Gemeinderat,
26. Sitzung vom 19.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 120
Autobahnverbindung eröffnet. Jetzt passiert ja
endlich etwas.
Wenn Anträge zu den Kollektivverträgen zwischen den
Universitäten und Kollektivvertragsdiskussionen mit dem Bund gestellt werden,
so ist das auch etwas, was ich für ein wichtiges Thema halte – keine Frage! –,
aber nun jedenfalls keine Angelegenheit der Stadt Wien ist.
Einige Kritikpunkte, die gekommen sind, die sich sehr
wohl auf Wien bezogen haben, sind – ich möchte es einmal so formulieren – ein
wenig widersprüchlich. Wenn im Zusammenhang mit der bedarfsorientierten
Mindestsicherung auf der einen Seite kritisiert wurde, die Stadt Wien hat sich
zu sehr dafür eingesetzt und gibt so viel Geld dafür aus, und auf der anderen
Seite kritisiert wird, die gibt es gar nicht, dann muss irgendeine dieser
beiden Kritiken nicht ganz mit der Realität zu tun haben. Die Wahrheit ist,
dass wir im Zuge der Finanzausgleichsverhandlungen die bedarfsorientierte
Mindestsicherung vereinbart haben, dass sehr wohl Wien sich sehr dafür
eingesetzt hat, weil wir glauben, dass es ein ganz wichtiger Punkt in der
Bekämpfung von Armut in ganz Österreich ist.
Jawohl, wir haben uns auch dafür eingesetzt, dass es
zu einer Regelung zur Pflege kommt – nicht wie hier fälschlich behauptet wurde,
zu 100 Prozent zulasten der Länder und Kommunen. Hier gibt es ganz klare
Vereinbarungen, dass lediglich 40 Prozent dieser Pflege von den Ländern und
Kommunen bezahlt werden, weil das auch sehr stark eine Bundesangelegenheit ist.
Wir bekennen uns dazu, dass wir sowohl das eine, die
bedarfsorientierte Mindestsicherung, als auch das andere für wichtig erachten
und unseren Beitrag dazu leisten. Ich würde wirklich bitten – auch wenn sie im
Moment gerade telefonisch abgelenkt ist, vielleicht kann man es Frau Maria
Vassilakou dann ausrichten – und fände es schon schön, wenn man das endlich zur
Kenntnis nimmt, dass es die bedarfsorientierte Mindestsicherung geben wird,
dass wir unseren Teil dazu leisten und dass sie eigentlich schon heuer, aber
jedenfalls nächstes Jahr die sonst immer ähnlich lautende Rede umschreiben
soll, um hier zu einer konstruktiven Diskussion zu kommen.
Genauso erlaube ich mir, darauf hinzuweisen, dass die
Frage der sozialen Absicherung der Ein-Personen-Unternehmungen ebenfalls eine
Regelung ist, die jetzt dankenswerterweise von der neuen Bundesregierung auf
Grund der Vorschläge der Sozialpartner umgesetzt wird, und dass gerade zu diesem
Thema wir in Wien sehr viel tun. Die Zitate aus Untersuchungen, die hier
gebracht worden sind, sind Zitate aus Untersuchungen, die die Stadt Wien in
Auftrag gegeben hat! Und das ist genau jener Passus aus meiner Rede, wo ich
darauf hingewiesen habe, dass wir uns gerade mit dem Thema
Ein-Personen-Unternehmen, geringfügig Beschäftigte, nicht traditionelle
Beschäftigungsverhältnisse, die oft sehr fließend sind, sehr intensiv und
kritisch auseinandersetzen. Ich habe sogar explizit gesagt, dass es hier eben sehr
unterschiedliche Menschen gibt, die in diesen Bereichen sind: Manche, die das
gerne und freiwillig tun, andere, die das als Übergangsstadium betrachten, und
andere, die, vor allem wenn es nicht existenzsichernd ist, das überhaupt nicht
wollen. Wir setzen hier entsprechende Maßnahmen: im WAFF, im WWFF. Ich denke
nur auch an unsere Start-up-Center, wo wir uns ganz genau und besonders auf
diese Ein-Personen-Unternehmungen konzentrieren.
Der Vorwurf, es gäbe in der Wirtschaftspolitik der
Stadt keine entsprechenden Schwerpunkte, kann, denke ich, nur darauf
zurückzuführen sein, dass man sich die Schwerpunktsetzungen, zu denen sich die
Stadt sehr deutlich bekennt, entweder nicht sieht oder nicht sehen möchte. Es
ist hier sehr klar, wo die Schwerpunkte liegen. Ich beschreibe das immer mit
dieser Veränderung vom ganz traditionellen Produktionsstandort, wo man sagt,
wenn die Schlote rauchen, dann geht es den Menschen gut. Nun, das stimmt schon
lange nicht mehr, auch die Produktion hat sich sehr verändert. Wenn ich nur an
einen der letzten Betriebe denke, den ich in Favoriten besuchen durfte, wo die
kleinsten Lautsprecher der Welt produziert werden, der ein Produktionsbetrieb
ist, der eine ganz andere Form hat, als wir es in der Vergangenheit kennen. Es
ist ein Produktionsbetrieb mit einem ganz hohen Dienstleistungsanteil, so wie
generell der Dienstleistungssektor in Wien entsprechend zunimmt.
Gerade in diesem Bereich, weil wir aber auch die
Produktion nicht aufgeben, sondern weiter unterstützen, liegen auch unsere
Schwerpunkte mit den kreativen Industrien, mit dem IKT-Schwerpunkt, mit dem
Medienschwerpunkt, den wir setzen, und mit unseren intensiven Unterstützungen
für Life Sciences. Wir setzen also sehr genaue Schwerpunkte, haben sehr genaue
Strategien, und das alles ist in eine internationale Strategie eingebettet:
Wien als Drehscheibe zwischen Ost und West, die bis jetzt sehr erfolgreich
verlaufen ist.
Ich denke, die Diskussionspunkte, die hier gerade im
Zusammenhang mit der Gesundheitsfinanzierung der Wiener Gebietskrankenkasse
angesprochen wurden – und auch das passt zu meiner Einleitung –, sind auch
welche, die etwas undifferenziert formuliert wurden und wo nicht auf die
wirklichen Probleme eingegangen wurde.
Es hat mein Kollege Wutzlhofer schon darauf
hingewiesen, dass die Probleme, die die Wiener Gebietskrankenkasse hat, einen
sehr klaren Namen und Adresse haben, nämlich jene Bundesregierung – und ich
zitiere hier den Rechnungshof! –, die die Maßnahmen beschlossen hat, die dafür
sorgen, dass jetzt die Wiener Gebietskrankenkasse diese großen finanziellen
Schwierigkeiten hat – im Übrigen nicht nur die Wiener Gebietskrankenkasse,
sondern alle Sozialversicherungen. Vorschläge liegen ja hier von uns auch schon
längst auf dem Tisch, leider beschäftigt man sich nicht damit.
Gerade ich, aber auch viele
andere, habe damals noch in meiner Zuständigkeit als Gesundheitsstadträtin
wiederholt darauf hingewiesen, dass wir neue Finanzierungsinstrumente brauchen,
eine Verbreiterung der Bemessungsgrundlage, dass nicht ein immer höher
werdender Anteil an Gesundheitskosten auf Kosten und auf dem Rücken eines immer
kleiner werdenden Anteils,
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular