Gemeinderat,
26. Sitzung vom 19.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 57 von 120
nämlich den vollzeitbeschäftigten, traditionell Sozialversicherungspflichtigen finanziert werden kann. Deswegen müssen wir die Bemessungsgrundlage verbreitern, um zu einer entsprechenden Finanzierung kommen zu können.
Aber darüber hinaus – und wie gesagt, ich zitiere den
Rechnungshof – sind diese Probleme der Wiener Gebietskrankenkasse ganz klar
durch politische Entscheidungen, die durch die letzte Bundesregierung gefällt
wurden, verursacht. Es sagt ebenfalls der Rechnungshof, wenn diese
Entscheidungen, wie zum Beispiel die Deckelung des Beitrages für die
Arbeitslosen oder die Herausnahme der Vertragsbediensteten aus der allgemeinen
Sozialversicherung nicht gesetzt worden wären, dann hätte die Wiener
Gebietskrankenkasse einen positiven Saldo. – Zitat Rechnungshofbericht, meine
Damen und Herren! Ich bitte Sie doch, bei Diskussionen so seriös zu sein und
zumindest Zahlen und Fakten, die der Rechnungshof bekannt gibt, nicht aus
durchsichtigen, politischen Überlegungen in Frage zu stellen! (Beifall bei der
SPÖ)
Genauso bitte ich Sie, sehr geehrte Damen und Herren,
die Diskussion über die Bezirke und die Dezentralisierung und die
Bezirksbudgets auf eine seriöse Art und Weise zu führen! Hier sind dramatisch
viele Dinge aufgezählt worden, welche neuen Bestimmungen es gibt, die
eingehalten werden müssen, dass die Preise gestiegen sind, dass es neue Gesetze
gibt, die eingehalten werden müssen.
Ja, sehr geehrte Damen und Herren! Das ist uns
bekannt, aber die gelten für Wien und für das Zentralbudget selbstverständlich
ganz genauso. Auch wir im Wiener Zentralbudget können nicht einfach sagen, das
Geld brauchen wir und das muss von irgendwo herkommen. Auch wir müssen
natürlich schauen, dass wir mit den Einnahmen auch entsprechend auskommen
können. Dass hier eine Parallelentwicklung zwischen Zentralbudget und
Bezirksbudget erfolgt ist, wurde Ihnen schon dargestellt.
Natürlich haben wir entsprechende Maßnahmen gesetzt!
Und wenn die Kritik kommt, wir sind sozusagen erpresst worden – ich weiß nicht,
welches Wort genau gefallen ist –, also wir sind sozusagen zu dem Schulpaket
gezwungen worden, denn sonst bekommen wir die Unterstützung nicht, wenn wir die
Schulen nicht sanieren, dann muss ich sagen: Ja, selbstverständlich kann es
eine Unterstützung der Zentrale nur geben, wenn Maßnahmen gesetzt werden. Wofür
denn sonst? Und weil das eben ein großes Paket ist, haben wir dieses
Unterstützungspaket geschnürt. Ich glaube, es ist ein sehr gutes. Und ich
glaube, dass jene Bezirke, die sich daran beteiligen – und es sind ja genug,
die sich auch daran beteiligen – gut beraten sind und damit gute Maßnahmen für die
Bürger und Bürgerinnen setzen können.
Bitte bleiben wir doch bei einer seriösen Debatte!
Diese seriöse Debatte wird eine objektive Grundlage finden, eine Evaluierung,
die wir ja auch gemeinsam beschlossen haben. Deswegen halte ich gar nichts
davon, jetzt irgendwelche Anträge zu beschließen. Das ist doch – bitte! –
widersinnig, wenn wir hier gemeinsam eine Evaluierung beschließen, damit wir
Zahlen, Fakten, Daten, Analysen auf dem Tisch haben, um dann gemeinsam – und
ich möchte hier ganz deutlich meine Bereitschaft zu diesem gemeinsamen
konstruktiven Gespräch zum Ausdruck bringen –, Vorschläge zu erarbeiten. Da
macht es doch keinen Sinn, wenn wir vorher Beschlüsse fassen! Zuerst
beschließen und nachher nachdenken, das ist nicht unser Stil. Ich bin dafür, dass
wir zuerst nachdenken, gemeinsam diskutieren und dann entsprechende Beschlüssen
fassen.
Sehr geehrte Damen und Herren! Es wurde auch gemeint,
im Sozialbereich werden keine Schwerpunkte gesetzt, hier gibt es keine
zusätzlichen Mittel. „Ein bisschen mehr", habe ich mir hier genau
aufgeschrieben. Weil so viele innovative Vorschläge eingefordert wurden, würde
ich als innovativen Bildungsvorschlag einmal Lesen und Rechnen einbringen, denn
60 Millionen EUR als „ein bisschen mehr" zu bezeichnen, ist
schon mehr als mutig. Dies noch dazu, wenn Sie genau wissen, dass das nur ein
Teil dessen ist, was in dieser Stadt an Sozialpolitik gemacht wird, wenn Sie
genau wissen, dass es in vielen, vielen Bereichen, beginnend von der sozialen
Staffelung bei den Kinderbetreuungseinrichtungen bis hin zum neuen Mobilpass
der sozial Schwächeren entsprechende Mobilität garantieren soll, bis hin zu der
Tatsache, dass Wien eines der wenigen Bundesländer ist, die im Sozialhilfe- und
im Pflegebereich nicht regressieren, dass also in vielen anderen Bereichen die
Stadt ihre soziale Tätigkeit und ihre sozialen Maßnahmen sehr eindeutig zum
Ausdruck bringt. Ich denke, das soll man schon entsprechend berücksichtigen,
wenn man gerade in diesem sensiblen Bereich Kritik ausübt.
Dasselbe, sehr geehrte Damen und Herren, gilt für das
Thema Integration. Wenn Zuwanderung, wenn Menschen mit nichtösterreichischer
Staatsbürgerschaft oder die nicht hier in diesem Land geboren sind, immer nur
als Problem dargestellt werden, dann ist es wirklich schwierig mit der
Integration. Vor allem entspricht es nicht den Tatsachen! Unterhalten Sie sich
einmal mit den Unternehmen, die so erfolgreich die EU-Osterweiterung nutzen
konnten. Alleine die Wiener Unternehmen machen 3 Milliarden EUR
Gewinn in den neuen EU-Ländern, und 1,5 Milliarden EUR davon führen
sie wieder hierher zurück nach Wien, erhöhen hier die Wertschöpfung und sichern
die Wiener Arbeitsplätze. Fragen Sie diese! Sie werden Ihnen sagen, ohne die
interkulturelle Kompetenz, ohne die Geschichte und positive Tradition dieser
Stadt, die immer eine internationale Stadt war, ohne das Wissen und die
sprachlichen Qualifikationen von Zuwanderern und von Jugendlichen zweiter und
dritter Generation wäre dieser Erfolg nicht so groß gewesen.
Das heißt, ich denke, wir müssen
auch diese positiven Seiten sehen und wir müssen diese positiven Seiten nutzen,
um die vielen Aufgaben für die Integration, die noch vor uns liegen – das
bestreitet niemand –, auch gemeinsam angehen zu können und die großen positiven
Schritte, die es schon gegeben hat – ich denke, die
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