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Gemeinderat, 31. Sitzung vom 29.02.2008, Wörtliches Protokoll  -  Seite 9 von 95

 

Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Sehr geehrte Frau Gemeinderätin!

 

Eines ist selbstverständlich klar - und das ändert sich auch nicht damit, dass Sie Fragen stellen auf Antworten, bei denen Sie offenbar davon ausgegangen sind, dass sie anders ausfallen -: Dass all die strukturellen Maßnahmen, die im Krankenanstaltenverbund, im Psychosozialen Dienst, aber auch durch viele Aktivitäten des Fonds Soziales Wien in vielen Bereichen der Unterstützung, der Betreuung von psychisch kranken Menschen gesetzt wurden, nicht gesetzt wurden auf Grund von Entscheidungen, die in den letzten drei Monaten getroffen wurden, sondern dass sie die Ergebnisse einer Gesamtplanung sind, einer Gesamtplanung, die ich von meinen VorgängerInnen weitergeführt habe. Es kann ja wohl auch niemand so naiv sein und glauben, dass zum Beispiel die Frage einer Personalbedarfsberechnung im Dezember beginnt und dann im Februar abgeschlossen ist, sondern - und auch das wissen Sie, das ist schon mehrfach kommuniziert und gesagt worden – wir haben mit Anfang des Jahres 2007, vor allem auf Grund der Einhaltung des Ärztearbeitszeitgesetzes, wo wir in Wien der einzige Krankenanstaltenträger sind, der ganz besonderen Wert darauf legt, dass dieses Gesetz eingehalten wird, eine Durchforstung aller Bereiche gemacht und sind dabei auch zu dem Ergebnis gelangt, dass wir im Psychiatriebereich im Otto-Wagner-Spital, aber auch in vielen anderen Bereichen, wie zum Beispiel in der Orthopädie im Otto-Wagner-Spital zusätzliches Personal brauchen, das jetzt in diesem Bereich auch angefangen hat.

 

Genau dasselbe ist im Bereich der Umstrukturierungen und Veränderungen des ambulanten Bereiches der Fall - und Sie wissen das alles, weil Sie zum Beispiel im Vorstand des Psychosozialen Dienstes sind und daher eben wissen, was für Maßnahmen gesetzt werden, seien es organisatorische für Zusammenführung des Ambulatoriums im 2. und 22. Bezirk, seien es zusätzliche Liaisondienste, sei es der Abschluss der EDV-Vernetzung und so weiter und so fort. Das heißt, das sind alles Maßnahmen, die über teilweise mehrere Jahre vorbereitet worden sind und die jetzt Schritt für Schritt auch zur Umsetzung gelangen.

 

Selbstverständlich ist es auch hier so, dass wir im Bereich der Psychiatrie - und auch das ist keine neue Information, sondern ist Ihnen bekannt - der Meinung sind und dass diese Entscheidung bereits im Jahr 2006 getroffen worden ist, dass wir die Dezentralisierung in der Psychiatrie weiter fortführen wollen. Und erst in der letzten Woche ist hier auch ganz klar geworden, dass wir den nächsten Schritt mit der Errichtung des Krankenhauses Nord machen werden.

 

Frau Dr Pilz, Sie agieren in einer Weise, dass ich sagen muss: Offensichtlich ist der Appell, hier gemeinsam zu schauen, wo es noch Bedarf an Verbesserungen gibt, bei Ihnen sinnlos. Ich habe auch den Eindruck, wenn ich mir die Aussendung der Frau Klubobfrau Vassilakou von gestern durchlese, wo der Ton ein ganz anderer war (GRin Mag Maria Vassilakou schüttelt den Kopf.) - aber ich nehme auch das zur Kenntnis -, dass es Ihnen nicht um Verbesserungen geht, sondern dass es Ihnen um Skandalisierung geht. (GR Mag Rüdiger Maresch: Das ist eine Unterstellung! - GRin Mag Maria Vassilakou: Das ist auch nicht die Würde des Hauses!) – Sie behaupten zwar, Sie stellen sich hinter die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Tatsache ist aber, kann ich Ihnen sagen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schwer verärgert und schwer verunsichert sind, was sie in einem Mail, das ich bekommen habe und das auch Sie bekommen haben, ja auch zum Ausdruck gebracht haben.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Wir kommen zur 2. Zusatzfrage. Sie wird von Frau GRin Korosec gestellt. - Ich bitte darum.

 

GRin Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Frau Stadträtin! Ich stelle fest, Sie haben bisher noch keine Frage beantwortet. (Beifall von Gemeinderätinnen und Gemeinderäten von ÖVP und GRÜNEN. – Bgm Dr Michael Häupl: Da schau her! „Bravo"! – VBgmin Mag Renate Brauner: Eine neue Koalition! Man merkt es!) Aber Sie stellen fest, es gibt keine eklatanten Defizite; das haben wir vernommen.

 

Jetzt frage ich Sie: Wir wissen, dass selbst Erwachsene den Aufenthalt in der Psychiatrie - sogar den Besuch - als etwas beklemmend empfinden. Wie rechtfertigen Sie, Frau Stadträtin, dass Kinder und Jugendliche in diesen Abteilungen für Erwachsene untergebracht werden? Ist das für Sie kein eklatantes Defizit?

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Sehr geehrte Frau GRin Korosec!

 

Danke vielmals für diese Frage, weil das ja auch ein Punkt ist, den wir bereits ausführlich besprochen und diskutiert haben: Dass mir gerade die Situation der Kinder und Jugendlichen in der Psychiatrie ein ganz besonderes Anliegen ist.

 

Lassen Sie mich aber auch ein paar Worte zu Ihrer Einleitung sagen, nämlich dass das Besuchen der Psychiatrie auch für Angehörige beklemmend ist: Jawohl! Jawohl, und zwar aus dem Grund, und das ist ein ganz wichtiges und auch ein gesundheitspolitisches Thema - das ist nämlich wirklich ein gesundheitspolitisches Thema! -, dass wir immer noch in einer Situation leben, wo die Psychiatrie Diskriminierungen ausgesetzt ist, wo psychisch Kranke große Probleme damit haben, ihre Erkrankung auch in ihrem Umfeld darzustellen, und wo natürlich auch Angehörige sehr viel größere Probleme damit haben, diese Diagnose zu akzeptieren. Schizophrenie ist schwieriger zu akzeptieren als Lungenkrebs - so ungerecht das sein mag. Daher ist es mir auch ganz besonders wichtig, dass wir hier ganz besondere Sensibilität an den Tag legen, sehr geehrte Damen und Herren.

 

Ich habe noch nie gehört, dass einem Onkologen vorgeworfen worden ist, dass seine Patientinnen und Patienten, die einer Chemotherapie unterzogen werden - oder sich selbst unterziehen, weil das natürlich freiwillig ist -, die Haare verlieren, Gewicht verlieren und dass

 

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