«  1  »

 

Gemeinderat, 31. Sitzung vom 29.02.2008, Wörtliches Protokoll  -  Seite 10 von 95

 

ihnen schlecht ist. Ich habe noch nie gehört, dass einem Chirurgen vorgeworfen worden ist, dass er seine Patienten, bevor er sie behandelt, betäubt, festschnallt und dann aufschneidet und dass das wehtut. - Den Psychiaterinnen und Psychiatern dieser Stadt aber wird jetzt hier vorgeworfen, dass sie ihre Arbeit tun im Sinne schwerst kranker Patientinnen und Patienten – denn, und das wissen Sie, nur ein kleiner Teil jener, die psychische Erkrankungen haben, braucht auch stationäre Behandlung, und das sind nicht die, um das wieder in einen somatischen Bereich umzulegen, die Bauchgrimmen haben, sondern das sind die, die einen Magendurchbruch haben. Und so muss man das auch beurteilen. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Was die Frage der Kinder- und Jugendpsychiatrie betrifft, so wissen Sie auch - aber ich wiederhole es hier, weil vielleicht einige da sind, die nicht in allen unseren Sitzungen anwesend sind -, dass es mir auf Grund der Vorarbeiten, die Frau VBgmin Brauner hier geleistet hat, gelungen ist, viele Schritte weiterzukommen, dass wir erst vor wenigen Tagen die absolut neu renovierte Station am Rosenhügel eröffnen konnten, bereits jetzt von 18 auf 25 Betten aufstocken konnten und dort jetzt auch Unterbringungsbetten haben, dass auch im AKH jetzt gerade Erweiterungen in Arbeit sind und - und auch das ist bekannt und wurde letzte Woche auch veröffentlicht – dass wir im Krankenhaus Wien Nord eine dritte kinder- und jugendpsychiatrische Abteilung haben.

 

Ich halte es nicht für gut und ich halte es nicht für richtig - und auch das ist keinerlei neue Information -, dass Jugendliche – denn Kinder werden nicht untergebracht –, die knapp am Erwachsenenalter sind, auf der Erwachsenenpsychiatrie untergebracht sind; ich halte das generell nicht für gut. Und weil ich das nicht für gut halte, werden diese Maßnahmen gesetzt. Diese sind schon lange entschieden und werden jetzt umgesetzt, und Sie können mir eines glauben: Von Dezember bis Februar kann man nicht eine Station generalsanieren und auf das Doppelte erweitern.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 3. Zusatzfrage wird von Herrn GR Bacher-Lagler gestellt. - Ich bitte darum.

 

GR Norbert Bacher-Lagler (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Welche Ziele und Schwerpunkte sind für Sie in der Psychiatriepolitik wichtig?

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Wenn Sie mich nach der Psychiatriepolitik fragen, geht es hier natürlich nicht um die Frage der Einsetzung einzelner Ärztinnen und Ärzte, sondern da geht es um die Frage: Welche Rolle und welchen Stellenwert soll die Psychiatrie im Gesamtkanon der medizinischen Fächer haben?

 

Da ist es selbstverständlich, dass die Psychiatrie ein wichtiger Teil des gesamten Gesundheitssystems sein muss und sein soll, dass wir aber noch nicht dort angekommen sind, wo die Psychiatrie auch wirklich als gleichwertig mit allen anderen medizinischen Fächern gesehen wird.

 

Die wesentlichen Leitlinien der modernen Sozialpsychologie und der Sozialpsychiatrie sind: Die Bedürfnisorientierung – das heißt, es geht ganz stark darum, die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten zu respektieren und diesen nachzukommen -, differenzierte Versorgungsangebote in geographisch definierten Regionen, wobei uns hier das Ziel „ambulant vor stationär" ganz besonders wichtig ist. Wichtig sind die interprofessionelle Zusammenarbeit und die Multiprofessionalität. Der Bereich, wo wir in den nächsten Jahren auf Basis von Entscheidungen, die 2006 getroffen wurden, sehr viel tun werden, ist die Integration der psychiatrischen Krankenversorgung in das allgemeine Gesundheitssystem und damit auch in die regionalen Spitäler. Das ist im Donauspital und im Kaiser-Franz-Josef-Spital bereits gelungen und wird als Nächstes im Krankenhaus Wien Nord und dann auch mit einem Bereich in Hietzing und im 3. Bezirk gelingen.

 

Wichtig ist selbstverständlich, wie in allen anderen Fragen der Gesundheitsversorgung, eine hohe Ergebnisqualität für die Patientinnen und Patienten.

 

Und was die politische Frage betrifft, muss es darum gehen, dass wir gemeinsam daran arbeiten, dass psychische Erkrankungen ihre Stigmatisierung verlieren - dass sich psychisch Erkrankte nicht immer noch in der Gesellschaft schämen müssen oder die Sorge haben müssen, dass sie ihren Arbeitsplatz verlieren, wenn sie sagen, dass sie eine psychische Erkrankung haben -, dass Angehörige gestützt werden und dass wir hinter dem Personal stehen, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in dieser Stadt in diesem Bereich Hervorragendes leisten. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. - Die 4. Zusatzfrage wird von Herrn GR Lasar gestellt. – Bitte.

 

GR David Lasar (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Meine Frage: Werden Sie sich dafür einsetzen, dass es gerade im Bereich der Kinderpsychiatrie zu einer massiven Bettenaufstockung kommt und die Kinder nicht mehr gemeinsam mit Erwachsenen, wie es derzeit im Otto-Wagner-Spital üblich ist, betreut werden?

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Sehr geehrter Herr Gemeinderat!

 

Lassen Sie mich das differenziert beantworten. Erstens: Ja, ich setze mich massiv dafür ein, dass es zu einer Erweiterung der Bettenzahl kommt. Zum zweiten Bereich: Das so darzustellen, als ob das permanent und dauernd der Fall wäre, ist nicht richtig; aber jedes Kind, das nicht in einer kinderpsychiatrischen Abteilung untergebracht ist, ist nicht optimal untergebracht. Daher ist es auch schon gelungen, dass im heurigen Jahr im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Rosenhügel die Anzahl der Betten von 18 auf bis am heutigen Tage 25 erhöht wurde und bis Ende Mai auf 28 erhöht wird, dass wir als Teil der Verantwortung im Bereich des Allgemeinen Krankenhauses unsere Mittel bereits zur Verfügung

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular