Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 91
Bundeshauptstadt
Wien): Guten Morgen, Herr Bürgermeister!
Sie haben davon gesprochen, dass Integration von
jungen Leuten in die Gesellschaft eventuell möglich ist. Eine Integration ist
aber erst dann möglich, wenn auch die nötigen Maßnahmen gesetzt werden, und ich
darf an dieser Stelle an unsere Forderung erinnern, dass Arbeitsinitiativen und
Arbeitsprojekte für diese jungen Leute gestartet werden sollen, die leider bis
heute nicht erfüllt worden sind, (Amtsf
StRin Mag Sonja Wehsely: Stimmt nicht!) und es auch keine Anzeichen dafür
gibt. (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely:
Stimmt nicht!)
Sehr geehrter Herr Bürgermeister, wir alle wissen,
dass der 15. Bezirk ein Bezirk ist, der auch, was Migranten betrifft,
einen sehr hohen Anteil, ja, den höchsten Anteil von Migranten in ganz Wien
hat, und es gibt dort durch die fehlende Integrationspolitik dieser Stadt
enorme, ungelöste Probleme auch auf diesem Gebiet. Ich darf auch an andere Probleme
erinnern - wir kriegen das auch immer in den Medien mit -, den Straßenstrich,
auch war im Gespräch, dass der Ganslwirt irgendwo in den 15. Bezirk
hinziehen soll. Und ich frage Sie, soll der 15. Bezirk der Hinterhofbezirk
der ungelösten Probleme dieser Stadt werden.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Liebe Frau Gemeinderätin!
Das würde jetzt eine sehr lange und sehr breite
Diskussion erfordern, das ist ja fast wie vorhin, als man den Kulturstadtrat
fragte, ob das alles war, was an Kultursachen gemacht wird. Ich will mich jetzt
nicht auf diese Frage dieses Wohnungslosen-Projektes im 15. Bezirk
fokussieren, denn das andere wäre eine sehr vielschichtige Sache, und da kann
ich nur sagen, natürlich hat kein Mensch ein Interesse daran, dass ein Bezirk
oder eine bestimmte Region in der Stadt verkommt.
Das tut sie ja auch nicht, denn was immer ich
gelegentlich an Äußerungen lese, die von Politikern gemacht werden - also nicht
eine Medienschelte, sondern das ist eine Äußerungskritik -, was es an
Slum-Bildungen in dieser Stadt gibt, dann muss ich sagen, der hat noch niemals
in seinem Leben tatsächlich Slums gesehen. Denn in all den Projekten, in all
den Städtevergleichen, in all dem, was auch international von dieser Stadt
wahrgenommen wird, kann ja davon überhaupt keine Rede sein.
Natürlich gibt es auch Fragestellungen, offene
Fragestellungen und Probleme, auch im 15. Bezirk. Ich bin von dem nicht so
weit weg, denn im Gegensatz zu Behauptungen der FPÖ wohne ich nicht in einer
Villa im 19. Bezirk, sondern im 16., also gleich im anrainenden Bezirk,
und kann Ihnen daher versichern, dass ich diese Dinge alle auch real erlebe,
anders, als ich es vielfach in der Zeitung lese, aber natürlich auch real
erlebe. Und da geht es natürlich schon darum, dass man bestimmte Projekte, wie
etwa auch im 15. Bezirk, über die Sechshauser Straße, die ja auch
kulturelle Projekte sind, tatsächlich beschleunigt. Beschleunigt, weil es eine
ziemliche Notwendigkeit ist, auch hier Signale an Investoren zu setzen, die
ihrerseits bereit sind, nicht zu spekulieren, denn Spekulanten gibt’s genug,
die da wären, die gibt’s genug, aber tatsächlich zu investieren, sodass es zu
jener vernünftigen Durchmischung kommt, die wir aus anderen Stadtteilen letztendlich
auch schon kennen, auch wenn die natürlich wiederum verdammt und kritisiert
werden.
Wofür ich mich hier einsetzen werde, ist, all jene
Projekte zu fördern, die vernünftigerweise gerade vom 15. Bezirk auch
ausgegangen sind, oder die man beabsichtigt, dort zu implementieren. Das wird
die Entwicklung mit Sicherheit wesentlich mehr beschleunigen, als es in der
Vergangenheit der Fall war, denn das halte ich dort auch für eine Verbesserung
des Klimas des Zusammenlebens für unerlässlich.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke, Herr Bürgermeister. Die 4. Zusatzfrage
wird gestellt vom GR Mag Kowarik. Bitte schön.
GR Mag Dietbert Kowarik (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Ja, Herr Bürgermeister, in dem Zusammenhang darf
ich nur ganz kurz noch darauf hinweisen, weil Sie über Projekte im
15. Bezirk gesprochen haben. Randbemerkung: Wir haben schon Jahrzehnte
lang hindurch gefordert, dass der Westbahnhof wirklich groß überbaut wird,
beziehungsweise großzügig entwickelt wird, hier ergäbe sich ein Potenzial, das
auch in Ihrem Sinne ist.
Nun aber zu meiner nächsten Frage: Sie haben gesagt,
den Menschen muss man helfen. Da haben sie schon recht, natürlich muss man
jemandem helfen, der der Hilfe bedarf. Nur ist es oftmals so, dass Hilfe gar
nicht angenommen wird. Und wenn sie mit den Anrainern dort sprechen, das ist
nicht so, wie die Grünen vielleicht
glauben, dass es ist, sondern die leiden wirklich dort. Die Anrainer leiden
tagtäglich unter Lärmprovokation, wir haben dort Rückmeldungen per E-Mail, per
Telefon. Es wurde vom Fonds Soziales Wien und auch von der Stadt Wien
verlautbart, kolportiert, dass nach sechs Monaten eine Überprüfung stattfinden
soll. Ich frage Sie, ob Sie sich angesichts dieser Zustände, die dadurch
gekennzeichnet sind, dass sich die Punks wirklich an keine Regeln halten und
offensichtlich überhaupt nicht kooperationsbereit sind, für eine Absiedlung
dieses Projektes dort aussprechen können.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Erstens einmal nur auf
Ihre Vorbemerkung, die Sie hier gestellt haben: Was den Westbahnhof betrifft,
können Sie ja stolz sein, da haben Sie sich ja durchgesetzt. Mit der Errichtung
des Hauptbahnhofes gibt es natürlich auch Redimensionierungen des
Westbahnhofes. Es geht sich das Projekt der ÖBB aus über den Neubau des
Westbahnhofes, und daraus resultieren dann natürlich die entsprechenden
Flächennutzungen, was zweifelsohne auch einen nachvollziehbaren Vorteil hat,
denn diese Barriere, diese Trennung, die mitten durch den 15. Bezirk geht,
wird dann auch weitgehend aufgehoben, und das ist sicherlich auch für die
Bezirksentwicklung und für diese Regionalentwicklung von besonderer Bedeutung,
die auch in einem solchen Themenzusammenhang steht, wie wir ihn jetzt
diskutiert haben. Das steht außer jedem Zweifel, und es
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular