Gemeinderat,
29. Sitzung vom 14.12.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 44 von 117
gut es ist, dass wir Institutionen wie den Rechnungshof oder das Kontrollamt haben, die auf sachliche und objektive Weise erheben. Das sage ich auch als Oppositionspolitikerin, weil uns ja immer wieder vorgeworfen wird, dass wir nur polemisch argumentieren. Oft ziehen wir uns den Zorn aller möglichen Lobbys zu. Man kann aber, basierend auf den Ergebnissen des Rechnungshofes und des Kontrollamtes, objektiv sagen, was Sache ist und was sich ändern muss, damit wir dem Prinzip der guten und transparenten Verwaltung in dieser Stadt entsprechen.
Insofern sind die Berichte des Kontrollamtes und des
Rechnungshofes nicht hoch genug einzuschätzen, und sie müssen auch wirksam
werden. Es geht nicht an, dass sich die Behörden, Einrichtungen und
Institutionen, die in diesem Zusammenhang kritisiert werden, einfach abbeuteln
und sagen: Das ist halt eine Empfehlung des Rechnungshofes oder des
Kontrollamtes, wir tun aber, was wir wollen und ändern nichts, wenn wir es
nicht ändern wollen!
Insofern ist der Rechnungshofbericht zu den
Sondergebühren und Arzthonoraren und zum Klinischen Institut für Pathologie
besonders hervorzuheben, denn hier hat der Rechnungshof auf etwas aufmerksam
gemacht, was alle wissen und was im Jahr 2007 sogar öffentlich diskutiert
wurde, auch wenn jetzt große, runde Augen gemacht werden und Politiker und
Politikerinnen sagen: All das gibt es nicht! Es gibt keine Kuvertmedizin! Es
gibt keine Vorteilsnahme in öffentlichen Spitälern oder anderen
Gesundheitseinrichtungen!
Wer den Text des Rechnungshofberichtes liest, der
weiß, das all das tatsächlich der Fall ist, und all das muss Gegenstand von
politischer Aktivität sein! Sie wissen, dass ich mit meinem Ersuchen an den
Verfassungsgerichtshof, die Gebührenregelung und die Privathonorare in Wien zur
Debatte zu stellen ... (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Dieses
Ansinnen ist gescheitert!) Dieses Ansinnen ist nur dann gescheitert, geschätzte
Frau Stadträtin, wenn du keine Konsequenzen ziehst! Die Debatte, die jetzt hier
und in Österreich insgesamt läuft, sollte dir Anlass geben, diesbezüglich Nägel
mit Köpfen zu machen! Mein Ansinnen ist natürlich nicht gescheitert, denn das
Gesetz wurde aufgehoben, und es ist die Aufgabe des Wiener Landtages, ein neues
Gesetz zu erlassen, das den Empfehlungen des Rechnungshofes, wie sie vorliegen,
entspricht.
Wir haben hier schon öfters über die Inhalte dieses
Rechnungshofberichtes gesprochen, und ich möchte nur kurz die wichtigsten
Eckdaten aus dem Rechnungshofbericht noch einmal zusammenfassen: Der
Rechnungshof empfiehlt hinsichtlich der Privathonorare und Sondergebühren
Transparenz und Zugang der Kontrolleinrichtungen zu den Abrechnungen, die jetzt
bei den privaten Abrechnungsgesellschaften der leitenden Ärzte liegen. Der
Rechnungshof empfiehlt, dass die Privathonorare und Sondergebühren in toto als
Gebühr eingehoben werden und dass nicht mit zweierlei Abrechnungen Unklarheit
geschaffen wird. Weiters empfiehlt er, dass man Nebenbeschäftigungen strikt
regeln und deckeln sollte.
Nichts davon ist der Fall in Wien, und der Landtag
ist beauftragt, die Verhältnisse mit dem Gesetz, das bis kommenden März zu
novellieren ist, einer moderner Verwaltung anzupassen. Es soll Transparenz auch
in den Krankenhäusern geben, wo sich die handelnden Ärzte und Ärztinnen auf
Grund einer langer Tradition der Intransparenz schwer entscheiden können, ihre
Bücher offenzulegen.
Es sind nicht nur der Rechnungshof, das Kontrollamt
und die Opposition, die diesbezüglich Kritik üben. In diesem Zusammenhang hat
auch die Firma Transparency International vor etwa 14 Tagen ihren Bericht
hinsichtlich des Kapitels Gesundheit vorgelegt, und deren Ergebnisse
unterstreichen und verdeutlichen die Forderungen des Rechnungshofes.
Transparency International spricht ganz offen davon, dass die Intransparenz im
Gesundheitswesen und insbesondere in den Krankenhäusern ein Einfallstor für
missbräuchliches Verhalten sind und dass es auch in Österreich Hinweise gibt,
dass das Gesundheitssystem auf allen Ebenen – Ärzte, Patienten, Industrie
und Verwaltung – zum Vorteil Einzelner missbraucht wird. Transparency
International sagt sehr klar, dass das auch in Österreich der Fall ist, und wir
können uns nicht davonstehlen, indem wir auf andere Länder, andere Themen oder
andere Bereiche wie etwa die Bauwirtschaft verweisen. Die Gesundheit steht auf
dem Prüfstand, und Transparency International betont, dass die Kultur der
Intransparenz die Gefahr birgt, dass der Missstand zum Normalzustand wird, weil
alle Menschen meinen, dass das halt so sein muss.
Viele Patientinnen und Patienten melden sich immer
wieder bei den Grünen mit
Berichten über Missständen. Einige glauben wirklich, das es einfach so sein
muss, dass man, bevor man einen Operationstermin bekommt, sozusagen einen
kleinen Umweg über die Privatordination machen und ein Kuvert abgeben muss.
Frau Stadträtin Wehsely! Wenn Sie nie etwas davon gehört haben, dann ist das
bemerkenswert! Offensichtlich kann man die Augen davor ganz locker
verschließen!
Transparency International sagt, dass das
Gesundheitswesen in toto sehr anfällig für Betrug und Korruption ist und dass
viele Millionen EUR nicht nur international, sondern auch in Österreich in
dunklen Kanälen verschwinden und nicht den Patientinnen und Patienten zugute
kommen. Der Begriff von Korruption, der hier geprägt und definiert wird, ist
sehr weitgehend. Transparency International spricht vom persönlichen Nutzen,
den Akteure zu Unrecht aus der ihnen anvertrauten Macht ziehen. Unter diesem
Gesichtspunkt muss man sich im Gesundheitswesen anschauen, wer
ungerechtfertigten Nutzen zieht. Da geht es nicht nur um die Wartelisten,
hinsichtlich welcher sich Frau Kollegin Korosec in den letzten Monaten
besonders eingesetzt hat, dieses Thema auf die politische Tagesordnung zu
setzen, sondern die Korruption im Gesundheitsbereich geht weit über das
unzulässige Überholen auf Wartelisten hinaus.
Welche Risken gibt es laut
Transparency International im Gesundheitswesen? – Allen voran sind die
informellen Zahlungen für Leistungen genannt, welche die Versicherten ohnehin
kostenlos beanspruchen dürften, die aber plötzlich durch Begehrlichkeiten von
Akteuren
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