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Gemeinderat, 26. Sitzung vom 20.11.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 67 von 112

 

in vielen anderen europäischen Städten der Fall, stagniert oder gar bevölkerungsmäßig zurückfällt. Wir brauchen diese Dynamik für eine zukünftige Entwicklung. Wir brauchen diese Dynamik auch, um neue Arbeitsplätze zu schaffen. - Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zum Wort gemeldet ist GR Mag Chorherr. Ich weise darauf hin, dass die Redezeit mit 15 Minuten begrenzt ist. Ich erteile ihm das Wort.

 

GR Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus): Herr Vorsitzender! Geschätzter GR Hora! Meine Damen und Herren!

 

Wenn Sie dem Herrn Stadtrat liebe Grüße ausrichten, er wird sicher einen wichtigen Termin haben!

 

Lassen Sie mich heute zuerst ganz kurz das Wort, was wir heute tun, ernst nehmen, die Budgetdebatte. Bei der Debatte geht man gelegentlich auf andere Redner ein. Will ich doch das glatt, um nicht sozusagen nur ausschließlich Vorgelesenes hier wiederzugeben und möchte ganz kurz (GR Mag Wolfgang Gerstl kommt hinter den Sitzreihen hervor und begibt sich auf seinen Platz.) - ja, er kommt schon vor - zum Herrn Gerstl etwas sagen.

 

Wie ist das mit den GRÜNEN und der U-Bahn? Weil das irgendwie ganz diffus im Raum steht, was sind das eigentlich sozusagen für dunkle Gesellen und Gretln, die gegen die U-Bahn seien? Sie haben da irgendetwas in den Raum gestellt. Was fürchten Sie da? Lassen Sie mich klarstellen: Die U-Bahn ist ein wichtiges Verkehrsmittel in einigen konkreten Regionen. Was macht die U-Bahn? Lassen Sie mich das an einem Beispiel, wo wir sie für sinnvoll erachten, und an einem Beispiel, wo wir sie nicht für sinnvoll erachten, darstellen:

 

Die U-Bahn, wie auch der hochrangige Autobahnbau, dient der Stadtentwicklung. Wo man eine U-Bahn hinbaut, kommt hoffentlich in vehementem Ausmaß die verdichtete Stadt nach. Also ist, wenn man so etwas wie das Flugfeld Aspern plant, eine dichte Stadt mit 30 000 Leuten, wo heute schon der öffentliche Verkehr schlecht ausgebaut ist, die U2-Verlängerung nach Norden eine sinnvolle Maßnahme.

 

Wie ist das mit Stammersdorf? Warum sind wir skeptisch? Ich könnte es fast zynisch sagen, weil wir halt ordentliche Denkmalschützer sind! Wir wollen Stammersdorf so, wie es heute ist, nett und irgendwie klein, mit den Heurigen und grün durchsetzt. Herr Kollege Gerstl, eines muss Ihnen klar sein, und da bitte ich einfach auch um Ehrlichkeit den Leuten in Stammersdorf gegenüber, wenn Sie die U6 nach Stammersdorf bauen, schaut Stammersdorf in zehn Jahren nicht mehr so aus, wie es heute aussieht, darf es so nicht mehr aussehen! Führen Sie die Leute aus Stammersdorf auf den Wienerberg, führen Sie die Leute aus Stammersdorf zur Donau City und fragen dort: „Wollt ihr, dass Stammersdorf so ausschaut?" Wenn Sie die Mehrheit dafür kriegen, sage ich Ihnen, sind wir für die U6-Verlängerung. Ich habe Zweifel. Da sind Sie unehrlich, Herr Kollege Gerstl! Sie sagen den Leuten: „Eure Einfamilienhäuser, das bleibt alles so, wie es ist. Wir kämpfen dafür. Nicht einmal einen Dachgeschoßausbau wollen wir dort." - Nur dann ist es ökonomisch dumm und falsch, eine U-Bahn wohin zu entwickeln, die das mit Abstand teuerste Verkehrsmittel in der Errichtung und, was oft vergessen wird, auch im Betrieb ist! Entweder Stammersdorf soll anders ausschauen oder die Straßenbahnerschließung reicht dort. Das sage ich nicht nur zum Kollegen Gerstl, auch zum Kollegen Reiter, wo wir auch eine längere Diskussion führen. Noch viel absurder ist, dazu komme ich aber ein bisschen später, wenn man eine U-Bahn zur Kartoffelernte nach Rothneusiedl baut! Aber dazu ein bisschen später.

 

Ein weiterer Grund, ich habe mitgezählt, liegt an Folgendem, warum wir einen anderen Schwerpunkt richten: Es gibt in Wien ein sehr beliebtes Verkehrsmittel, in das jahrelang kaum etwas investiert wurde und das in dieser Debatte bisher ein einziges Mal am Rande erwähnt wurde. Ich sage Ihnen, wie das Verkehrsmittel heißt: Das ist die Straßenbahn. Unsere Kritik ist, dass durch die einseitige Konzentration sowohl von den Investitionsmitteln als auch von der medialen Aufmerksamkeit her die Straßenbahn unterdotiert ist. Ich sage Ihnen, der Kollege Madejski bringt dieses S-Wort heraus. S, probieren Sie es einmal! Straßenbahn. Das beißt nicht! Auch der Kollege Gerstl bringt das S-Wort nicht heraus. Der Kollege Deutsch hat da seinen Vortrag gehabt und hat einmal gesagt, nicht wann, konkret wo, der 26er und der 25er verlängert werden. Was hat er gesagt? Ich habe es mir extra aufgeschrieben: „Es geht auch darum, an Straßenbahntangentialen links der Donau zu denken." - Der Punkt ist nicht, dass wir es denken sollen, sondern dass man das rasch bauen soll!

 

Ich schaue mir viele Verkehrskonzepte an, wo Termine für Straßenbahnverdichtungen vorgesehen werden. Nicht statt der U-Bahn, sondern als kleinräumige Verdichtung, die, schauen wir uns Ottakring an, schauen wir uns den Westen Wiens an, die Voraussetzungen einer urbanen Stadt sind. Da greift es nicht, Kollege Deutsch, an die Tangentialen zu denken, sondern ich würde gern einmal, zum Beispiel von StR Schicker, hören, wann daran gedacht ist, in der Tat den 25er und den 26er zu verlängern! (GR Robert Parzer: Nein!) Es ist ja gar keiner dagegen. (GR Robert Parzer: Nein!) - Lieber Kollege Parzer, ich bin ja froh, dass sich wenigstens einer traut, erstens aufzuwachen und zweitens Nein zu rufen! (GR Robert Parzer: Die kommt nicht!) Ich schreie auch oft Nein. Der Kollege Parzer sagt Nein zur Verlängerung. Beißt der 26er? Was ist das Problem? Dass Straßenbahnen gerade auch für ältere Menschen, die nicht mit Rolltreppen, kurz vor dem Zerberus, gehen wollen, die langsam und einfach für kurze Strecken zum Einkaufen, um ihre Freunde, Freundinnen zu besuchen, ein Oberflächenverkehrsmittel wollen, das ein sehr dichtes Netz an Haltestellen hat? (GR Robert Parzer: Es gibt auch einen Autobus!)

 

Also Ja zu jenen U-Bahn-Verlängerungen, die ökonomisch Sinn machen und insbesondere Nein dazu, dass unter dem Titel des Ausbaus der U-Bahn die

 

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