Gemeinderat,
26. Sitzung vom 20.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 70 von 112
Ich hatte noch in der Zeit, als ich Klubsekretär war, die Frage gestellt, die Sie jetzt berechtigterweise auch stellen. Damals war jeder Vertreter jedes politischen Klubs mit dieser Form der Lösung einverstanden, dass, wenn die Räume vergeben sind, wir eben diese Form der Lösung finden. Ich bitte, darauf Rücksicht zu nehmen, habe aber heute schon dem Klubvorsitzenden der FPÖ gesagt, wir werden uns in der nächsten Präsidialkonferenz sehr ausführlich auch über dieses Thema unterhalten, weil ich in weiten Bereichen Ihre Kritik teile. (Beifall bei der ÖVP.)
GR Alfred Hoch
(fortsetzend): Herr Vorsitzender, ich danke und hoffe, dass eine Lösung im
Sinne der Beschäftigten gefunden wird.
Zu meinem Beitrag: Sehr geehrte Damen und Herren,
Wien wächst, das haben schon einige Vorredner klar dargestellt. 2030 werden wir
an die zwei Millionen Einwohner haben. Es gilt daher schon jetzt, so würde man
meinen, Räume so zu definieren, dass die Ansprüche von bestimmten
Bevölkerungsgruppen an die Stadt definiert und in die städtische Struktur
eingegliedert werden. Das passiert in Ansätzen auch mit Hilfe des PID. Da es
aber nur bedingt vorhandenen Raum gibt, können nicht alle Bedürfnisse gleichermaßen
berücksichtigt werden, auch das ist klar, und die Aufgabe der Politik ist es,
zwischen den verschiedenen Interessengruppen zu vermitteln. Das steht für mich
außer Streit.
Für mich ist es nur verwunderlich, dass die
Finanzstadträtin in ihrer gestrigen Budgetrede die Stadtentwicklung mit keinem
einzigen Wort angesprochen hat, mit keinem einzigen Wort auch nur angedeutet
hat, wie wichtig die Entwicklung der Stadt aus ihrer Sicht vorgehen sollte. Es
geht wahrscheinlich das Motto weiter: Es reicht ein engagierter Stadtrat und
der Rest wird sich weisen, der Rest wird passieren. Wie ich mich erinnern kann,
hat der Vorgänger der Finanzstadträtin, Finanzstadtrat Rieder, in jeder seiner
Budgetreden zumindest einen Absatz der Stadtentwicklung gewidmet. Das dürfte
aber wahrscheinlich für die nächsten Jahre Vergangenheit sein. Grundsätzlich
halte ich es aber schon für bedenklich, wenn sich eine Finanzstadträtin nicht
mit der Stadtentwicklung auseinandersetzt, vor allem in Bezug auf den
Wirtschafts- und Arbeitsplatzstandort. Stadtentwicklung bedeutet ja auch
Entwicklung vor allem des Arbeitsplatz- aber auch des Wirtschaftsstandorts.
Wien braucht eine aktive Stadtentwicklung und einen
engagierten Infrastrukturausbau. Auf der anderen Seite haben natürlich die
Menschen, die hier leben, auch den Wunsch nach einer intakten Lebensqualität im
persönlichen Wohn- um Arbeitsumfeld. Daraus ergibt sich schon das
Spannungsfeld, das im Zeichen der Ostöffnung und der Globalisierung steht.
Dabei kommt es immer mehr zur Tatsache, dass immer mehr Wiener Bürgerinnen und
Bürger von Bauprojekten der Stadtplanung negativ betroffen sind und mit der
Entwicklung eines Bauplatzes in einer größeren Dimension, mit einem
Stadterweiterungsgebiet, nicht einverstanden sind. Beispiele aus der jüngsten
Zeit: Bacherplatz, Entwicklung des Augartens, neuer Hauptbahnhof, Entwicklung
des Stadtentwicklungsgebiets Rothneusiedl, Bahnhof Wien-Mitte. (GR Karlheinz
Hora: Was für eine Entwicklung ist im Augarten?) - Ich komme gleich dazu, Herr
Kollege Hora. - Die Liste ist beliebig verlängerbar. In all diesen Fällen gibt
es Konflikte zwischen den erweiterten Nutzungen und den Erweiterungsprojekten.
