Gemeinderat,
30. Sitzung vom 24.01.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 95
ausreichendem Ausmaß anbieten zu können?)
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter
Herr Gemeinderat!
Erlauben Sie mir eine Vorbemerkung. Ich werde
selbstverständlich hier keine Frage beantworten, die die Geschäftsgebarung der
Gewista betrifft. Die Gewista steht seit nahezu zwei Jahrzehnten nicht mehr im
Eigentum der Stadt Wien, sie ist eine Privatfirma, und genauso gut könnte man
mich über jede beliebige andere Privatfirma hier fragen.
Ich halte nur fest, die Gewista hat - wenn man den
Markt einigermaßen beobachtet, also die im gesamten öffentlichen Raum
stattfindende Werbewirtschaft - selbstverständlich kein Monopol. Und das ist
auch schon die einzige Bemerkung, die ich dazu machen will.
Was Ihre eigentliche Frage betrifft, inwiefern ich
sicherstellen soll, worum es hier in Wahrheit geht. Es geht nämlich, unabhängig
von allen Formulierungen, die nicht gewählt werden, darum, Flächen frei und
ohne Kosten zu Verfügung zu stellen und in Wirklichkeit auch dort, wo man halt
will. Und da verweise ich schon auf eine Diskussion, die ich nahezu mein ganzes
politisches Leben, das ich hier im Haus verbringe, erlebt habe. Es hat immer
wieder Einigungen gegeben, die dann später wieder in Frage gestellt wurden, es
hat neue Verhandlungen gegeben und neue Angebote, die wieder in Frage gestellt
wurden. So hat es auch in jüngerer Zeit entsprechende Gespräche zwischen
verschiedenen Anbietern gegeben, wo es über weite Strecken auch Einigung
gegeben hat. Nicht mit allen, bedauerlicherweise, aber es hat doch breite
Einigungen gegeben, und was ich dazu beitragen kann, dass man hier zusätzliche
Beiträge oder Vorstellungen oder Rahmenbedingungen auch schaffen kann, um das
entsprechend zu erweitern, will ich gerne tun.
Ich sage Ihnen aber auch ganz klar, was ich nicht
will. Was ich mit Sicherheit nicht will, ist, dass jeder in der Stadt machen
kann, was er will, und hinkleben kann, was er will. Wir bemühen uns als „Asset“
in dieser Stadt, neben der Sicherheit auch die Sauberkeit entsprechend zu
erhalten. Das ist ein „Basic Asset“ des Rufs auch unserer Stadt, und das wird
auch durchgeführt.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke.
Die 1. Zusatzfrage wird von GR Schreuder gestellt.
GR Marco Schreuder (Grüner Klub im
Rathaus): Mir fallen jetzt dazu sehr viele Fragen ein. Man könnte sich zum
Beispiel fragen, ob jetzt die abgerissenen Plakate, die wir überall sehen,
irgendwie schöner sind, als wenn sie angeklebt sind. Mir würde die Frage
einfallen, ob es vielleicht für die SPÖ in dem Fall ein größeres
wirtschaftliches Interesse gibt, dass die Gewista ein Monopol hat, also ein
politisches Interesse. Weil wenn wir vom öffentlichen Raum sprechen, ist es
doch eine politische Frage, wem dieser öffentliche Raum zur Verfügung steht,
und ich verweise auf den Kontrollamtsbericht, ohne jetzt der Diskussion
vorgreifen zu wollen, die im Kontrollausschuss stattfinden wird. Es gibt ja
jetzt einen Kontrollamtsbericht zur Gewista, der doch sehr interessant ist,
wenn man ihn liest, weil es auch dort ganz klar ist, dass es da eine
Monopolstellung gibt, und eine Bevorzugung der Stadt Wien. Also ist es nicht
nur eine Frage einer Privatfirma, sondern tatsächlich eine hochpolitische
Frage.
Es geht um Arbeitsplätze von Unternehmern und
Unternehmerinnen, die selbst - und das kann ich wirklich nur empfehlen, das zu
tun -, ein Interesse daran haben, dass es klar geregelt wird in dieser Stadt,
wie und wo plakatiert werden kann im Sinne einer freien Marktwirtschaft.
Daher meine Frage: Würden Sie einen Runden Tisch
einberufen, wo Sie endlich einmal alle einladen, die Gewista, die freien
PlakatiererInnen, also alle, die mit dem öffentlichen Raum zu tun habenden
Magistratsdienststellen, um eine Lösung zu finden, weil die Frage, was im
öffentlichen Raum wie plakatiert werden muss, das ist eine politische Frage.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter
Herr Gemeinderat!
Auch wenn das nach wie vor nicht Gegenstand des
Fragerechtes ist, aber ich warne Sie schon vor Unterstellungen auch gegenüber
der SPÖ, denn das, was Sie hiebei auch andeuten, hat mit Sicherheit nichts mit
irgendwelchen Realitäten zu tun. Auch wenn es im Sinne des EU-Rechts eine
unzulässige Bevorzugung irgendwo gegeben hat, dann ist das selbstverständlich
auch zu ahnden, zu korrigieren, was immer hier eine adäquate Antwortmöglichkeit
darauf ist, das kann ich zur Stunde in keiner Weise beurteilen, aber das hat
mit der SPÖ nichts zu tun, da möchte ich schon darauf aufmerksam machen. Es
handelt sich hier um einen in überwiegend internationaler Mehrheit befindlichen
Konzern und ich bin ganz sicher, dass der dann auch seine Überlegungen
anstellen wird, wenn man in dieser Art und Weise die Geschäfte der Konkurrenten
besorgt.
Es wird Ihnen vielleicht aufgefallen sein, dass es
insbesondere einen Mitbewerber der Gewista auf diesem Markt gibt, der jene
Monopolstellung, die er in anderen Bundesländern hat, nun in der Tat auch auf
Wien entsprechend ausweiten will. Und dessen Geschäfte besorgen Sie, das sage
ich Ihnen auch dazu.
Ja, das soll mir auch recht sein. Sie können als
Vorläufer für künftige Koalitionen erbringen, was Sie wollen, das ist Ihre
Überlegung, und Sie können sich entscheiden. Nun, wenn wir schon mit
Unterstellungen arbeiten, das kann ich auch, das kann ich Ihnen versichern, das
kann ich auch, das kann ich auch. (Beifall bei der SPÖ.)
Doch nun zurückkehrend zur eigentlichen Frage, ob ich
hier einen Runden Tisch einberufe. Wenn das Ganze zielführend sein soll, würde
ich das auch tun, nur zur Stunde halte ich fest: Erstens einmal hat es eine
Fülle von Runden Tischen gegeben, seit mindestens 15 Jahren, aber da waren
Sie noch gar nicht da, seit mindestens 15 Jahren hat es die gegeben. Und
zweitens halte ich fest, dass es eine Einigung von etwa 95 Prozent all
jener, die im öffentlichen Raum dies anbieten, ja gibt.
Jetzt bin ich sehr dafür, dass man
sich auch mit dem
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