Gemeinderat,
29. Sitzung vom 14.12.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 67 von 117
die Personalkosten sind hier viel zu hoch gegriffen, wenn man bedenkt, welche Aktionen man mit diesem Geld sonst setzen könnte.
Im Akt ist das Projekt „Mädchenkäfig" erwähnt -
ganz lustig, dieser Ausdruck „Mädchenkäfig", vor allem für die
Feministinnen hier im Saal -: Mädchen sollten den öffentlichen Raum im
„Mädchenkäfig" nützen können, und die Mädchen ließen auch heuer nicht
locker und forderten auch im nächsten Jahr ihren „Mädchenkäfig" über das
Jugendparlament ein. Somit entstand die Idee im Bezirk, als eine Art
Pilotprojekt gemeinsam mit Mädchen mädchengerecht zu planen und gemeinsam
umzugestalten. - In einem „Mädchenkäfig". - Gut. So viel dazu.
Wir kommen zum Akt Wiener Jugendzentren:
12 Millionen EUR, fast 13 Millionen EUR für das Jahr 2008. Also sie
bekommen die volle Förderung, die sie beantragt haben, ohne einen Abzug. Personalaufwand:
11 300 000 EUR. Der Rest sind Betriebskosten und Sachaufwand. -
Man sieht also, dass bei beiden Akten mehr als 90 Prozent für Personal
ausgegeben werden. Und bei aller Liebe zur Jugendarbeit und zur
Jugendbetreuung: Ich und meine Fraktion, wir sind der Meinung, dass das einfach
zu hoch gegriffen ist, dass hier mehr als 90 Prozent für Personal
ausgegeben werden. Es ist dies ein weiteres Indiz für eine gewisse Freunderl-
und Versorgungswirtschaft im roten Wien.
Diese Förderungspolitik lehnen wir entschieden ab!
Deswegen werden wir diesen beiden Akten nicht zustimmen - im Gegensatz zum Akt
betreffend den Sportverein Berufsschulen, dem wir zustimmen werden. - Danke.
(Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Aigner.
Wir haben noch zwei Minuten zur Verfügung. – Bitte.
GR Dr Wolfgang Aigner
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich
möchte mich kurz fassen - muss mich kurz fassen -, und ich nehme ebenfalls auf
die außerschulische Jugendarbeit Bezug: Es gibt dazu keine prinzipielle
Ablehnung, aber was wir möchten, ist einmal eine umfassende Evaluierung der
bestehenden stationären Betreuung Jugendlicher in den Jugendzentren, der vielen
Vereine, die aufsuchende Jugendarbeit durchführen. Wir haben auch einen
diesbezüglichen Beschlussantrag verfasst - und ich möchte diesen hiermit
einbringen -, nämlich betreffend eine umfassende Evaluation der
außerschulischen Wiener Jugendarbeit: Die zuständige amtsführende Stadträtin
möge im nächsten Jahr diese Evaluation nach vorgegebenen Kriterien durchführen.
Wir möchten den Wildwuchs hinterfragen. Ich möchte
mich auch auf die Vereinbarung zwischen der Stadt Wien und der neu zu
gründenden VHS GmbH beziehen: Hier sind Zielvorgaben vorhanden, hier sind
Qualitätskriterien gegeben, die die Volksbildung erfüllen soll, hier ist auch
ein Ausschuss, ein Controlling-Ausschuss vorgegeben. Man könnte einen
Evaluierungsausschuss auch einrichten. - So etwas stellen wir uns auch für die
außerschulische Jugendarbeit vor. Ich glaube, wir brauchen einmal keine
Fortschreibung bestehender Strukturen, sondern ein Zero-Budgeting, um dann für
die Zukunft auf die sich ändernden Gegebenheiten einzugehen.
In diesem Sinne ein vorläufiges Nein zur Subvention
an die Jugendzentren. Ich bringe den Antrag ein und ich hoffe, dass der gute
Weg, den wir bei der Volkshochschule eingeschlagen haben, seitens der Mehrheit
hier auch für den Bereich der außerschulischen Jugendarbeit gegangen wird. -
Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Wir
haben jetzt genau 16 Uhr erreicht. Ich muss hier die Behandlung der
Anträge unterbrechen. Das heißt, die Wortmeldung von Mag (FH) Tanja Wehsely
kommt nach der Dringlichen und erst dann stimmen wir über dieses Geschäftsstück
ab.
Wir kommen nun zu dem Verlangen, dass die von den
GRinnen Karin Praniess-Kastner und Mag Ines Anger-Koch eingebrachte, an den
Herrn Bürgermeister gerichtete Dringliche Anfrage betreffend „Versäumnisse und
Systemmängel beim Wiener Jugendamt und der Wiener Jugendwohlfahrt" vom
Fragesteller mündlich begründet werde und hierauf eine Debatte über den
Gegenstand stattfinde.
Auf die Verlesung der Dringlichen Anfrage wird
verzichtet.
Für die Begründung der Dringlichen Anfrage sieht die
Geschäftsordnung gemäß § 37 Abs 1 eine Redezeit von 20 Minuten
vor. Zur Begründung der Dringlichen Anfrage erteile ich nun Frau GRin
Praniess-Kastner das Wort.
GRin Karin Praniess-Kastner (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr
Bürgermeister! Sehr geehrte Frau Stadträtinnen! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Die tragischen Vorfälle rund um die Misshandlungen
von Kindern und Kleinkindern haben eine breite mediale Diskussion ausgelöst; nämlich
darüber, ob die kommunalen Institutionen der Wiener Jugendwohlfahrt und des
Jugendschutzes noch den aktuellen Anforderungen entsprechen. Seit Jahren weisen
sowohl Ihnen nahestehende ExpertInnen, aber auch das Kontrollamt der Stadt Wien
und die Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft darauf hin, dass die Wiener
Jugendwohlfahrt den aktuellen Gegebenheiten in Wien endlich angepasst werden
muss. Bisher allerdings leider vergebens. In diesem Zusammenhang in einer
Presseaussendung von dem am besten funktionierenden Jugendwohlfahrtssystem
Österreichs zu sprechen, ist spannend, aber nicht verwunderlich, denn diese
Aussage reiht sich in eine Menge von Aussagen, in eine Reihe von öffentlichen
Stellungnahmen und vor allem in die Stellungnahme von Frau Attwood als
Sprecherin des Jugendamts ein. Diese sagt, hier seien keine Fehler passiert.
Meine Damen und Herren, Sie können die Probleme in
der Wiener Jugendwohlfahrt nicht länger zudecken! Auch die Budgetrechnungen,
die angestellt werden, uns vorgelegt wurden und angeblich beweisen sollen, dass
das System funktioniert, können die dringend notwendigen Maßnahmen nicht
kompensieren. Nachdem Sie alle Warnungen Ihrer eigenen ExpertInnen beharrlich
ignoriert haben, dürfen Sie sich nicht wundern, dass auch das Wiener System
inmitten der medialen Berichterstattung in das Kreuzfeuer der Öffentlichkeit
gelangt ist!
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