Gemeinderat,
29. Sitzung vom 14.12.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 117
betreffend Erstellung des
Leitbildes auch entsprechend eingehalten wird. Aber ich sage Ihnen gleichzeitig
auch dazu, dass dort, wo die Flächenwidmung die Errichtung einer solchen
Konzerthalle möglich macht, und die ist genau dort auch möglich, dieses
Projekt, das vorliegt, dem der Eigentümer ausdrücklich zugestimmt hat, und das
ausfinanziert ist, dort auch errichtet werden wird.“
Er hat also bereits Ende März dieses Jahres dieser
Entscheidung vorgegriffen, er hat mehrmals zum Ausdruck gebracht, dass er auf
Seiten der Sängerknaben steht und es nicht für nötig erachtet, diesen
Leitbildprozess abzuwarten.
Es gab dann eine Bürgerversammlung, in der alle
Standpunkte klargelegt wurden, es gab über den Sommer die erste Befragung zum
Leitbildprozess, wo etwa 60 Personen, Nutzerinnen, Nutzer, Institutionen,
befragt wurden, wo sie Entwicklungspotenziale, aber auch Probleme sehen. Und
logischerweise sind da drei Punkte, drei Hauptkonfliktpunkte, herausgekommen,
und das wurde in der ersten Leitbildveranstaltung, die vor etwa zwei Wochen, am
28. November stattgefunden hat, auch so festgehalten, dass es logischerweise
den Konfliktpunkt Augartenspitz gibt, den Konfliktpunkt Flachturm und als
dritten Konfliktpunkt Lärmbelästigung in der Nähe des SeniorInnenwohnheims.
Es wurde bei dieser Veranstaltung von den
VertreterInnen der Institutionen vor Ort, aber auch von den BürgerInnen
eingefordert, dass sich alle, die an diesem Prozess beteiligt sind, auch an das
Ergebnis halten werden, also eine so genannte Verbindlichkeit hergestellt wird,
ein Commitment, das man ja auch von den Bürgern verlangt. Die Bürger
investieren Energie, Engagement, Zeit, und das ist unbezahlte Zeit, die da mit
Engagement gefüllt wird, und sie würden natürlich auch zu dem Ergebnis stehen,
nur muss man das dann auch von der anderen Seite verlangen. Und selbst dort
schon, so hat die Burghauptmannschaft - das Sprachrohr des Wirtschaftsministers
- gesagt, dass man diese Entscheidung nicht wird abwarten können. Und das hat
auch Herr Pühringer, Sponsor vom Sängerknabenprojekt, dort mehrmals
eingefordert, dass es vorab schon eine Entscheidung geben wird, worauf es
natürlich bei dieser Versammlung eine wilde Diskussion gegeben hat, weil es ja
nicht einzusehen ist, wieso Leute bei einem Prozess mitmachen, ihre Ideen, ihre
Zeit opfern und gleichzeitig aber wesentliche Entscheidungen schon fallen und
dies in einem der Hauptkonfliktpunkte.
Es wurde dann vereinbart, dass man vom
Wirtschaftsministerium bis Jänner, bis zum nächsten Treffpunkt, eine
schriftliche Einverständniserklärung abholt, auch von anderen maßgeblichen
Stellen, wie der Stadt Wien, sich an das Ergebnis zu halten, denn sonst hätten
die BürgerInnen, hätte auch ich nicht, hätte niemand eingesehen, wieso man sich
an diesem Prozess weiterhin sinnvoll beteiligen kann, wenn nicht klar ist, dass
sich alle daran halten. Um diese Haltung noch zu unterstützen, hatte ich auch,
wenn Sie sich erinnern, Ende November in der Budgetwoche einen Antrag eingebracht,
dass es keine vorgreifenden Beschlüsse geben soll, bevor dieser Leitbildprozess
zu Ende ist.
Wie Sie sich erinnern können, hat die SPÖ, aber auch
die ÖVP, damals schon nicht zugestimmt. Das war am 20. November, und jetzt
wissen wir, warum sie nicht zugestimmt haben. Jetzt wissen wir es, warum sie
nicht zugestimmt haben, weil sie von vornherein gewusst haben, Bgm Häupl,
bevorzugt ein Projekt, Minister Bartenstein bevorzugt ein Projekt, und deshalb
ist ihnen egal, was die Bürgerinnen und Bürger in dieser Stadt wollen. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Und es muss auch Ihnen klar werden, dass man nicht
konstruktive Zusammenarbeit von Menschen verlangen kann, die hier Zeit,
Energie, Engagement opfern, wenn gleichzeitig die Bagger auffahren. Das muss
doch sogar Ihnen einleuchten, dass das nicht möglich ist, und schon gar nicht
in einem Parkschutzgebiet mit Denkmalschutz. Da werden Gebäude weggeräumt - wo
es anderswo jahrelange Diskussionen darum gäbe -, weil es anscheinend dieses
Einverständnis schon gibt, dass das dort passieren soll. Herr Minister
Bartenstein hat sich noch nie öffentlich geäußert, sondern mit einer
Unterschrift entscheidet er über die Interessen der Bürgerinnen und Bürger
dieser Stadt hinweg. Das ist eindeutig eine Politik nach Gutsherrenart, wie
wenn der Augarten sein privates Eigentum wäre, was aber - und da wird mir wohl
keiner widersprechen - nicht so ist, es ist Eigentum des Bundes, und der Staat,
das sind wir alle, der Augarten gehört uns allen, und der Wirtschaftsminister
kann nicht so entscheiden, als wäre es sein Privateigentum. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Man nennt das auch politische Willkür, wenn man über
Menschen drüberfährt, über ihre Interessen drüberfährt, und nicht einmal
abwarten kann, was bei einem gemeinsam vereinbarten Prozess rauskommt. Und ich
möchte jetzt aber auch die SPÖ nicht so in dieser Unschuldsrolle hier sitzen
lassen, die ganze Schuld liegt nämlich nicht beim Herrn Wirtschaftsminister.
Ich finde es äußerst erbärmlich, wie sich Ihre Stadträte in Folge geäußert haben:
Herr Mailath bedauert, dass Frau Schmied nicht informiert sei, Herr Schicker
will am Leitbild weiterarbeiten. Das bedeutet doch quasi eine Akzeptanz dieser
Entscheidung, das müssen Sie sich doch bitte, Herr Bürgermeister und
Stadtregierung, nicht gefallen lassen, wenn Sie das nicht wollen. (Beifall bei
den GRÜNEN.) Es gibt doch etliche Mittel, diese Entscheidung zurückzunehmen und
ich fordere Sie auf, endlich Haltung zu beziehen, diesen Park weiterhin zu
schützen und abzuwarten, was bei diesem Leitbildprozess rauskommt.
Es gibt andere Beispiele, ich möchte die Diskussionen
um Wien-Mitte in Erinnerung rufen. Herr Bgm Häupl hat, obwohl es eine gültige
Baubewilligung gegeben hat, dieses Projekt noch gestoppt. So weit sind wir hier
Gott sei Dank noch nicht, das heißt, es gibt noch viele Mittel, und Sie
brauchen sich jetzt nicht zurückziehen und sagen, wir können nichts mehr tun,
das hat der Wirtschaftsminister entschieden. Das ist eindeutig zu wenig.
Ich erwarte mir auch, dass Sie Initiativen setzen und nicht
jetzt im Nachhinein dem Filmarchiv einen Standort anbieten. Monatelang hätten
Sie Zeit gehabt, für beide Projekte einen anderen Standort zu suchen, es gibt
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