Gemeinderat,
26. Sitzung vom 20.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 88 von 112
Montag, Mittwoch, Sonntag - durch die Wienerbergsiedlung: Sie werden niemanden treffen, die Leute fühlen sich in diesen uniformen Gegenden nicht wohl. Das muss man auch einmal zur Kenntnis nehmen.
Hier wäre einmal mehr die Möglichkeit gegeben
gewesen, tatsächlich eine gelockerte, den menschlichen Bedürfnissen
entsprechende Architektur leistbar zu errichten und nicht etwas hoch zu loben,
weil Architekten mit Namen daran beteiligt waren. Modern ja, aber nicht
monoton; leistbar auf jeden Fall; menschlich ansprechend wäre schön. (Beifall
bei der FPÖ.)
Im Jahr 1933 hat bei der internationalen
Bauausstellung seinerzeit die Charta von Athen bereits Grundregeln festgelegt,
die für das Bauen unabdingbar sind. Vieles ist, zugegeben, überholt, aber
vieles würden wir uns jetzt wünschen, wenn es für Wien noch aktuell wäre, wie
zum Beispiel: Die Wohnung muss das Zentrum aller städtebaulichen Bestrebungen sein.
Der Arbeitsplatz muss von der Wohnung minimal entfernt sein. Freiflächen müssen
den Wohngebieten zugeordnet und als Freizeitanlagen der Gesamtstadt
angegliedert werden. Und - ein ganz wichtiger Punkt, der immer eingefordert
wird - der Verkehr hat eine der Verbindung der städtischen Schlüsselfunktionen
dienende Aufgabe. Leider ist es ja so, dass noch immer Großbauten errichtet
werden, bei denen - was ein wesentlicher Teil der Wohnqualität ist - der
Anschluss an öffentliche Verkehrsmittel nicht funktioniert.
Jetzt komme ich noch zum vierten Beispiel. Ich habe
diese vier Beispiele sehr bewusst ausgewählt, weil es - mit Ausnahme des
Mühlwegs, das möchte ich schon sagen - vier Beispiele sind, die medial enorm
verkauft wurden, aber nicht das sind, was sie versprechen. Beim Bau auf der
Spittelauer Lände kennen Sie alle den Artikel: „Wohnt da jemand?" Nun,
jetzt nicht mehr! Denn mit 31. Oktober ist der Vertrag des letzten Mieters
ausgelaufen, und er ist auch schon ausgezogen. „Damit ist es hier auch
offiziell das, was es schon lange schien: ziemlich leer."
Zuerst hat die Stararchitektin Zaha Hadid gemeint,
mit einem mutigen Wohnbau über den Spittelauer Stadtbahnbögen sollte der triste
Donaukanalabschnitt belebt werden, ein Treffpunkt sollte geschaffen und Zeichen
gesetzt werden. Im Grunde genommen sind es ja immer die gleichen Floskeln, die
hier verwendet werden, wenn neue Projekte kommen. Auch das ist schon
auffallend.
Die Realität sah aber dann anders aus. Der Preis -
und das ist schon sehr eklatant - betrug 10 Millionen EUR für
29 Wohnungen, eine Bar, ein Restaurant und einen Klub. Das sind doch,
bitte, Renommierobjekte für Menschen, die gerne in den Medien stehen, aber
nicht für den normalen Bürger zum Bewohnen! Wir geben immer Wohnbaufördermittel,
aber wir haben zu wenige Wohnungen und setzen die Wohnbaufördermittel nicht
gezielt ein! Je weniger wir diese Wohnbaufördermittel erhöhen und je mehr wir
uns solche Projekte leisten, desto weniger können wir auf die Bedürfnisse der
Menschen, die die Wohnungen wirklich brauchen, auch eingehen. Denn dort will
niemand wohnen, das ist ja schon bewiesen.
Es ging auch weder das Wohnkonzept auf noch
eröffneten im Erdgeschoß und in den zugehörigen Stadtbahnbögen jemals die
Lokale. Wie sich die Bilder gleichen: Auch in Hadersdorf wurden teure
Architekten engagiert, aber als man die Auswirkungen bei den Baukosten sah,
mussten diese jeweils Kompromisse eingehen, die sie nicht wollten und mit ihren
Projekten nicht beabsichtigten. Das war ja dann auch hier der Fall.
Beim Nutzungskonzept der Zaha Hadid hat man zuerst
für schicke Wohnungen geworben. Das preist man ja den Leuten an, auch wenn es
dann schief geht wie im Fall SEG, zum Beispiel auch in der Kirschenallee, weil
einfach die Bauträger überfordert sind, die jede Menge Aufträge bekommen. Das
muss man auch sagen: Sie streuen ja auch die Bauträgen nicht so, dass, wenn
einmal etwas passiert, nur ein Projekt betroffen ist. Nein, es ist immer
komprimiert auf wenige Einzelne.
So ist es ja auch dort. Im Vorjahr, also ein Jahr
nach der Fertigstellung des Prestigeobjektes, ist der Bauträger SEG in die
Pleite geschlittert und dann in den Konkurs. Seither trägt dieses Bauvorhaben
ein Fragezeichen, und wieder wird es vielleicht die Stadt Wien sein, die etwas
investiert, um es wenigstens noch weiterverwenden zu können, dass wir nicht
wieder eine moderne Bauruine haben. Aber, bitte schön, wir können doch nicht
nur Bauvorhaben planen, die niemand will, und dann investieren wir, dass wir
einen anderen Zweck haben! Das ist doch alles verfehlt. Es muss ja ein Konzept
vorhanden sein, das dem auch entspricht.
Der einzige Optimist, der im Fall Spittelauer Lände
etwas sagt, ist bedauerlicherweise der Masseverwalter, der ja doch hofft, dass
es jetzt mit einem Studentenheim zu einem raschen Ende kommt. Das war nicht
geplant, und das war auch nicht beabsichtigt.
Der Stadtplaner Reinhard Seiß bringt es etwas
deutlicher zum Ausdruck: „Es ist bezeichnend, dass von jenen, die das Projekt
zuvor forciert hatten - vom ehemaligen Wohnbaustadtrat Werner Faymann bis hin
zu den Experten im Grundstücksbeirat - nach dem Bau nichts mehr dazu zu hören
war."
Direktor Steiner vom Architekturzentrum meint: „Dass
die Vorstellungen von Zaha Hadid mit sozialem Wohnbau nicht vereinbar sind,
hätte man sehen müssen." Noch dazu, wo ja der Standort schon heikel genug
ist. Es ist natürlich jetzt auch beim Zukunftsbudget, das viel zu niedrig
ausfällt, ein Problem, dass man wieder solche Bauten baut und wir das Geld dazu
nicht haben.
Ich möchte Ihnen hier noch ein paar Meinungen der
Bürger zu diesem Objekt von Zaha Hadid mitteilen, das ja immerhin mit deren
Steuermitteln errichtet wurde. Das muss man auch einmal sagen: Es wurde mit
deren Steuermitteln und nicht mit Geld aus der Privatschatulle der SPÖ gebaut,
wie man es gerne hinstellen möchte! Das ist ein ganz wichtiger Faktor.
Diese Leute schreiben - und da merkt man, sie haben noch das Gespür am
rechten Fleck -: Dieses Gebilde hat absolut nichts mit dem ursprünglichen
Entwurf zu tun, weder inhaltlich noch formal. Es ist vielmehr die in Beton
gegossene Fehlmeinung mancher Bauträger, sich
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