Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 74 von 91
beschreiben. Etwas so Grausiges hat es in der Stadt
zumindest in den letzten 50 Jahren nicht gegeben." (Beifall bei
den GRÜNEN.)
Es ist traurig, aber wahr, glaube ich, in Anbetracht
dieser vielen Aspekte der Sache, also einerseits der mangelnden Gestaltqualität
an einem der wirklich prominentesten Plätze der Stadt, in unmittelbarer Nähe
des Wahrzeichens Riesenrad, und dann der enormen finanziellen Mittel, die schon
bereitgestellt wurden. Überhaupt sind, wenn man das seit Juni 2003
zusammenrechnet, also seit der Auftragsvergabe an Herrn Mongon, die schon
beschlossenen Mittel bis 2012 insgesamt rund 40 Millionen EUR plus
Bestandentgelte. Das sind - umgerechnet für die, die sich mit dem Euro noch
nicht so leicht tun - 560 Millionen Schilling! Wenn man sich die
Gegenleistung anschaut, steht das in keinem Verhältnis zueinander.
Die Frage, die auch zu beantworten sein wird, ist:
Wer ist für das Ganze verantwortlich? - Ich halte es für falsch, jetzt dem
Unternehmen Explore 5D, das offensichtlich nicht in der Lage war, dieses
Projekt zu managen, den Schwarzen Peter zuzuschieben. Für mich sind eindeutig
Sie, Frau Vizebürgermeisterin, dafür verantwortlich, dass dieses nicht
befähigte Unternehmen den Auftrag bekommen hat, jetzt offensichtlich in alle
Windesrichtungen zerstreut ist und noch dazu kleine Unternehmen, die sich
wirklich bemüht haben, dieses Projekt rechtzeitig fertigzustellen, dafür büßen
müssen.
Ich erwarte mir Aufklärung - keine Vertuschung, keine
Schuldzuweisungen! Sie haben mir ja schon mit Klagen gedroht. Ich wurde letzte
Woche oder vor ein paar Tagen, als ich die Fotos von den abmontierten Türen
gemacht habe, von Leuten der Riesenradplatz ErrichtungsGmbH aufgefordert, das
Gebiet dort zu verlassen. Man hat gesagt, es wäre mir verboten, Fotos zu machen.
Ich habe gesagt: So weit kommt's noch, dass man von diesem neuen Wahrzeichen
keine Fotos machen darf! (Heiterkeit bei den GRÜNEN.)
Irgendwie ist also der Realitätssinn dafür abhanden
gekommen. Umso mehr hoffe ich, dass es Aufklärung gibt und dass die Verantwortlichen
Stellung beziehen und diejenigen, die jetzt unter diesem Missmanagement zu
leiden haben, nicht im Stich lassen. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN und
der ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke für die Begründung. - Zur Beantwortung der Dringlichen
Anfrage hat sich die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Bildung,
Jugend, Information und Sport zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr. - Bitte,
Frau Vizebürgermeister.
VBgmin Grete Laska:
Sehr geehrte Damen und Herren!
Bevor ich auf die einzelnen Fragen dieser Dringlichen
Anfrage eingehe, darf ich zwei Vorbemerkungen machen.
Zum einen: Ich bin sehr froh, Frau Gretner, dass
diese Dringliche Anfrage die Möglichkeit gibt, auf Basis der Öffentlichkeit
dieser Sitzung, aber auch des stenographischen Protokolls, das von unseren
Sitzungen angefertigt wird, authentische Aussagen Ihrerseits zu haben. Denn die
Interpretationen in Zeitungen lassen immer wieder andere Interpretationen,
Schlüsse und Darstellungen zu. Aber heute und hier haben Sie endlich sozusagen
alles genau auf den Punkt gebracht, und das ist dienlich.
Zum Zweiten möchte ich, bevor ich auf die einzelnen
Punkte der Dringlichen Anfrage eingehe, einleitend ein bisschen in Erinnerung
rufen, was bisher die einzelnen Schritte waren. Das klärt teilweise auch die
Fragestellungen, bezieht sich aber dann auch wieder darauf, dass alle hier im
Saal wissen, wie die einzelnen Schritte waren und wo der Unterschied zwischen
politischen Entscheidungen und der Umsetzung danach zu sehen ist.
Erstens: Im Anschluss an die wichtigen Entscheidungen
der Stadt zum Messeneubau und zur Verlängerung der U2 in den 2. und
22. Bezirk hat die Stadtplanung im Oktober 2002 einen Ideenfindungsprozess
für den Prater gestartet. Gefragt waren unter anderem Konzepte zum Gesamtareal
Prater, zum Wurstelprater oder zu einzelnen Teilbereichen. Die Konzepte konnten
architektonischer Natur sein - hier war die Attraktivierung der Zugänge und des
Erscheinungsbildes gefragt -, kultureller Natur, gastronomischer oder wirtschaftlicher
Natur. Dabei sollten vorgesehene Umsetzungsschritte und Machbarkeit
nachvollziehbar dargestellt und mögliche Umsetzungsdaten genannt werden.
75 Projekte wurden damals eingereicht, geprüft und
bewertet. An mehrere TeilnehmerInnen, unter anderem Explore 5D, wurden
Anerkennungspreise vergeben, und Imageinvest hat auf Basis eines allumfassenden
Projektes den Auftrag zur Erstellung einer Gesamtplanung erhalten.
Zweitens: Die Stadt Wien Marketing und Prater Service
GesmbH erhielt vom Wiener Gemeinderat den Auftrag, die Weiterentwicklung des
Praters gemeinsam mit den PraterunternehmerInnen voranzutreiben und allenfalls
entlang der Gesamtplanung einzelne TeilnehmerInnen des Ideenfindungsprozesses
mit einzubeziehen. Viele strukturelle, organisatorische und inhaltliche
Umsetzungsschritte sind gefolgt. Viele von Ihnen, die in der letzten Zeit - in
den letzten Jahren, muss man sagen - im Wurstelprater waren und ihn nicht nur
von außen kommentiert haben, haben das auch in allen Details sehen können.
Punkt 3: Auf Basis der Gesamtplanung wurde am
29. November 2006 im Gemeinderatsausschuss Bildung, Jugend, Information
und Sport und in weiterer Folge im Gemeinderat mit den Stimmen von SPÖ, ÖVP und
Freiheitlichen, also auf breiter politischer Basis, das Projekt Riesenradplatz
beschlossen. Inhaltliche Vorgaben für das Projekt waren die Attraktivierung des
Eingangsbereiches beim Riesenrad, das Implementieren von Service- und
Sanitäreinrichtungen, kleine Shops, ganzjährige Wien-typische Gastronomie und
neue Attraktionen, die zur Aufwertung des Praters und zu erhöhtem
BesucherInneninteresse führen sollten.
In finanzieller Hinsicht stellte
die Stadt Wien 15 Millionen EUR zur Verfügung. Das sind rund
40 Prozent der Gesamtprojektkosten, wobei in diesen
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