Gemeinderat,
31. Sitzung vom 29.02.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 95
Informationsrecht als beispielsweise Journalisten. Aber Sie können ganz sicher sein, dass Journalisten, selbst wenn sie so simple Auskünfte haben wollen, wie etwa, wie viele Tonnen Müll pro Tag in Wien beseitigt werden, ganz gerne die Dienstleistung etwa des Pressereferenten beanspruchen. Daher sehe ich da überhaupt kein Problem bei diesen reinen Fachfragen, so wie Sie es sagen, dass diese Auskünfte auch entsprechend erteilt werden können.
Ich weiß schon, es hat auch in der Vergangenheit
immer wieder diese Diskussion darüber gegeben, weil es in der Tat in entfernt
liegenden Tagen das noch gegeben hat – ich kann mich daran erinnern, als ich
Stadtrat wurde, oder vielleicht gibt es das heute noch? –, dass die Beamten
verpflichtet waren, dass dies, wenn Auskunft von wem auch immer, einem Mandatar
oder einem Außenstehenden, verlangt wurde, auch mit dem Stadtratsbüro, also mit
dem politischen Büro entsprechend zu akkordieren ist.
Ich persönlich sehe in der Frage der Sachauskünfte
kein wirkliches Problem. Selbstverständlich sind Abteilungsleiter mündige
Menschen, die natürlich selber wissen müssen, was sie tun; sie verantworten es
dann auch. So habe ich es auch als Stadtrat seinerzeit gehalten. Wenn er eine
blöde oder eine unüberlegte Antwort gegeben hat, dann haben wir halt darüber
geredet – sagen wir es freundlich so. Aber im Regelfall sind hier durchaus die
korrekten Antworten auch gegeben worden.
Ich möchte aber schon ein bisschen unterscheiden. Es
gibt ein paar Grundsätze: zum Beispiel keine Parteipolitik in den Schulen. Das
haben wir gemeinsam festgelegt und daher wollen wir uns gemeinsam auch daran
halten. Und daher werden Sie da mit Sicherheit auch Verständnis haben, da Sie
mir freundlicherweise auch zugenickt haben, dass es sich da bei dem Besuch von
Mandataren in Schulen zum Beispiel etwas anders verhält, als dies lediglich bei
Auskünften, Sachauskünften, wie Sie selbst sagten, bei den Beamten in der
Verwaltung der Fall ist.
Selbstverständlich bin ich der Auffassung, es kann
nur sinnvoll sein, wenn Abgeordnete jeder Couleur optimal über die
entsprechenden Sachlagen informiert sind. Das ist keine Frage. Es würde zur
Versachlichung der Diskussionen entscheidend beitragen. Politisch hat ohnehin
jeder zu verantworten, was er daraus macht und wie verantwortlich oder nicht
verantwortlich er mit den entsprechenden Informationen umgeht. Und wenn ich mir
täglich die Zeitungen oder Magazine anschaue, dann meine ich, es kann doch
niemand wirklich behaupten, dass das Haus nicht ein gläsernes Haus wäre. Denn
da ist ja wirklich alles drinnen. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die
3. Zusatzfrage wird von Frau GRin Mag Antonov gestellt. – Bitte.
GRin Mag Waltraut Antonov (Grüner
Klub im Rathaus): Herr Bürgermeister!
Meine Frage geht in dieselbe Richtung wie die Frage
der Kollegin Matiasek. Die Verquickung der Magistratsbediensteten mit der SPÖ
oder eigentlich die Vereinnahmung der Magistratsbediensteten durch die SPÖ hat in
Wien eigentlich System, das zieht sich von der Bezirksvertretungsebene bis zur
Landtagsebene. Die Kollegin Matiasek hat es auch schon angesprochen, dass auf
allen Ebenen die Sitzungen von der SPÖ-Fraktion mit Hilfe der
Magistratsbediensteten vorbereitet werden. Das ist die eine Seite, was
natürlich positiv ist, weil dadurch gewährleistet ist, dass Ihre
FunktionärInnen auf allen Ebenen auch bestens mit Informationen versorgt sind.
Und auf der anderen Seite gibt es die Situation der Oppositionsparteien. Wir
müssen den Informationen regelmäßig nachlaufen. Wir dürfen manchmal kopieren,
wir müssen manchmal Informationen abschreiben, weil wir sie nicht kopieren
dürfen. Da besteht ein großes Ungleichgewicht.
Und es gibt eine Mail von Herrn StR Schicker, wo er es
auch so geschrieben hat: „Informationen aus meinen Geschäftsstellen sind
ausschließlich über mich und mein Büro zu erhalten.“ – Das steht allerdings
nicht nur im krassen Widerspruch zu demokratischen Standards, das steht auch in
einem ganz eklatanten Widerspruch zur gesetzlichen Auskunftspflicht, die es
gibt – und zwar nicht nur gegenüber MandatarInnen, sondern auch gegenüber
BürgerInnen. Das heißt, dieses Missverhältnis zwischen der Mehrheitsfraktion
und den Oppositionsparteien in Wien hat System.
Und vor dem Hintergrund dieses Sittenbildes möchte
ich Sie fragen, Herr Bürgermeister: Was gedenken Sie zu tun, um diese
leibeigenschaftsähnlichen Verhältnisse abzustellen und demokratische
Verhältnisse herzustellen, damit die gleichen Voraussetzungen für alle Parteien
in diesem Haus gewährleistet sind? (Ironische Heiterkeit bei der SPÖ. – VBgmin
Mag Renate Brauner: Etwas Absurdes! Wirklich ärgerlich!)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrte Frau
Gemeinderätin!
Wenn Sie von einem Sittenbild der SPÖ sprechen, dann
kann ich ja nur von einem Zustandsbild von Ihnen selbst, was Demokratiefragen
betrifft, sprechen, denn Ihr Demokratieverständnis halte ich für bemerkenswert!
Die Unterstützung der Beamten im Rahmen der
Verwaltung gilt auf der Bezirksebene für alle Bezirksvorsteher und für die
Vorsitzenden der entsprechenden Ausschüsse. Bei Gelegenheit, falls Sie die
beiden Herren Bezirksvorsteher, die aus der Grünen Fraktion kommen, treffen
sollten, dann fragen Sie diese. Sie werden Ihnen bestätigen, dass sie von den
Beamten der Stadt Wien genauso unterstützt werden wie die Bezirksvorsteher, die
aus der Sozialdemokratischen Fraktion kommen, oder diejenigen, die aus der ÖVP
kommen. Denn das hat eine gute Tradition, und das ist auch richtig so, dass
hier diese Unterstützungen gegeben werden.
Was Ihnen mit Sicherheit – trotz
Ihrer langen Anwesenheit in diesem Gremium – verborgen geblieben ist, ist, dass
amtsführende Stadträte auch ein Teil der Verwaltung sind. Natürlich haben sie
eine politische Funktion, aber sie sind Teil der Verwaltung. Und daher ist es
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