In vielen dieser Gegenden, und jetzt komme ich zu der
Sache, haben sich bei vielen dieser Projekte Bürgerinitiativen gebildet. Warum
haben sich diese Initiativen gebildet? In 90 Prozent der Fälle, und ich
habe mir sehr viele persönlich angeschaut, sind es fehlende Verkehrskonzepte,
ist es die Planungsabteilung, die Verkehrsprobleme einfach nicht ernst nimmt
und drüberfährt.
Ein Beispiel jetzt, weil es mein Bezirk ist: Das
Paradeprojekt „Hauptbahnhof" ist an sich eine sehr gute Sache. Aber es
gibt dort nur in Ansätzen ein Verkehrskonzept. Man hat am Anfang eines für den
Flächenwidmungsplan zusammengezimmert. Jetzt kommen wir darauf, dass der
Projektentwickler, die ÖBB, das Heft komplett in die Hand genommen hat und für
den Lainzer Tunnel, der anfänglich eine Entlastung sein sollte, etwas ganz
anderes vorhat. Früher hat es geheißen, durch den Lainzer Tunnel fahren 90 Prozent
Güterverkehr, 10 Prozent Personenverkehr. Generaldirektor Huber hat
gesagt, er möchte das anders haben, 40 Prozent Personenverkehr,
60 Prozent Güterverkehr. Was heißt das? Wir haben bei der Flächenwidmung
ein Verkehrskonzept gehabt - ich habe es leider nicht da -, wo man täglich mit
120 000 Personen, die diesen Bahnhof frequentieren werden, gerechnet
hat. Jetzt haben wir durch diese Ansage von Herrn Huber 180 000. Wir haben
dort einen U-Bahn-Anschluss, der einige hundert Meter weit entfernt ist, wir haben
ein paar Schnellbahnen und eine Straßenbahn, die das Stadterweiterungsgebiet
südlich des Hauptbahnhofs queren wird.
Da denke ich dann, dass man es sich mit diesen
Bürgerinitiativen, und ich finde es extrem gut, dass es diese gibt, relativ
leicht macht, weil wenn die Fragen stellen, bekommen sie einfach keine
Antworten. Warum gibt es keinen zweiten U-Bahn-Anschluss? Da kann mir der
Kollege Madejski noch einmal sagen, dass die U2 bei der Gudrunstraße der
richtige Standort ist. Das ist der falsche! In Wirklichkeit, seien wir ehrlich,
Herr Stadtrat, endet der dort, weil Sie Landstraßer sind, Sie drei U2-Stationen
in der Landstraße haben wollen und Sie sich dort ein Denkmal setzen wollen! Das
finde ich okay, aber ich meine, wenn wir schon bei der Ehrlichkeit sind,
Kollege Chorherr hat das angesprochen, dann müsste man auch hier ehrlich sein!
(GR Karlheinz Hora: Kollege Hoch, haben Sie sich den Berliner Hauptbahnhof
angeschaut?) - Entschuldigung, den Berliner Hauptbahnhof haben wir uns eh
gemeinsam angeschaut! Der hat in Wirklichkeit eine ganz andere Konzeption! Der
ist in einem Regierungsviertel. Die U-Bahn kommt, also ich meine, zwei
Stationen. (GR Karlheinz Hora: Dort fahren auch die Menschen zum Bahnhof!)
Schauen wir uns doch einmal
gemeinsam den Hauptbahnhof in Leipzig an. Das ist ein Paradebeispiel. Die haben
drei U-Bahn-Stationen. Genau das ist
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