Gemeinderat,
26. Sitzung vom 20.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 112
her, es bewegt sich hier aber nichts, und wie man
Presseaussendungen von Parlamentariern von heute entnehmen kann, werden wir
jetzt wieder warten: Man wartet auf die Verfassungsreform, die wann auch immer
abgeschlossen sein wird. – Da muss man sich schon fragen: Wie ernst ist es
diesem Land Österreich mit der Umsetzung der Kinderrechte in der Verfassung? In
dieser UN-Kinderrechtskonvention gibt es nämlich sehr viele Punkte, die
relevant sind, und es wäre wirklich sehr wichtig und notwendig, dass man diese
auch in der österreichischen Verfassung verankert.
Einen Punkt möchte ich kurz hervorheben, nämlich das
Recht auf einen angemessenen Lebensstandard: Es ist in Zeiten, in denen die
Kinderarmut in diesem Land steigt, mehr als notwendig, dass diesbezüglich etwas
unternommen wird. Allerdings sieht es aus, als würde man die
Verfassungsänderungen in Bezug auf die Kinderrechte wieder verschieben, obwohl
das im Regierungsprogramm der momentan Regierenden enthalten ist. Es wird also
wieder gewartet, und ich nehme an, dass wir nächstes und übernächstes Jahr
wieder hier stehen werden, die UN-Kinderrechtskonvention aber wieder nicht in
der Verfassung Österreichs verankert sein wird.
Zum Budget: Es ist nachzuvollziehen, dass im Bereich
der Kindertagesheime mehr budgetiert wurde als im Rechnungsabschluss 2006, aber
auch im Voranschlag 2007, und auch die Beträge für die Förderung von
Kinderbetreuungseinrichtungen wurden erhöht, was wir für positiv halten. Man
könnte meinen, die Steigerung im Kindertagesheimbereich geht auch auf
Steigerungen im Personalbereich zurück. Wenn man das aber über die letzten
Jahre betrachtet, dann sieht man, dass die Personalentwicklung aber ganz normal
ist und nicht damit zu rechnen ist, dass wir in diesem Bereich endlich mehr
PädagogInnen bekommen beziehungsweise mehr Dienstposten geschaffen
werden. – Ich glaube, dass das der falsche Weg ist.
Wenn wir uns ansehen, welche Inserate von der
MA 10, aber auch von anderen Trägervereinen geschaltet werden, die massiv
nach PädagogInnen im Kindertagesheimbereich suchen, dann glaube ich, dass wir
akuten Handlungsbedarf haben. Ich meine, man sollte nicht nur Inserate
schalten, sondern sich überlegen, woran es liegt, dass sehr viele angehende
KindergartenpädagogInnen mit dem Besuch der BAKIP beginnen, wo dann über 30
TeilnehmerInnen in einer Klasse sitzen –
es werden auch welche abgewiesen, das heißt, der Bedarf und das
Interesse bestehen nach wie vor –, die
AbsolventInnen dann aber nicht oder nur zu einem sehr geringen Anteil in der
Kindergartenbereich gehen, sonders anderswo zu arbeiten beginnen oder
studieren. Das ist ihr gutes Recht. Ich glaube aber, dass wir uns wirklich
überlegen sollten, ob erstens die Ausbildung an der BAKIP noch dem entspricht,
was sich junge Mädchen – leider
sind es zum Großteil nur Mädchen – erwarten
und ob zweitens die Rahmenbedingungen in diesem Berufsfeld noch passend sind.
Wir haben schon öfters bei den Budgets und bei den
Rechnungsabschlüssen darauf hingewiesen, dass die Rahmenbedingungen in den
Kindertagesheimen in Wien für die dort arbeitenden MitarbeiterInnen
unbefriedigend sind. Wir saßen erst vor zwei Wochen bei einer Podiumsdiskussion
beim Berufsverband der Kindergarten- und HortpädagogInnen, bei der wieder
einmal der Wunsch nach einer Änderung genau dieser Rahmenbedingungen geäußert
wurde. Es ging darum, dass die Bedingungen in Bezug auf die Gruppengrößen und
die Betreuungssituation, also hinsichtlich der Anzahl der PädagogInnen in den Gruppen,
für die MitarbeiterInnen unbefriedigend und demotivierend ist und dass es
diesbezüglich Änderungsbedarf gibt.
Ich werde auch heute wieder gemeinsam mit den
Kolleginnen Anger-Koch und Monika Riha einen Antrag auf Senkung der
Kinderhöchstzahl und betreffend einen Betreuungsschlüssel in den Kinderkrippen,
Kindergärten und Hortgruppen einbringen. Ich bringe diesen eigentlich immer
ähnlich ein, habe ihn diesmal aber etwas abgewandelt. Ich habe die Vorschläge
von ExpertInnen und BildungspädagogInnen betreffend die optimalen Gruppengrößen
beziehungsweise die optimale Anzahl an PädagogInnen in den Gruppen
herausgenommen. Das könnte nämlich der Grund dafür sein, warum der Antrag
abgelehnt wird. Ich möchte nun folgenden Antrag einbringen:
„Der Gemeinderat spricht sich dafür aus, dass die
Kinderhöchstzahlen in der vorschulischen Bildung und Betreuung gesenkt und der
Bildungsauftrag des Kindergartens durch einen entsprechend geändert
Betreuungsschlüssel unterstützt werden sollen.
Wir beantragen
die Zuweisung dieses Antrags.“
Ich hoffe, dass hier, auch wenn wir schon öfters
darüber diskutiert haben, letztlich Bewegung in die Sache kommt und sich die
Situation für die dort beteiligten MitarbeiterInnen endlich ändert.
Seit vielen Jahren gibt es eine Qualitätsdiskussion im Kindergartenbereich, wobei eine Frage immer wieder zu kurz kommt, nämlich die Frage der Ausbildung der KindergartenpädagogInnen. Diese Ausbildung wird, wie ich schon erwähnt habe, mit 14 Jahren begonnen. Junge Mädchen – leider sind es meistens nur Mädchen – entscheiden sich mit 14 Jahren für die Berufsausbildung zur Pädagogin, mit der sie mit 19 Jahren fertig sind und dann quasi noch im Pubertätsalter in diesen Beruf eintreten. Es zeigt sich, dass wir in diesem Bereich betreffend das Ausbildungsniveau europaweit eher hinten sind. Nur wir und Malta haben noch dieses niedrige Ausbildungsniveau für diesen doch sehr wichtigen und immer wichtiger werdenden Beruf der Kindergarten- und HortpädagogInnen. Schön langsam wird man sich allerdings der Wichtigkeit dieser Ausbildung der PädagogInnen, die mit den Kindern arbeiten, bewusst, und man realisiert, dass es von Interesse ist, hier etwas zu ändern.
Es gibt schon seit Jahren unzählige Vorschläge von ExpertInnen des Berufsverbandes mit Ausbildungsvorschlägen hinsichtlich eines modularen Aufbaus der Ausbildung. Diese liegen in den Schubladen der zuständigen MinisterInnen, die regelmäßig wechseln. Auch hier
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