Gemeinderat,
26. Sitzung vom 20.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 106 von 112
müssen wir uns darauf einigen, was uns prioritär wichtig ist. – Ich sage ganz offen: Mein Hauptanliegen ist, möglichst leistbaren Wohnraum für viele Wienerinnen und Wiener zu ermöglichen. Das ist mein Hauptziel, und daher stehe ich solchen Vorschlägen eher reservierter gegenüber.
Ich möchte auch noch auf die Ausführung von Herrn GR
Kowarik zum Zusammenleben im Gemeindebau kurz eingehen: Ich möchte noch einmal
sagen, dass es natürlich in allen Wohnhausanlagen immer wieder auch
Schwierigkeiten geben kann. Das gilt allerdings nicht nur für die
Gemeindebauten, sondern das gilt für alle Wohnhausanlagen. Schwierigkeiten
zwischen Mieterinnen und Mietern gibt es immer wieder, und zwar auch unabhängig
von deren Herkunft. Ich sehe es prinzipiell nicht so, dass Menschen, die einen
Migrationshintergrund haben, automatisch Problemsituationen bringen. Es gibt
sehr viele Zuwanderinnen und Zuwanderer, die sehr unauffällig und sehr
konstruktiv in Wohngemeinschaften leben, andere machen wiederum Probleme. Es
gibt aber auch viele – unter
Anführungszeichen – Alt-Österreicher,
die Probleme verursachen.
Unsere Aufgabe ist es, wo wir können, einzugreifen
und auch präventiv einzugreifen. Das tun wir auch, und es gibt keine andere
Hausverwaltung als die der Wiener Stadtverwaltung, die sich auch um die
Probleme der Mieterinnen und Mieter untereinander kümmert. Wenn sich ein Mieter
an einen privaten Hauseigentümer wendet und sagt, dass er ein Problem mit dem
Nachbarn hat, wird der Hauseigentümer zweifellos keine Mediation einschalten.
Das machen wir aber in den städtischen Wohnhausanlagen. Wir haben die
Gebietsbetreuungen. Wir haben interkulturelle Mediatorinnen und Mediatoren, die
sich auch um solche Problem kümmern. Und ich denke, das ist auch der
wesentliche Unterschied zwischen dem, was wir im Bereich der städtischen
Wohnhausanlagen zu verantworten haben und dem, was es in allen anderen
Wohnformen gibt. Wir setzen uns damit auseinander.
Natürlich kann man sagen, dass man noch mehr machen
könnte. Da gebe ich Ihnen und auch Kollegin Gretner völlig recht. Zweifellos
kann man für die Gebietsbetreuung noch mehr tun. Ich kann für mich allerdings
in Anspruch nehmen, dass wir im heurigen Jahr die finanziellen und personellen
Ressourcen der Gebietsbetreuungen aufgestockt und fast verdoppelt haben. Und
wir sehen, dass es uns gelingt, im Kontakt mit der Bevölkerung immer mehr
Maßnahmen zu setzen.
Zu Kollegin Gretner und zu den Grünräumen: Ich glaube,
dass es ein wichtiger Punkt bei der Diskussion über die Novelle der Bauordnung
sein wird, dass wir auch Vorgaben geben, die solche Maßnahmen berücksichtigen.
Ich glaube, hier sind wir gemeinsam auf einem guten Weg.
Zu Kollegen Dworak und der Frage, ob unter dem
Gesichtspunkt des Bevölkerungswachstums hier genug Wohnungen gebaut
werden. – Ich sehe die Umfragen und die statistischen Auswertungen der
Statistik Austria auch mit einer gewissen Vorsicht. Ich glaube, wie gesagt,
dass wir mittelfristig entscheiden müssen, ob wir sozusagen an Rädchen drehen
und langsam zu Weiterentwicklungen in diesem Bereich kommen. Vorerst würde ich
sagen, dass 20 000 neue geförderte Wohnungen in den nächsten drei Jahren
ausreichen.
Zur Werkbundsiedlung: Man muss an diesem Beispiel
deutlich machen und zeigen, wie wichtig es uns auf der eine Seite ist, die
wirklich hervorragenden historischen Gemeindebauten zu sanieren, wie sehr wir
auf der anderen Seite aber auch berücksichtigen müssen, dass die Mieterinnen
und Mieter, die in diesen Wohnhausanlagen leben, nicht überdimensional stark
belastet werden können und dürfen. – Wir nehmen dort im Jahr in etwa
50 000 EUR ein. Eine Sanierung wird etwa 5 bis 6 Millionen EUR ausmachen,
und es ist nicht anzunehmen, dass die Mieterinnen und Mieter in der
Werkbundsiedlung einen wesentlichen Beitrag dazu leisten können. Das ist der
Grund, dass wir auch über eine andere Finanzierungsschiene nachdenken müssen,
die weit über das hinausgeht, was wir bisher im Bereich der Förderungen zur
Verfügung gestellt haben. Daran arbeiten wir, und ich bin zuversichtlich, dass
wir in diesem Budget einen Weg finden werden, die Sanierung der
Werkbundsiedlung in Angriff nehmen zu können.
Abschließend möchte ich Kollegen Dworak noch auf
etwas hinweisen: Sie haben von einer stärkeren Kontrolle der Kontrahenten, also
jener Wirtschaftsbetriebe gesprochen, die im Auftrag von Wiener Wohnen
Sanierungen und Reparaturen vornehmen. – Ich möchte jetzt die Wiener
Wirtschaft und die Wiener Unternehmen ein wenig vor Ihnen in Schutz nehmen: Wir
arbeiten mit vielen Wiener Betrieben sehr gut zusammen, und die Wiener
Wirtschaft leistet gerade in diesem Bereich wirklich Hervorragendes. Ich denke,
dass diese sehr gute Kooperation vertieft werden soll. Daher haben wir derzeit
auch einen Pilotversuch laufen. Wir nehmen in Kooperation mit diesen
Wirtschaftsbetrieben im 22. Bezirk eine stärkere Kontrahentenkontrolle vor, und
zwar nicht nur betreffend die Leistungen, sondern auch betreffend die Zeit, in
der die Leistungen erbracht werden. Und erste Versuche zeigen uns, dass sich
eine solche Kooperation sehr gut bewährt. Wir werden daher in weiteren
Schritten noch enger kooperieren, um die wenigen schwarzen Schafe, die es gibt
und die zu Recht kritisiert werden, aus den Verträgen aussondern zu können und
um auch den Mieterinnen und Mietern zu zeigen, wir ernst wir unsere
Kontrollaufsicht nehmen.
Abschließend noch zu Herrn GR Kenesei: Es ist richtig, dass
erschwingliches Wohnen wichtig ist. Ich habe das vorhin erwähnt: Dafür zu
sorgen, gehört zu meinen Hauptaufgaben. Allerdings kommt es, wenn es viele
Vorschläge gibt, die dann in Diskussion gebracht und umgesetzt werden, auch zu
einer Verteuerung. Das muss uns auch bewusst sein. Die heutige Diskussion hat
gezeigt, dass wir in vielen Punkten wüssten, was wir zusätzlich und was wir
besser machen könnten. Es muss uns aber klar sein, dass das immer auch mit
einer Verteuerung des Wohnens verbunden ist. Deshalb habe ich jetzt auch einen
Bauträgerwettbewerb am Laufen, bei
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