme. Und wir Grünen
haben gerade dieser Tage als eine Maßnahme im Sinne des Klimas einen
Öko-Tarif vorgeschlagen oder, wenn Sie so möchten, einen Klima-Tarif, bei den
Wiener Linien einzuführen. Ein Euro pro Fahrschein.
Und wenn man jetzt glaubt, das sei
eine Katastrophe, und damit würde das Budget der Wiener Linien zusammenbrechen,
das sei absolut nicht finanzierbar, und was hätten sich die Grünen da wieder einmal sozusagen
einfallen lassen: Nein, meine Damen und Herren, das
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