Gemeinderat,
33. Sitzung vom 08.05.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 89
verbessern, wenn wir dort eine Alkoholverbotszone
einrichten würden. Das ist natürlich durch obrigkeitliche Maßnahmen möglich.
Das ist möglich, durch eine Art polizeiliche Verordnung, das wäre durch eine
Novellierung des Wiener Landes-Sicherheitsgesetzes möglich, aber das wäre
wahrscheinlich auch ohne jede Normenveränderung möglich, wenn man weiß, da gibt
es ein paar Lokale ... (GR Mag Thomas Reindl: Sie können auch
verbieten, dass die Menschen überhaupt in die Opernpassage gehen!) Herr
Kollege, da gibt ein paar Lokale unten, die Alkohol verkaufen. Das sind Mieter,
auf die die Stadt Wien über die Vertragsgestaltung Einfluss hat. Wenn ich das
wirklich möchte und wenn es mir ein politisches Anliegen ist, kann ich das
selbstverständlich leicht umsetzen, wenn ich allerdings nur den Anschein
erwecken möchte, Politik zu betreiben und in Wahrheit keine Politik betreibe,
dann wird mir das nicht gelingen. (GR Mag
Thomas Reindl: Applaus!)
Ein weiteres Beispiel, wo wir zu zögerlich sind und
wo es um kommunale Kriminalprävention geht, ist das Reinhaltegesetz. Wir haben
es erst vergangenes Jahr beschlossen mit ganz beträchtlichen Kompetenzen für
eine Stadtwache. Da haben wir jetzt diesen kommunalen Ordnungsdienst, wie wir
ihn übrigens anderswo auch haben. Wir haben ja mittlerweile sechs oder sieben
unterschiedliche Ordnungsdienste in dieser Stadt, geradezu einen
Ordnungsdienstfleckerlteppich, doch es fehlt halt auch wiederum an Mut und
Kraft, hier zu einer einheitlichen Stadtwache zu kommen, die natürlich viele
Synergieeffekte mit sich bringen würde. Wir haben ja jetzt schon die
Park-Sheriffs, wir haben ja jetzt schon die Weißkappler und die Blaukappler,
wir haben ja jetzt schon eine Rathauswache, die Sicherheitsdienste übernimmt,
wir haben ja jetzt schon U-Bahn-Aufsichtsorgane, und wir haben die Waste
Watcher (GR Dipl-Ing Roman Stiftner:
„Kehr-Force“!) und die „Kehr-Force". Wir müssten ja nur den
politischen Mut und die politische Kraft aufbringen, daraus eine schlagkräftige
Truppe zu formen.
All das, was dieses Reinhaltegesetz vorsieht, das wir
erst vor einem Jahr beschlossen haben, wird nur sehr unzulänglich kontrolliert
und vollzogen. Bei Verunreinigungen im öffentlichen Raum sind Geldstrafen von
bis zu 2 000 EUR vorgesehen. Die Organe des öffentlichen
Sicherheitsdienstes haben die Möglichkeit, Personen anzuhalten und
Strafverfügungen zu erlassen. Darüber hinaus gilt auch das Aufbringen von
färbenden Stoffen als strafbare Handlung, also die klassische
Graffiti-Schmiererei. Vollzogen wird dieses Gesetz – und das ist allein Aufgabe
der Stadt Wien – allerdings unzureichend. Wir haben viel zu wenige Personen,
die in diesem Bereich tätig sind, und das Gesetz wird viel zu wenig ernsthaft
wahrgenommen.
Es freut mich daher, dass wir in eine intensive
Debatte einsteigen beim Thema Graffiti und Schmierereien, und es freut mich
daher, dass unser Beschluss- und Resolutionsantrag zu den Schmieraktionen hier
mehrheitlich angenommen werden wird, also auch mit den Stimmen der
Sozialdemokratie, wenn es dabei bleibt, was ich gehört habe, sodass wir dann im
Ausschuss die Gelegenheit haben werden, ausführlich über die Problematik zu
reden.
Denn für kriminelle Handlungen gibt es immer einen
Nährboden, einen sozialen Nährboden, aber auch einen örtlichen, einen
räumlichen Nährboden. Wenn ich verwahrloste Gegenden habe – und Schmierereien
an Fassaden führen dazu, dass ganze Gegenden verwahrlosen –, dann steigt die
Wahrscheinlichkeit, dass dort strafbare Handlungen begangen werden. Wir müssen
daher alles in unserer Macht Stehende tun, um diesen Nährboden so stark
einzuschränken, wie das nur irgendwie möglich ist.
Zur kommunalen Kriminalprävention gehört daher
natürlich auch ... (GR Mag Thomas Reindl: Sind Sie nicht für mehr
Polizei auf der Straße?) Ja, ich bin sehr für mehr Polizei auf den Straßen.
(GR Mag Thomas Reindl: Wozu dann noch
Stadtwache?) Ich bin auch gerne mit Ihnen, Herr Kollege Reindl, dass ich
diese Forderung an die Bundespolizei erhebe – da habe ich ja überhaupt nichts
dagegen –, aber das eine tun und das andere nicht lassen. Ich bin hier
Gemeinderat in der Stadt Wien, und da sage ich, kümmern wir uns bitte auch um
den Vollzug unserer Landesgesetze und unserer ortspolizeilichen Verordnungen,
denn das ist unsere unmittelbare Aufgabe und Verpflichtung.
Wenn ich jetzt noch einmal auf die
Verwahrlosungstendenzen im öffentlichen Raum zu sprechen komme, so gehören auch
leerstehende Geschäftslokale dazu, da gehören auch tote Auslagen dazu, da
gehört Verunreinigung im öffentlichen Raum dazu. Damit dürfen wir uns nicht
abfinden. Da kann ich nicht sagen, der Bund ist schuld. Wir wollen mehr
Polizisten haben. (GR Mag Thomas Reindl:
Ändern Sie das Mietengesetz!) Das Mietengesetz, auf dieses Stichwort habe
ich ja schon gewartet. Wiederum eine herrliche Ausrede, wieder ist jemand
anderer schuld. Probieren wir doch einfach, was zu finden, probieren wir doch
einfach, darüber zu reden, wie wir es als Wiener schaffen, dass wir weniger
leerstehende Geschäftslokale haben und dass die Auslagen nicht so aussehen, wie
sie es tun. Es wäre nicht so wahnsinnig schwer.
Zuletzt erhebe ich noch eine Forderung, die auch sehr
einfach für uns umzusetzen wäre und die, glaube ich, sehr sinnvoll wäre und auch
einen sehr großen plakativen Effekt hätte, nämlich die Einführung eines
Sicherheitsstadtrates oder eines Innenstadtrates. Derzeit sind die
Sicherheitsagenden auf sehr viele Ressorts verteilt. Wir würden die Abteilungen
schlagkräftiger machen, wenn sie eine politische Führung hätten. Es könnte das
politische Anliegen stärker vertreten werden, als es bisher der Fall ist.
All diese Dinge verlangen wir in
unseren Anträgen. Ich habe hier einen Beschluss- und Resolutionsantrag
betreffend die Gewaltausbrüche von Jugendlichen in Wien und einen zweiten
betreffend Graffiti-Schmierereien. Ich lade Sie ein, beiden Anträgen
zuzustimmen und in aller Ruhe das Thema zu diskutieren, damit wir die
Wahrscheinlichkeit für mehr Sicherheit in
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