Gemeinderat,
26. Sitzung vom 19.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 61 von 120
diesbezüglich genauer ausgeführt habe, ist natürlich
ernüchternd und auch im internationalen Vergleich wirklich sehr schwach. Dass
man die Förderung noch weiter kürzt, ist interessant. Es würde mich
interessieren, was in Zukunft passieren soll, um den Film tatsächlich einmal
auf Vordermann zu bringen.
Aber wo gibt es dann die deutlichen Erhöhungen? –
Sonstige kulturelle Maßnahmen – mehr ist aus dem Budget nicht ersichtlich – von
8,6 auf 10,6 Millionen EUR. Da kann man natürlich viel einpacken.
Keine Frage. Das ist ja immer der wesentliche Punkt, möglichst viel einzupacken
und vielleicht nicht so ganz erkenntlich zu machen und damit besonders gut
„haushalten“ zu können.
Darstellende Kunst – wir sind jetzt bei der
Theaterreform, wir sind jetzt bei den Theatern –: Hier hat man von
78,2 Millionen EUR auf 82,5 Millionen EUR aufgestockt. Die Theaterreform
ist ja der große Wurf der letzten Jahre. Interessanterweise empfinden das die
Theaterschaffenden nicht so. Ich habe auch noch nichts gehört von erhöhten
Besucherzahlen oder von sonstiger großer Euphorie in der Kulturszene oder gar
in der Theaterszene. Die IG Freie Theaterarbeit beispielsweise, die also hier
unmittelbar damit betraut ist, kritisiert seit Längerem, dass diese
Theaterreform schlicht und einfach nicht funktioniert, und hat sich über die
ausbleibenden Projektförderungsauszahlungen beschwert und auch zuletzt über die
Durchsetzung zahlreicher Reformen. Das heißt, aus den eigenen Reihen kommt die
Kritik ganz maßgeblich. Offenbar ist die Reform ins Stocken geraten. Wir
behaupten das ja schon seit Längerem und haben auch festgestellt, dass sie in
eine falsche Richtung läuft, weil ja in Wirklichkeit Verunsicherung geschaffen
wurde, Theater enteignet und verunsichert wurden und damit eine negative
Entwicklung stattgefunden hat.
Sonst gibt es die üblichen Fortschreibungen. Wofür
wird Geld verwendet? – Das Musical ist ja in Wien ein Sparschwein statt einer
Einnahmequelle. (Heiterkeit bei der FPÖ.) Das Ronacher wird nach wie vor
umgebaut. Es hätte ja heuer schon fertig sein sollen. Wir warten gespannt
darauf, wann es fertig sein wird. Es wird sich dann auch zeigen, was es
wirklich gekostet hat. 45 Millionen EUR in etwa stehen im Raum,
Fremdfinanzierung, das Ganze für ein doch übertrieben ambitioniertes Projekt,
für das Musical, wie schon gesagt, das an sich schon einmal ein Sparschwein
ist, wo man gar nicht weiß, wo die Reise im Musical in Wien hingeht. Wir werden
sehen. Tatsache ist, dass dort jedenfalls sehr viel Geld vergraben liegt.
Es gibt dann natürlich diese diversen politisch
motivierten Subventionen. Das WUK zum Beispiel feiert ja gerade wieder
90 Jahre Oktoberrevolution. Das ist sicherlich mindestens
1 Millionen EUR wert.
Auch in das Dokumentationsarchiv, das ja, wie Sie
wissen, pseudowissenschaftlich arbeitet – zumindest hat das Gericht das so
festgestellt –, eine kommunistische Tarnorganisation ist und so weiter, wird
das Geld wieder hineinfließen wie immer. (GR Ernst Woller: ... ist Ihnen
sehr unangenehm! – GRin Mag Marie Ringler: So ein Schwachsinn!) Ich kann
Ihnen da noch mehr Zitate bringen, aber ich erspare sie Ihnen. (GR Dr Kurt
Stürzenbecher: Sie wissen ganz genau, dass das ein Unsinn ist!) – Das ist ein
Unsinn? Das Urteil kennen Sie nicht? (GR Ernst Woller: Die ganzen
rechtsradikalen Aktivitäten Ihrer Burschenschaften ...!) Ja, also wenn das
Dokumentationsarchiv wissenschaftlich ist und wenn die Gerichte Unsinn
produzieren, dann können Sie das gerne behaupten, aber Sie wissen ganz genau,
dass man das jedenfalls über das Dokumentationsarchiv sagen kann, und Sie
wissen auch ganz genau, dass es tatsächlich so agiert, dass es hier Hunderte
Anzeigen gibt, die nicht einmal zu Verfolgungsmaßnahmen führen, geschweige denn
zu Verurteilungen. Wenn man das nicht Denunziation nennt, was dann? Also, wir
wissen genau, was dort abläuft. Und dass sich die Stadt Wien ganz gerne dessen
als Argumentation auch gegen den politischen Gegner bedient, um ihn zu
denunzieren und in irgendeiner Form vielleicht zu kriminalisieren, ist schön
und gut, zeigt aber nicht wirklich von einem guten Verhältnis zur
Meinungsfreiheit und zur politischen Arbeit. Aber das müssen ja Sie mit sich
ausmachen. Wir können damit leben. Wir wissen, was hier abläuft, und wir werden
daher auch immer wieder darauf hinweisen.
Wir haben die Multikulti-Subventionen in allen
Sparten. Wir haben solche Häuser wie die Kunsthalle, die international
anerkannte Ausstellungen zeigt, die auch sonst überall anerkannt waren, wo sie
gezeigt wurden, und dadurch international anerkannt wurden. Wir haben
sicherlich im nächsten Jahr ein Gedenkjahr. Wir werden also hier wieder viel
Geld für Vergangenheitsbewältigung endlich ausgeben. Es wird ja Zeit. Wir
werden sehen, wie schön wir das Kulturbudget hier belasten.
Bezeichnend für die geistige Ausrichtung der
Kulturarbeit in Wien ist ja, dass wir jetzt zuletzt eine Ehren-Pension für
Oswald Wiener vergeben haben. Ehre, wem Ehre gebührt! Das Wort Ehre ist auch
schon sehr weit herum gekommen, wie wir wissen. Oder die hohe Auszeichnung für
Hermann Nitsch. Man sieht, wes Geistes Kind die Wiener Kulturpolitik ist. Davon
wird natürlich auch das Budget getragen. (GR Ernst Woller: Die Staatspreise
bekommen!) – Das eine schließt das andere nicht aus! (GR Dr Kurt
Stürzenbecher: Auch in Niederösterreich!) – Das ist vollkommen richtig, dass
man in Niederösterreich offenbar auch nicht anders agiert. Wir wollen das jetzt
nicht werten, aber Sie haben schon recht.
Einem von so einem Gedankengut und so einer
Geisteshaltung getragenen Kulturbudget stimmen wir nicht zu. Daher gibt es auch
in diesem Jahr wieder eine Ablehnung der FPÖ. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile: Lieber Kollege Stefan! Die
Stadt Wien, so wie Sie es gesagt haben, bedient sich nicht des
Dokumentationsarchivs, um dem politischen Gegner etwas anzutun, möglicherweise
eine Partei, aber nicht die Stadt. (GR Mag Harald Stefan: Danke vielmals!
Da bin ich dankbar!) Das wollte ich hier nur zur Korrektur in den Raum stellen,
denn das ist so nicht passiert. Das
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