Gemeinderat,
26. Sitzung vom 20.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 89 von 112
mit großen Namen zu schmücken und zu glauben, wenn es zirka und ungefähr so ausschaut, wird man damit schon Furore machen.
Oder eine andere Meinung: Einfach vergeudete Mittel,
das System gehört längst umgestellt. Traumatisierte Träumer realisieren mit
anderer Leute Geld Dinge, die keiner braucht und, wie man feststellt, auch
keiner will.
Jetzt möchte ich zur Freude meines Kollegen Dietbert
Kowarik noch eine dritte Lesermeinung kundtun: Das wäre doch etwas für die
Punks aus Mariahilf - keine Anrainer, die sich belästigt fühlen, Ersparnis an
Umbaukosten et cetera.
Herr StR Ludwig! Hören Sie auf die Meinung der
Mitbürger, und bauen Sie nicht an den Benutzern vorbei, vor allem deshalb
nicht, weil es eben nicht die SPÖ mit ihrem Privatvermögen ist, die dieses
Vorhaben finanziert, sondern jeder Wohnungssuchende selbst. Wohnungssuchende
haben in der Regel kein Interesse an Rankings, aber sie haben ein Interesse
daran, wie sie zu leistbaren Wohnungen kommen.
Gäbe es endlich die von uns längst geforderte
Subjektförderung, dann müssten sich Bauträger und die Stadt Wien überlegen,
welche Art von leistbaren Wohnungen sie anbieten. Denn dann wäre der
Wohnungswerber nicht mehr Bittsteller, abhängig von der Gunst dieser beiden,
sondern dann wäre er als Kunde König. (Beifall bei Gemeinderäten der FPÖ.)
Ich glaube, dass Wiener Wohnen respektive die Stadt
Wien dadurch, dass sie keine Wohnbauten mehr errichtet, sondern nur mehr das
Füllhorn der Wohnbauförderung über die Bauträger und Genossenschaften
ausschüttet, jeglichen Realitätsbezug für bedarfsorientiertes Bauen verloren
hat. Rankings stehen vor den wahren Bedürfnissen der Wienerinnen und Wiener.
Die geringe Aufstockung der Wohnbauförderung für 2008
einerseits und das Streben nach internationaler Anerkennung andererseits machen
deutlich, dass die Leistbarkeit von ausreichenden Wohnungen für sozial Schwache
in weite Ferne gerückt ist - ein weiterer Grund, dieses Budget abzulehnen.
(Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Ich möchte Ihnen mitteilen, dass ab 18.40 Uhr
Herr Mag Chorherr entschuldigt ist.
Zum Wort gemeldet ist Herr StR Ellensohn. Ich erteile
es ihm.
StR David Ellensohn: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr
Stadtrat! Meine Damen und Herren!
Ein sehr umfangreiches
Themengebiet! Ich konzentriere mich heute im Wesentlichen auf einen Punkt und
möchte vorher ganz kurz ein paar Bereiche streifen.
Gründerzeitviertel-Blocksanierungen:
Ich wohne im 16. Bezirk in der Nähe des Brunnenmarkts, der umfangreich
revitalisiert wird. Was leider oft gleichzeitig mit den Revitalisierungen
einhergeht, sind Eigentümer und Eigentümerinnen von Häusern, die nicht ganz so
vornehm vorgehen, wie wir es gerne hätten. Weil sich gerade bei mir in den
letzten Tagen ein paar Fälle aufgestaut haben, möchte ich das gerne auch hier
mitteilen.
Gerade in dem Bereich, im
16. Bezirk am Gürtel, kommt es jetzt immer wieder verschärft zu angedrohten
Absiedlungen von Mietern und Mieterinnen. Das ist einer Mitarbeiterin der
GRÜNEN aktuell passiert. Da hängt auch ein Zettel an der Tür: „Bitte schnell
bei der Hausverwaltung anrufen", und das Erstgespräch läuft dann so, dass
es heißt: „Sie müssen da ausziehen, weil wir abreißen müssen."
Wäre sie nicht gut beraten
- natürlich passiert ihr das nicht, aber dort wohnen viele Leute, die nicht
vorher Jus studiert haben und relativ schnell eingeschüchtert werden können. Da
haben wir es anders gemacht, da haben wir einen Juristen mitgeschickt. Die
verhandeln jetzt eher über die Höhe, die sie bekommt, und sie wird hoffentlich
am Ende nicht so schlecht aussteigen. Das Glück hat aber nicht ein jeder, dass
er bei jemand landet, der in der Lage ist, einen Juristen oder eine Juristin
zur Verfügung zu stellen.
Deswegen bin ich zwar nach
wie vor natürlich der Meinung, die Blocksanierungen voranzutreiben, wie das ja
auch passiert, und der Erhöhung der Wohnzufriedenheit durch Entkernungen auch
weiterhin Vorschub zu leisten. Aber die Entkernung, wie sie mancher Vermieter
versteht - nämlich: Ich entkerne die Mieter und Mieterinnen, die vorher drinnen
waren, auf eine Art und Weise, die sehr zu wünschen übrig lässt -, sollte
möglichst scharf bekämpft werden. Ich hätte gerne, dass in diesen Problemzonen
hart durchgegriffen wird, notfalls auch mit dem § 6 Mietrechtsgesetz.
Ein paar Punkte, die
eigentlich eine längere Würdigung verdient hätten: Die Kürzung der Mietbeihilfe
war schon länger das Thema an diesem Ort, deswegen sage ich es heute nur in
aller Kürze. Es ist sehr schade, dass den Mindestpensionistinnen und
Mindestpensionisten durch die Erhöhung des Selbstbehalts von 68 auf 93 EUR
monatlich insgesamt pro Jahr 300 EUR verloren gehen. Die Stadt Wien
erspart sich damit zwischen 2 Millionen und 2,5 Millionen EUR.
Das ist schade. Die Anträge dazu haben wir uns diesmal erspart. Wir haben sie
in der Vergangenheit, in den letzten Monaten eingebracht; sie waren
wirkungslos, und ich habe keine Hoffnung gehabt, dass es heute anders ist.
§ 69 Bauordnung, ein immer wiederkehrendes
Thema: Es gibt mittlerweile eine Arbeitsgruppe, die sich unter anderem auch um
den 69er und insgesamt um die Bauordnung kümmert. Kollegin Sabine Gretner sitzt
in dieser Arbeitsgruppe. Ich hoffe, dass nicht nur der 69er in eine andere Form
gebracht wird, sodass Kinderspielplätze und anderes nicht mehr so leicht
weggestrichen werden können.
Wir hätten natürlich wieder eine Serie von Anträgen einbringen
können: Wir brauchen mehr barrierefreie Wohnungen. Bei den Gemeindewohnungen
wäre es für die Stadt am leichtesten, damit anzufangen. Die demographischen
Daten - auch wenn man nicht zu denen gehören möchte, die hier alles ganz
furchtbar zeichnen, was wir 2030 oder 2050 vor uns haben, aber unbestreitbar
werden wir in ein paar Jahrzehnten eher mehr barrierefreie Wohnungen benötigen.
Das sollte früh genug angegangen werden.
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