Gemeinderat,
32. Sitzung vom 27.03.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 75
das ist wichtig. Das ist wichtig, um neben der
eigentlichen Leistung auch die Probleme der Menschen wieder wirklich
mitzubekommen, und das ist etwas, was uns Grünen
auch tatsächlich immer sehr, sehr wichtig ist.
Anders stellt sich die Situation zum Teil bei
Leistungen dar, wo die Bezirksbudgets im Großen und Ganzen nur noch
Durchlaufposten sind. Da lohnt es sich meines Erachtens tatsächlich, darüber
nachzudenken, ob das weiterhin Aufgabe der Bezirke sein soll oder ob es nicht
in manchen Bereichen durchaus sinnvoll ist, sogar Rezentralisierungen
vorzunehmen. Aber entscheidend – und darauf muss ich tatsächlich bestehen –
ist, dass in den Bereichen, wo der Bezirk zuständig ist, nicht gekürzt wird,
sondern mehr finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden.
Wir haben – das ist kein großes Geheimnis – auch
grünintern zum Beispiel darüber diskutiert: Sollen die Sanierungsmaßnahmen an
den Schulen bei den Bezirken bleiben oder sollen sie wieder zurück in die
Kompetenz der Stadtverwaltung wandern? In der Hoffnung, dass nicht alles Geld
mitwandert, denn sonst hätten die Bezirke von Haus aus ein Minusbudget, aber
das würde ja dann nicht passieren. Nein! Unser erster Schritt wäre tatsächlich,
dass man sagt: Statten wir die Bezirke mit ausreichend finanziellen Mitteln aus
und lassen wir es bei den Bezirken, denn das ist die Möglichkeit, dass wir als
Politiker, als Politikerinnen auch direkten Zugang zu Elternvereinen haben, zu
der Situation, wie die Schulen ausschauen im Bezirk, wo man den Leuten direkt
helfen kann. Es ist viel schwieriger, wenn sich jeder Einzelne an die
Stadtregierung oder an einzelne Gemeinderäte wenden muss.
Wir leisten uns den Luxus – glücklicherweise, denn
das ist auch wichtig für eine Demokratisierung in den einzelnen Bezirken – von
relativ vielen Bezirksräten und Bezirksrätinnen. Aber ich bin froh darüber,
dass sich Wien diesen Luxus leistet, weil es Sinn macht in einer Demokratie,
dass es eine vielfältige Anzahl von AnsprechpartnerInnen gibt. Aber dann muss
man ihnen auch die Möglichkeit geben, kompetent aufzutreten, und darf sie nicht
ob eines finanziellen Engpasses in die Lage bringen, dass sie eigentlich bei
allen Wünschen und Bedürfnissen, die von Seiten der Bevölkerung und auch
seitens der Institutionen kommen, immer nur sagen können: Wir haben kein Geld!
Es geht nicht! Das tut der Politik nicht gut und das tut den politisch
Verantwortlichen, gleich welchen Couleurs, auch nicht gut.
Ein weiterer Punkt im Sinne der Ausweitung – und ich
glaube, das wäre tatsächlich notwendig, denn es hat sich gezeigt, dass die
Mitsprachemöglichkeiten der Bezirke im Bereich der Flächenwidmung mittlerweile
sehr gekappt sind – wäre, dass die Bezirke tatsächlich wieder mehr Mitspracherecht
auch im Bereich der Flächenwidmung haben.
Abschließend komme ich daher zu dem Schluss: Wir
haben einige Dezentralisierungsdebatten in der Vergangenheit gehabt. Ich hoffe,
mittlerweile ist allen klar geworden, dass die finanziellen Mittel bei den jetzigen
Aufgaben der Bezirke nicht ausreichen. Es wurde immer versichert, die
Bezirksmittelverordnung wird nicht geändert, bevor nicht diese
Evaluierungsstudie erstellt wurde, und jetzt kürzt die Wiener SPÖ den Bezirken
die Mittel.
Das ist abzulehnen. Wir werden dem nicht zustimmen. –
Danke. (Beifall bei den Grünen.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächste
zu Wort gelangt Frau Bezirksvorsteherin Reichard.
Bezirksvorsteherin Susanne
Reichard: Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Was hier auf der Tagesordnung
so nett ausschaut wie „Änderung der Bezirksmittelverordnung", das birgt
viel mehr in sich, als man auf den ersten Blick vermutet. Es ist wieder einmal
das ganze Thema: Wie gehe ich in dieser Stadt mit Bezirken um? Wie gehe ich mit
dem Thema der Bürgernähe um? Wie gehe ich mit unseren Bezirksbudgets um? Und
leider Gottes geht es um die Tatsache, dass unsere Bezirke nach wie vor hier
ausgehungert werden in der Stadt. (Beifall bei der ÖVP.)
Was sich aber zeigt, ist,
dass dieses Thema immer mehr zum Thema wird, und das zeigt sich auch daran,
dass immer mehr Bezirke hier im Gemeinderat das Wort ergreifen, was eigentlich
in der Vergangenheit nicht unbedingt üblich war. Das zeigt eigentlich
auch die Brisanz dieses Themas, und das zeigt, glaube ich, dass Sie, meine
Damen und Herren von der SPÖ-Seite, eigentlich auch erkennen sollten, dass das,
was wir hier von den Bezirken fordern, wünschen und anregen und an Kritik
einbringen, kein Gesudere ist, sondern eine wirkliche Notwendigkeit, die man
auch ernst nehmen müsste und akzeptieren sollte. (Beifall bei der ÖVP.)
Es wird Sie nicht verwundern, wenn ich jetzt sage,
die ÖVP wird diesen Antrag auf Änderung der Bezirksmittelverordnung ablehnen.
Wir werden ihn ablehnen, weil es eine reine Anlassgeschichte ist. Der Anlass
ist, dass die Friedhöfe herauskommen und damit jene Geldmittel, die für die
Friedhöfe in der Bezirksmittelverordnung vorgesehen waren, jetzt sozusagen auch
herausgenommen werden sollen. Anlass passiert komischerweise immer nur in eine
Richtung, Anlass passiert immer nur, wenn man den Bezirken Kompetenzen
wegnimmt, da nimmt man ihnen auch Geld weg. Dass ein Anlass gegeben gewesen
wäre, wenn neue Aufgaben, Kompetenzen und steigende Kosten da gewesen sind, das
habe ich leider noch nicht erlebt. Das ist ein reiner Anlass, daher werden wir
das ablehnen. (Beifall bei der ÖVP.)
Der zweite Grund, warum das einfach abzulehnen ist,
ist die Tatsache – und das ist ja bei meinen Vorrednern auch schon mehrmals
herübergekommen – dieses ganzen Systems, wie in dieser Stadt mit Bezirken, mit
Bezirkskompetenzen, mit Bezirksbudgetmitteln umgegangen wird. Das ganze System
ist faul, und dieses System ist kurz vor dem Kollabieren, denn so kann es auf
Dauer nicht weitergehen. (Beifall bei der
ÖVP.)
Es ist traurig, hier immer wieder
dieselbe Litanei vorbringen zu müssen, aber es ist immer wieder dieselbe
Litanei: Es sind steigend Kosten, es sind seit Jahren steigende Kosten, es sind
seit Einführung der Dezentralisierung die Mittel für die Bezirke nicht
gestiegen, es ist
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