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Gemeinderat, 31. Sitzung vom 29.02.2008, Wörtliches Protokoll  -  Seite 58 von 95

 

lasse. (Das rote Licht, das das Ende der Redezeit anzeigt, leuchtet auf.)

 

Wieso leuchtet jetzt das Licht? Ich habe gar nicht gewusst, dass ich schon so lange gesprochen habe.

 

Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm (unterbrechend): Bitte, sich nicht vom Licht beeindrucken zu lassen. Die Redezeit dauert noch an.

 

GRin Monika Riha (fortsetzend): Danke. - Also ich hätte gerne eine Antwort. Wo sollen alle diese Kinder unterkommen? Denn eines ist ja in der 15a-Verein-barung festgehalten, die Stadt Wien muss für jedes Kind, das einen Sprachförderbedarf hat, einen Kindergartenplatz zur Verfügung stellen. (VBgmin Grete Laska: Das müssen Sie uns aber vorlesen! Das steht nicht drinnen!) - Mir wurde das in der Verhandlung selbst gesagt. Mir wurde das dort in der Sitzung von Herrn Nekula gesagt.

 

Bis jetzt haben jedenfalls nur das Burgenland und Wien unterschrieben. Die Chance, vom finanziellen Kuchen sozusagen ein großes Stück abzukriegen, ist wirklich groß.

 

Es liegt jetzt in der Verantwortung der Stadt, diese finanziellen Ressourcen auch sinnvoll und mit dem Fokus auf Qualität nutzen zu wollen. Jedes Kind in Wien hat ein Recht auf gute Bildung. Gute Bildung beginnt im Kindergarten, wir brauchen daher einen quantitativen Ausbau.

 

Das sollte sinnvollerweise mit der rechtlichen Sicherheit für Eltern verbunden sein: Wenn ich für mein Kind einen Kindergartenplatz brauche, dann bekomme ich ihn. Da ja Herr Kollege Wutzlhofer gesagt hat, das Ziel ist ohnehin, dass möglichst alle Kinder, dass wirklich alle Kinder einen Kindergartenplatz bekommen, müsste das auch in Ihrem Sinn sein. Daher müssten Sie eigentlich diesem Antrag zustimmen. Wir brauchen auf Gemeinde- und Landesebene einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz, damit die eigene Verpflichtung zum Ausbau auch verankert ist.

 

Wenn man über den Wiener und auch über den österreichischen Tellerrand hinausschaut, dann gibt es das in Europa schon lange. In Dänemark zum Beispiel gibt es diesen Anspruch schon ab dem ersten Lebensjahr, in Deutschland ist der Rechtsanspruch sogar im Bundes-Verfassungsgesetz unter § 218 verankert, und in Ungarn haben Kinder ab dem dritten Lebensjahr einen Anspruch auf einen Betreuungsplatz.

 

Diese Beispiele zeigen, dass auch im kleinen Wiener Rahmen endlich der Weg der rechtlichen Absicherung beschritten werden sollte. Wenn man das in der Verwaltung und in der Wirtschaft tut - warum nicht auch in der Bildung und Betreuung unserer Kinder? Daher habe ich gemeinsam mit meiner Kollegin Anger-Koch, mit meinem Kollegen Wolfgang Aigner und meiner Kollegin Sirvan Ekici dazu einen Beschluss- und Resolutionsantrag eingebracht. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Das nächste Problem, das sich stellen wird, ist das folgende: Angenommen, Sie haben den Platz und schaffen jetzt 600 Plätze: Wir wissen seit Langem, dass es einen eklatanten Mangel an KindergartenpädagogInnen gibt. Wo werden wir, Sie, die Stadt bis zum Herbst die KindergartenpädagogInnen hernehmen?

 

Jetzt habe ich zwar gelesen, dass es eine neue Initiative gibt - die ist natürlich auch zu begrüßen, ich begrüße jede Ausbildungsoffensive -, aber dabei darf man nicht vergessen, dass diese Ausbildungsoffensive eigentlich nur für eine Hälfte der Kindergärten, nämlich für die städtischen Kindergärten gilt, weil sich ja jede Kollegin, die diese Ausbildung besucht, für drei Jahre verpflichtet, auch in einem städtischen Kindergarten zu arbeiten. Jetzt frage ich Sie: Was ist mit der anderen Hälfte der Wiener Kindergärten? Wo ist die Verantwortung, die Wien dafür übernimmt, dass auch die anderen Kindergärten in dieser Stadt ausreichend gut qualifiziertes pädagogisches Personal zur Verfügung haben?

 

In der Beantwortung einer Anfrage der ÖVP wurde von den zuständigen Stellen der Stadt Wien festgehalten, dass die Stadt eine akademische Ausbildung zur Kindergartenpädagogin oder zum Kindergartenpädagogen grundsätzlich befürwortet. Wenn also die Stadt grundsätzlich eine akademische pädagogische Ausbildung befürwortet und die zuständige Ministerin, zumindest laut ihrer Interviews, ebenfalls eine Ausbildung auf der pädagogischen Hochschule oder auf akademischem Niveau befürwortet: Was hindert dann die Stadt Wien daran, im Rahmen eines Studienversuchs einen akademischen Lehrgang auf breiter Basis in Zusammenarbeit mit den Kollegs der unterschiedlichen Bildungsanstalten und den pädagogischen Hochschulen in Wien sowohl als Vollzeitstudium, aber durchaus auch - so wie Sie es jetzt für die Stadt gemacht haben - als berufsbegleitendes Studium anzubieten?

 

Daher möchte ich auch hier einen Antrag stellen. Ich hoffe, dass auch Sie ihn unterstützen, weil Ihnen ja nicht nur die städtischen Kindergärten ein Anliegen sein können, sondern auch die anderen Kindergärten in dieser Stadt. Somit bringen meine Kollegin Anger-Koch, mein Kollege Wolfgang Aigner und ich folgenden Beschluss- und Resolutionsantrag ein:

 

„Die amtsführende Stadträtin für Bildung, Jugend, Information und Sport möge sich dafür einsetzen, die Einrichtung eines akademisch und europaweit zertifizierten Lehrgangs für Kindergartenpädagogik an den pädagogischen Hochschulen in Wien zu ermöglichen. Zwecks Schaffung bestmöglicher Rahmenbedingungen soll der Lehrgang im Zusammenwirken zwischen der pädagogischen Hochschule und der Wiener Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik organisiert und durchgeführt werden." - Danke.

 

Frühkindliche Bildung ist der Schlüssel zu Chancengleichheit - ich denke, da sind wir uns alle einig -, und der Weg in die Wissensgesellschaft beginnt im Vorschulalter. Die Stadt Wien trägt die Verantwortung dafür, dass in Wien gut qualifizierte und pädagogisch bestmöglich ausgebildete Fachkräfte zur Verfügung stehen, und zwar nicht nur für die städtischen Kindergärten, sondern auch für alle anderen Kindergärten in Wien. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

 

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