Gemeinderat,
26. Sitzung vom 20.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 112
„Her mit der Neuen Mittelschule!" plakatieren, aber kein Konzept für eine Neue Mittelschule haben. Es ist ein reines Schlagwort! Sie gehen offenkundig davon aus, dass sich jetzt Eltern und auch Schulen sozusagen für die Neue Mittelschule entscheiden und das Konzept dann irgendwann nachgeliefert wird. Das ist doch wirklich keine vorausschauende Schulpolitik, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)
Die Tatsache, dass Sie es mit der Mitbestimmung am
Schulstandort nicht so genau nehmen, offenbart auch und weckt in mir den
Verdacht oder steigert den Verdacht fast zur Gewissheit, dass Sie genau wissen,
dass die Leute nicht sagen: „Her mit der Neuen Mittelschule!", sondern am
Ende: „Nichts wie weg!", wenn die Neue Mittelschule kommt. Auch das ist
kein Beitrag, um uns bildungsmäßig weiterzubringen.
Meine Damen und Herren, das Aushungern der Bezirke in
Bezug auf die gute Ausstattung der Schulen habe ich schon angesprochen. Hier
gibt es eine städtische Verantwortung, der Sie sich nicht entziehen dürfen!
Es hapert auch in anderen Bereichen. Sprechen wir vom
Gebäudemanagement: Ich meine, wenn man hört, dass man nicht genau weiß, wie
viele Quadratmeter man zur Verfügung hat, wenn man dann in den Zeitungen
nachlesen kann, dass es mit der Inventarisierung im Zeitalter, wo es
computermäßig Inventarprogramme gibt, hapert, dann wundert man sich eigentlich
nicht, dass Sie ablenken, dass Sie Ihre Hausaufgaben nicht machen und alle
Schul- und Bildungsprobleme auf eine Organisationsdebatte reduzieren. Das
heißt, nehmen Sie sich, auch wenn Sie es selbst nicht entwickeln wollen oder
können, ein Beispiel daran, wie gut die Bundesschulen gemanagt sind. Ich bin
mir sicher, dass, nicht zuletzt auf Grund der jetzigen politischen Situation,
das dort vorhandene Know-how auch gerne dem städtischen Pflichtschulenerhalter
zur Verfügung gestellt wird. Das muss doch unter Genossen möglich sein!
(Beifall bei der ÖVP.)
Ich glaube, auch der Vizepräsident des Stadtschulrats
ist da, der als langjähriger ÖVP-Bildungssprecher schon viele Anläufe gemacht
hat, einen Schulentwicklungsplan für Wien zu implementieren. Ich weiß gar
nicht, warum sich eine Partei, die zumindest früher einmal doch ein gewisses
Naheverhältnis zu Fünfjahresplänen gehabt hat, bei jetzt erforderlichen Plänen
so ziert!
Wir bringen abermals den Antrag auf Erstellung eines
Schulentwicklungsplans für Wien ein. Der soll auszugsweise folgende Punkte
beinhalten: konkrete Zielzahlen für die Errichtung neuer Schulen, genaue
Anforderungsprofile für die infrastrukturelle Ausstattung aller Wiener
Schulstandorte. Wir möchten nämlich nicht ein paar Prestigestandorte, für die
nichts zu teuer und zu billig ist und der Rest der Schulen vegetiert dahin. Das
muss schon ein bisschen gleichmäßiger aufgeteilt werden. Wir wollen eine
vorausschauende Planung für die Weiterverwendung baulich veralteter
Schulgebäude und genauere Berechnungen hinsichtlich der erforderlichen
finanziellen Mittel für die Errichtung neuer Schulstandorte. In formeller
Hinsicht wird die sofortige Abstimmung beantragt. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren, ein regionales
Bildungsmanagement tut Not. Die Nachrednerinnen meiner Fraktion werden noch
darauf hinweisen, dass man die Bildungsproblematik nicht nur auf die
Altersklasse der 10- bis 14-Jährigen reduzieren kann. Wir brauchen ein
vielfältiges Angebot. Alle Umfragen ergeben, die Eltern wollen keinen
Einheitsbrei, sie wollen kein Einheitsmodell, sondern es muss eine Vielfalt
gegeben sein. Wir wollen keinen sozialistischen Bildungstrabbi. Wir wollen eine
Modellvielfalt, eine Produktvielfalt, die auch auf die vielfältigen Begabungen
unserer Kinder Rücksicht nimmt.
In diesem Sinn stellen mein Klubobmann Dr Tschirf,
meine Kollegin Anger-Koch und meine Wenigkeit einen Resolutionsantrag
betreffend Grundsätze des regionalen Bildungsmanagements, wo wir uns als
Gemeinderat dazu bekennen, was erst jetzt gesetzlich verankert und bekräftigt
wurde, für die Wahrung der Wahlfreiheit der Eltern im Bezug auf die Auswahl des
Schultyps und den Ausbau der Schulautonomie. Auch da haben Sie offenkundig Ihre
Probleme. Ich denke mir, das, was Sie zentral nicht gut managen können, sollen
Sie doch in die Hände der jeweiligen Standorte, der jeweiligen Direktionen,
geben. Ich finde, das ist doch ganz klar, wenn die Zentrale nicht kann, dann
soll sie es an die untere Ebene weitergeben, weil die wissen viel besser, wo es
langgeht. Das gilt genauso für die Dezentralisierung. Das ist an sich ein
Erfolgsmodell, weg von der Zentrale, in der Zentrale nur mehr das zentral
gestalten, was einheitlich sein soll und der Rest in die Autonomie der Menschen
vor Ort. Das würde auch viel mehr Motivation und viel mehr Diversifizierung
bringen. Wir möchten weiters in diesem Antrag eine forcierte Anwendung und
Evaluation von Bildungsstandards in den jeweiligen Schultypen, einen Ausbau der
individuellen Fördermöglichkeiten für Kinder und Jugendliche und eine Wahrung
vor allem auch der äußeren Differenzierung im Schulsystem. In formeller
Hinsicht wird ebenfalls die sofortige Abstimmung beantragt. (Beifall bei der
ÖVP.)
Meine Damen und Herren, Bildung hat, wie schon gesagt,
viele Facetten. Es wurde auch in diesem Rahmen schon von der großen Bedeutung
von Forschung und Entwicklung für unsere Stadt gesprochen. Da profitiert Wien
natürlich von seiner Stellung als einzige Millionenstadt in unserem Land, vom
Sitz der Bundesbehörden und vieler anderer Konzernzentralen. Die wichtigsten
Universitäten sind in Wien beheimatet. Deswegen ist es ganz wesentlich, und
unser Wiener Wissenschaftsminister Johannes Hahn ist ein Garant dafür, dass die
Forschungseinrichtungen und die Bildungseinrichtungen in seinem
Zuständigkeitsbereich auch gut dotiert werden. Aber auch Wien ist gefordert,
etwas zu tun!
Deswegen verlangen wir, meine Kollegen Roman Stiftner und Franz
Ferdinand Wolf sowie meine Wenigkeit, in einem Beschlussantrag, dass von der
Stadt Wien jene jährlichen Mittel, die seitens des Bundesministeriums für
Wissenschaft und Forschung für Forschung und Entwicklung bereitgestellt werden,
entsprechend aufgestockt werden. Der Grundstock wird vom Bund gestellt.
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