«  1  »

 

Gemeinderat, 26. Sitzung vom 20.11.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 86 von 112

 

dass wir einfach ausreichend Wohnungen brauchen, sowohl für betreutes Wohnen, dass Menschen mit besonderen Bedürfnissen zu Hause versorgt werden können, vor allem aber auch für die generationsübergreifenden Wohnformen. Hier ist es leider in beiden Fällen viel zu wenig. Herr Stadtrat, Sie wissen das! Sie haben ja auch schon zugesagt, hier mehr zu tun.

 

Es ist vielleicht nicht immer ganz verständlich, dass dann, wenn gerade eine Nachbarwohnung frei wird und man dort gerne die Mutter oder einen zu pflegenden Teil einquartieren möchte, damit man diese Leute vor Ort betreuen kann, Fremde diese Wohnung bekommen - mit Fremden meine ich jetzt nicht zur Familie Gehörige -, sodass dort jemand völlig Unbeteiligter einzieht, obwohl ganz einfach eine Lösung für beide Fälle gegeben wäre. Es ist dies sehr traurig, aber es ist leider auch sehr häufig der Fall.

 

Es wurde dann von der Frau Stadträtin - das habe ich ja vorhin kurz erwähnt - noch die Steigerung der Wohnbauförderung angeführt. Und zwar soll sie gerade einmal 16 Prozent ausmachen, und es sollen 6 000 neue Wohnungen im Jahr 2008 gebaut werden. Aber wie wollen Sie dieses Kontingent von 1 000 Wohnungen mehr erreichen - das entspricht einmal einem Prozentsatz von 25 -, wenn Sie parallel dazu um 16 Prozent die Wohnbauförderung erhöhen?

 

Jetzt sagt auch noch Herr StR Schicker, dass wir innerhalb der nächsten zehn Jahre einen Zuzug von 140 000 Menschen haben werden, die auch hier wohnen wollen. Das ist ja in überhaupt keinem Ansatz gedeckt, wenn wir schon jetzt die Zielsetzung haben, die sich die Stadt Wien selbst gegeben hat, nämlich bis zum Jahr 2009 oder 2010 - je nach Medien ist das eine unterschiedliche Jahreszahl - 20 000 Wohnungen mehr haben zu wollen. Das kann sich überhaupt nicht ausgehen!

 

Wenn man dann noch die neu eröffneten Wohnhausanlagen des letzten Jahres betrachtet und die eklatant hohen Preise sieht, zu denen sie errichtet wurden, dann ist es nicht schwer nachzurechnen, dass diese Zielsetzung vielleicht zukunftsorientiert sein mag, jedoch nicht realistisch ist, vor allem auch nicht im Hinblick auf diese ständig steigenden Neubaukosten.

 

Jetzt möchte ich gleich auf diese Neubaubeispiele eingehen. Beginnen wir mit dem Projekt Hadersdorf. Es musste einmal enorm dicht verbaut werden - und zwar sehr zum Unmut der international renommierten Architekten -, um nur einigermaßen die ausufernden Kosten in den Griff zu bekommen. Damit es dem Schallschutz entspricht, wurden über einem Objekt - ich nenne es jetzt einmal so - Sehschlitze eingebaut. Denn als Fenster kann man das wirklich nicht mehr bezeichnen, das schaut aus wie Schießscharten in einer Burgfassade. Das Haus daneben ist das genaue Gegenteil, das hat nämlich überdimensional große Fenster, die ebenso die Energieeffizienz in Frage stellen wie die Sehschlitze, die dann auch noch viel künstliches Licht erfordern werden.

 

Dieses Projekt war sowieso ganz einzigartig. Denn die STRABAG wollte sich mehrmals davon verabschieden, und wenn es eine weniger kapitalstarke Baufirma gewesen wäre, dann hätte Wien einen Konkurs mehr mit Wohnbaufördermitteln zu verantworten gehabt. Denn die finanzielle Unterstützung einiger Firmen wie zum Beispiel der FOAMGLASâ, die dort zugesagt wurde, ist gar nicht in dem Ausmaß eingetroffen, wie man es ursprünglich bei der Berechnung vorgesehen hatte, und die STRABAG selbst musste ohnehin sehr tief in die Taschen greifen.

 

Die Verantwortlichen der Stadt Wien wollten hier nicht zugeben und dieses Projekt nicht stoppen, dass ihr Begehren zu ehrgeizig war, und mussten mit aller Gewalt und viel Verlust mit dem Projekt „9 = 12", und später wurde es ja dann ohnehin schon auf „9 = 10" umgebaut, damit das fertig wurde. Ich frage mich aber schon auch, wo hier die Kontrollorgane der Stadt Wien sind. Denn wenn ich eine Planung und eine Kostenschätzung habe, dann ufert das alles aus, und ich weiß überhaupt nicht mehr, wie ich diesen Rahmen noch in den Griff bekommen kann, dann ist es schon sehr bedauerlich, das alles mit Wohnbaufördermitteln unkontrolliert oder nur teilkontrolliert zu finanzieren.

 

Vor allem aber erhebt sich für mich die Frage: Wer soll diese Wohnungen - und ich rede noch immer von Hadersdorf - beziehen? Denn die Wohnungsgröße liegt bei 80 bis 130 m², zum Teil sind es Maisonetten, und Herr StR Schicker hat sich bei der Eröffnung noch irgendwie dessen gerühmt, dass ja bei diesem tollen Projekt der Quadratmeterpreis knapp über 6 EUR liegt.

 

Wissen Sie, meine Damen und Herren von der SPÖ, was das bedeutet? Netto-Mietkosten von 480 bis 780 EUR! Dann kommen 10 Prozent Umsatzsteuer dazu, und dann kommen die Betriebskosten dazu, die sowieso alle Jahre eklatant steigen, und zwar etwa diese Wasser-, Kanal- und Müllsteuer, die Erhöhung der Gas- und Strompreise sowie der Kanal- und Müllgebühren.

 

Allein diese Belastungen ergeben für einen Durchschnittshaushalt bereits eine Mehrbelastung von rund 40 EUR im Monat oder 480 EUR im Jahr. Das sind nur Mehrkosten, denn die normalen Betriebskosten sind sowieso zu zahlen, sodass dann so eine Wohnung im Schnitt auf 650 bis 1 000 EUR bei diesen Wohnungsgrößen zu liegen kommt. Da kann man nicht vom sozialen Wohnbau sprechen, weil sich das niemand leisten kann.

 

Jene Menschen, die diese Wohnbauförderung bekommen, müssen ja gewisse Kriterien erfüllen, so sie nicht etwa, wie Herr StR Ellensohn das letzte Mal sehr genau ausgeführt hat, durch gewisse Tricks dann doch hineinfallen. Aber wenn sie nicht mehr verdienen, dann können sie eben nicht diese horrenden Preise zahlen. Ich verstehe also dieses Kalkulationssystem nicht.

 

Vielleicht ist das auch ein Grund, warum so viele Jungfamilien nach Wien einpendeln - das hat ja auch Frau StRin Brauner gesagt -, aber die kostengünstigere Wohnvariante von Niederösterreich oder dem Burgenland in Anspruch nehmen, weil Wien und Wiener Wohnen, und das sagen auch die Studien, bei ihren Wohnungen einfach bereits im normalen Durchschnitt liegen. Das ist nun einmal für ärmere und schwächere Leute

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular