Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 83 von 91
gekündigt worden, wie uns das immer vorgeworfen
wurde! Die GRÜNEN sind immer da gestanden und haben gesagt, dass wir nicht mit
den Praterunternehmern reden, dass wir das Ganze nicht gemeinsam mit den
Unternehmern machen, sondern einfach immer nur drüberfahren. Das war immer der
Vorwurf der GRÜNEN an uns. (Heiterkeit und Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) Ich
kann mich ganz genau erinnern. Das ist seit Jahren ein Vorwurf der GRÜNEN an
uns!
Jetzt findet hier auf dem Riesenradplatz ein Projekt
gemeinsam mit den Unternehmern des Riesenradplatzes statt. Diese sind uns dort
alle wieder untergekommen und haben ihre Ideen, Investitionen und Konzepte
umgesetzt. Sie aber stellen sich heraus und besudeln dieses Projekt und damit
auch gleich die Unternehmer, im Zusammenhang mit welchen Sie uns immer
vorgeworfen haben, dass wir nichts mit ihnen gemeinsam tun! Das ist überhaupt
nur mehr grotesk! Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen! Als ich die
Zeitung aufgeschlagen habe, stand da: Kollegin Gretner sagt, dass es einen
Baustopp bei der riesigen Baustelle auf dem Riesenradplatz gibt. Da habe ich mir
gedacht: Irgendetwas ist da aus dem Zusammenhang gerissen. (GRin Dipl-Ing
Sabine Gretner: Das stimmt! Das war die Wahrheit!) Da war die Rede von „der
großen Baustelle auf dem Riesenradplatz“, und ich habe mir gedacht: Irgendetwas
verstehe ich jetzt nicht. Ich war gestern auf dem Riesenradplatz auf dieser
angeblich riesengroßen Baustelle. Ich bin dort hingekommen und habe rechts
einen Kiosk mit einem Informationsstand gefunden, wo ich mir den neuen Plan
geholt habe. Links ist ein Shop für Fan-Artikel. Die Betreiber sind ja auch
nicht blöd und versuchen natürlich, im Hinblick auf die EURO auch ein bisschen
Fan-Artikel zu verkaufen.
Ich bin dann weiter gegangen und habe den
Souvenirshop entdeckt, den ich auch schon aus der Presseaussendung kenne.
Weiters ist dort ein gastronomischer Betrieb, und daneben ist eine
Toilettenanlage und so weiter und so fort. Keine Rede kann jedoch von „der
großen Baustelle“ und davon sein, dass der Riesenradplatz nicht fertig ist.
Das Einzige, was dort nicht fertig ist – davon haben
Sie uns vorhin auch Fotos gezeigt –, ist die Diskothek und der hintere
Teil der Diskothek bei der Ausstellungsstraße. Schau einmal an! So eine
Frechheit! Das ist noch nicht fertig! Komisch! Warum ist das noch nicht fertig?
Woran könnte das liegen? – Schon voriges Jahr war in der
Rathauskorrespondenz darüber zu lesen. Das haben Sie auch bei Ihren Unterlagen,
das habe ich vorher gesehen. Schon bei der Präsentation wurde in Bezug auf die
Projekte darüber informiert, wann sie eröffnen, und da konnte man auch
erfahren, dass die Diskothek plant, im Oktober 2008 zu eröffnen. Das ist keine
„gefakte“ Rathauskorrespondenz! Das war dort wirklich zu lesen! (GRin
Dipl-Ing Sabine Gretner: Das habe ich immer auch gesagt!)
Sie kritisieren jetzt, dass das noch nicht fertig
ist, obwohl es geheißen hat, dass die Eröffnung im Oktober 2008 stattfindet.
Gerade das werfe ich Ihnen vor: Warum regen Sie sich darüber auf, wenn doch
bekannt war, dass die Diskothek noch nicht fertig sein wird? (Zwischenrufe
bei den GRÜNEN.)
Ach so, doch nicht! Entschuldigung! Dann habe ich
alles falsch verstanden! Es gibt überhaupt keinen Vorwurf! Das war alles ein
Missverständnis! Der Riesenradplatz ist also doch in Ordnung?! Schau einmal an!
Kommen wir nun zu dem Fragenkomplex der wirtschaftlichen
Verantwortung und zu der Frage: Sind Sie sich Ihrer persönlichen Verantwortung
bewusst? Das ist eigentlich die Frage, ob Sie sich nämlich Ihrer ganz
persönlichen Verantwortung in Ihrer Funktion als Gemeinderätin bewusst sind,
wie Aussagen, die Sie treffen, unter Umständen bewertet werden können.
Vielleicht war es Ihnen bis jetzt noch nicht klar, dass Sie durchaus sehr stark
wahrgenommen werden. Dazu gratuliere ich Ihnen! Sie tragen damit aber auch
Verantwortung. Sie können nicht einfach vom Tisch wischen, dass Sie von einem
Skandal geredet und behauptet haben, dass die Baukosten um 50 Prozent
überschritten wurden. Ich habe Ihre Presseaussendung da. Da sprechen Sie von
Konkursen, die kommen werden, und von vielem anderen mehr.
Das trägt natürlich zu einer Verunsicherung bei den
Investoren, bei den Projektpartnern und bei den dortigen Unternehmungen bei!
Und das ist mit Sicherheit auch nicht gut für die restlichen Projekte, die es
nicht nur auf dem Riesenradplatz, sondern im Prater überhaupt geben soll!
Über die Geschmacksfrage lässt sich natürlich
streiten, und über die Frage, ob das Architektur ist oder nicht, haben wir hier
schon oft diskutiert. Ich will es noch einmal ausdrücken. Es geht diesfalls
nicht um Architektur, darum geht es überhaupt nicht. Niemand will, dass jemand
in den Prater kommt, sich auf den Riesenradplatz stellt und sagt: Schau dir
diese wunderbare Architektur an! Das muss von dem tollen Architekten sein, ich
weiß nicht mehr genau, wie er geheißen hat. (GR Mag Alexander Neuhuber: Wäre
das schlecht?) – Niemand will, dass dieser Besucher die tolle
Architektur bewundert, vielleicht fotografiert und dann wieder geht. Das will
niemand. Es geht dort nicht um Architektur, sondern es geht um Entertainment,
es geht um einen Vergnügungspark, es geht darum, Geschichten zu erzählen,
Märchen zu erzählen. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Es geht um Kitsch!)
Das darf auch kitschig sein, auch Kitsch ist eine Geschichte. Manche mögen
Kitsch. Manche gehen und kaufen sich unheimlich viele Nippes-Sachen und stellen
sie daheim ins Regal, weil sie das so toll finden. (GR Dipl-Ing Martin
Margulies: Dafür geben wir 30 Millionen EUR aus! Das ist das große
Problem!)
Manche finden das sogar so toll,
dass sie genau deswegen in den Prater kommen, um in diese Geschichten
einzutauchen. Vielleicht lassen wir einmal einen jener Unternehmer zu Wort
kommen, der auf dem Riesenradplatz sein Unternehmen hat und zum Beispiel
Folgendes schreibt: „Erste Erfolge zeigen sich schon jetzt. Seit der Eröffnung
des Riesenradplatzes können wir im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von
30 Prozent an BesucherInnen verzeichnen.“ Das kann doch nicht so übel
sein, oder!?
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