Gemeinderat,
26. Sitzung vom 20.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 112
Evaluierungsmodellen unserer Schüler darstellt. Wir meinen eher, es kommt auch auf die Schulgebäude an. Und bei den Schulgebäuden gibt es in Wien, vor allem im Pflichtschulbereich, mehr als genug auszusetzen! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren, in einem Schulgebäude, wo
einem buchstäblich die Decke auf den Kopf fällt, lernt es sich nicht gut. In
Schulgebäuden, die für Freizeit und Nachmittagsbetreuung nicht ausgestattet
sind, in Schulgebäuden, wo die Turnsäle nicht gut beisammen sind, ist ein gedeihliches
Zusammenleben, auch ein gewaltfreies Zusammenleben, sehr schwierig. Das ist Ihr
Bereich. Für den sind Sie zuständig! Den haben Sie eigentlich, obwohl Sie hier
in diesem Haus immer wieder das Gegenteil betont haben, sträflich
vernachlässigt! Wir haben so oft eine Weiterführung des
Schulsanierungsprogramms gefordert. Es hat immer geheißen, das sei schon
erledigt, es reiche, wenn wir die laufenden Erhaltungsarbeiten leisten. Jetzt
brauchen wir auf einmal ein Zehnjahrespaket, das wiederum nicht in erster Linie
aus dem Stadtbudget finanziert wird, sondern das die Bezirke belastet. Da
stellt sich die Frage: Was machen Sie mit dem Geldregen, den Ihre
Gebührenerhöhungen in die städtischen Kassen spülen? Was machen Sie mit dem
Geldregen, der sich auch aus dem Finanzausgleich über die Stadt Wien ergießt?
In die Schulen zu Gunsten der Bezirke stecken Sie sicher nichts! (GR Mag Thomas
Reindl: Haben Sie bis jetzt die letzten zwei Tage nicht zugehört, Herr Kollege,
was alles passiert?) - Im Unterschied zu den meisten Ihrer Fraktion höre ich
eigentlich sehr aufmerksam zu! Die Voraussetzung zum Zuhören, Herr Kollege, ist
die Präsenz im Sitzungssaal und die ist bei mir, glaube ich, sehr gut
vorhanden! (Beifall bei der ÖVP.)
Es tut einem zwar das Zuhören oft weh, aber ich sehe
einen Teil der Gage auch als Schmerzensgeld. In diesem Sinne tritt die
Schmerzgeldkomponente an Tagen, wo nur Jubelpropaganda fernab jeder Realität
stattfindet, stärker in den Vordergrund! (VBgmin Grete Laska: Wir bilden eine
Schicksalsgemeinschaft!) - Ja, insofern bilden wir wahrscheinlich alle eine
Schicksalsgemeinschaft! Auch das hat etwas Verbindendes! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren, konzentrieren wir uns auf den
Pflichtschulbereich, konzentrieren wir uns auf den vorschulischen Bereich. Hier
können wir ohne weitreichende schulorganisatorische Maßnahmen Verbesserungen
der Unterrichtsqualität durchführen. Wir haben schon oft darauf hingewiesen,
dass der Finanzausgleich, der immer mit Zustimmung von Bundes- und Landesebene
stattfindet, eine Absenkung der Schülerzahlen schon längst ermöglicht hätte.
Sie sind nach wie vor nicht bereit, Aufgaben der Jugendwohlfahrt, für die
Lehrer eingesetzt werden, aus dem eigenen Bereich abzudecken und setzen Lehrer
in einem lehrerfremden Bereich ein. Diese Lehrer gehen natürlich im
Schulunterricht ab, gehen im Förderunterricht ab, gehen in der Integration ab.
Das wäre eine Aufgabe, wo Sie selbst Geld in die Hand nehmen müssten, die
Lehrer, die vom Bund bezahlt werden, im Unterricht einzusetzen. (Beifall bei
der ÖVP.)
Meine Damen und Herren, wer hindert Sie daran, in der
Nachmittagsbetreuung verstärkt Sportorganisationen, Sportvereine heranzuziehen?
Wer hindert Sie daran, in der Nachmittagsbetreuung musikalische Schwerpunkte zu
setzen, abseits der Notwendigkeit, Musikschulen in jedem Bezirk zu errichten?
Niemand hindert Sie daran! Wer hindert Sie daran, theatermäßig ausgebildetes
Personal den Kindern am Nachmittag zur Verfügung zu stellen? Das wäre eine
sinnvolle Abrundung. Das sage ich jetzt auch als jemand, der beruflich aus dem
Schulbereich kommt. Bei der Vorstellung, dass unsere Kinder den ganzen Tag nur
mehr mit ihren eigenen Lehrern zu tun haben, weiß ich nicht, ob das ein Beitrag
für eine glückliche Kindheit ist. Auch wenn die Schule der Ort ist, wo Kinder
mehr Zeit verbringen werden, das ist ganz klar, das ergibt sich auch auf Grund
der Änderungen in der Familienstruktur, muss man doch das Angebot breiter
fächern. Hier ist gerade im Pflichtschulbereich sehr viel offen geblieben!
(Beifall bei der ÖVP. - Heiterkeit bei GRin Barbara Novak.)
Es ist zwar seit dem 11.11. angeblich der Fasching
(GR Mag Thomas Reindl: Ja, genau!), ist aber natürlich völlig liturgisch. Ich
freue mich, dass ich bei der Frau Kollegin Novak auch die Lachmuskulatur ein bisschen
anstimmen kann, aber eigentlich sind das Versäumnisse, die Sie zu vertreten
haben! Ich weiß nicht, was da so lustig ist! (GRin Barbara Novak: Ich werde es
Ihnen nachher sagen!) Sie lachen offenkundig über die Missstände, für die Sie
verantwortlich sind und die unsere Kinder bezahlen müssen! (Beifall bei der
ÖVP.)
Wenn ich jetzt die „Salzburger Nachrichten" zur
Hand nehme, gibt es sehr erfolgreiche Schulen. Genauso wie die meisten
erfolgreichen Spitäler im katholischen Privatbereich angesiedelt sind, sind
auch die katholischen Privatschulen sehr erfolgreich und sehr innovativ. Hier
wird auf einer ganzen Seite das Gymnasium in Wilhering dargestellt. Der dortige
Direktor gibt sich eigentlich zur jetzigen Schuldebatte sehr distanziert, weil
er sagt, es bestehe eigentlich kein Bedarf, denn die Methodenvielfalt, die
immer wieder als Prinzip der Lehr- und Lernfreiheit angesprochen wird, werde in
Wilhering schon seit vielen Jahren auf Basis der gegenwärtigen Gesetze
ausgeübt. Es werden traditionelle Unterrichtsmethoden durch Projektunterricht,
durch fächerübergreifenden Unterricht, durch Teamteaching und so weiter
ergänzt. Es wird auch ab der fünften Klasse des Gymnasiums angeboten, weil es
Gymnasiasten auch nicht schadet, wenn sie handwerkliche Fähigkeiten haben. Hier
unterrichten qualifizierte Meister derzeit die Handwerksfächer
Goldschmiedekunst, Tischlerei und Fotografie. Die Förderung der Kreativität
entspricht der benediktinischen Tradition. Auch wenn Sie mit der
benediktinischen Tradition vielleicht nicht so viel am Hut haben, sind das
alles Dinge, die man jetzt schon machen könnte. Ich frage mich eigentlich:
Warum tun Sie es nicht? Warum diskutieren Sie nur über Türschilder? (Beifall
bei der ÖVP.)
Besonders interessant wird es,
wenn Sie überall
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