Gemeinderat,
35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 126
dass man das zur Kenntnis nimmt, zu Recht, dass man den Menschen vermittelt, verstanden zu haben, wie es ihnen geht, was sie so beschäftigt und welche Sorgen sie haben. Und von all dem war in Ihrer Rede leider, Frau Stadträtin, überhaupt nichts zu merken und überhaupt nichts zu spüren!
Es ist nicht das erste Mal, dass ich von hier aus auf
diese Probleme Bezug nehme. Wir wissen alle, was es ist. Es ist zum einen der
Klimawandel und die aufkommende Energiekrise. Für diejenigen von Ihnen, die das
vielleicht auch nicht registriert haben: Gerade vor wenigen Tagen hat Gazprom
angekündigt, dass der Gaspreis im nächsten Winter um 60 Prozent steigen
wird. Also wir haben mit einer weiteren 60-prozentigen Steigerung des
Gaspreises zu rechnen.
Die Spritpreise insgesamt beschäftigen uns seit
Monaten und unabhängig jetzt davon, welche Maßnahmen ergriffen werden oder auch
nicht, wissen alle, dass wir im nächsten Winter mit weiteren Preissteigerungen
zu rechnen haben werden. Die Menschen kämpfen mit der Teuerung der Wohnkosten -
im Übrigen ist in Wien ein Teil davon selbstverschuldet, darauf werde ich noch
zu reden kommen - und mit der Steigerung der Lebensmittelkosten. Auch das ist
im Übrigen etwas, das von Ihnen zu keinem Zeitpunkt erwähnt worden ist. Also
man hat den Eindruck, es ist in dieser Stadt alles wunderbar, es ist alles toll
und die Menschen haben überhaupt kein Problem. Der Ölpreis ist nicht gestiegen,
Gas wird nicht teurer, Lebensmittel werden nicht teurer. Es ist nicht so, dass
tausende, -zigtausende junge Familien bis zum Monatsende nicht wissen, ob sie
mit dem Geld auskommen werden oder nicht. Also das alles wird irgendwie
ausgeklammert und auf das wird nicht Bezug genommen.
Ja, Frau Stadträtin, und in diesem letzten Jahr ist
die Armut weiter gestiegen. Die Kluft zwischen Arm und Reich in dieser Stadt ist
weit auseinander gegangen und wir wissen auch, dass die aufkommende
Energiekrise ein Wachstumsdämpfer sein wird. Sie haben den „Kurier“ zitiert,
Sie haben Herrn Prof Aiginger zitiert. Ich kann sagen: Ja, ich zitiere ihn
auch und er hat nicht nur in einem, sondern in mehreren Interviews gesagt, wir
können vorläufig damit zufrieden sein, dass wir in Österreich und auch in Wien
noch nichts von der weltweiten Wirtschaftskrise, die aufkommt, gespürt haben.
Aber lange wird es nicht so bleiben. Die Prognosen sind für die nächsten Jahre
nicht rosig. Wie gesagt, wir wissen, dass sich die Energiekrise als großer
Wachstumsdämpfer auswirken wird.
Ja, und wenn ich jetzt schon dabei bin, die zwei
großen Problembereiche, wenn Sie so wollen, zu skizzieren, das eine ist die
allgemeine Teuerungsrate, das Zweite die aufkommende Energiekrise, so möchte
ich dann auch noch kurz auf das Dritte zu sprechen kommen, die Migration. Denn
wie wir alle wissen, sind genau diese drei Bereiche kommunizierende Gefäße und
das heißt, wenn wir denken und wenn wir darüber nachdenken, was wir in den
nächsten Jahren machen können und was auf uns zukommt, welche Politik für diese
Stadt vielleicht die angebrachteste wäre, dann sollten wir das auch nicht aus
den Augen verlieren, vor allem und insbesondere in einer Stadt wie Wien, in der
bereits jeder Dritte, jede Dritte einen Migrationshintergrund hat laut ÖSTAT.
Ja, und damit möchte ich mich eigentlich auch nicht
allzu lange aufhalten. Ich möchte ein paar Dinge herausgreifen und einfach
sagen, was mir gefehlt hat, was mir im letzten Jahr gefehlt hat und was ich
sehr hoffe, in den nächsten Jahren zumindest einmal als Schwenk in der Politik
dieser Stadt zu erleben.
Ich fange mit der Energiekrise an. Ich glaube, es
liegt auf der Hand, wenn die Energiepreise immer höher werden und wenn das die
Menschen in Wien so stark betrifft, dann ist das Erste und das Einfachste, was
eine Stadt machen kann, erstens einmal ein Effizienzprogramm auf die Beine zu
stellen, das den Namen verdient. Das heißt zunächst, jede Wienerin und jeden
Wiener zu erreichen und mit sehr simplen Maßnahmen zu bewirken, dass die
Menschen einmal lernen, wie kann ich im eigenen Haushalt Energie sparen, wie
kann ich unnötige Kosten vermeiden, wie kann ich es schaffen, dass ich
mindestens 200 EUR im Jahr irgendwie nicht den Energiekonzernen schenke,
nicht nach Russland exportiere oder in die Nahostländer, sondern wie kann ich
es schaffen, dass sie in meiner eigenen Tasche bleiben, sodass ich sie für
meine eigene Familie zur Verfügung habe? Und nebenbei, wir wissen alle, dass
ein gutes Effizienzprogramm in Wien schon eine wichtige Maßnahme wäre, also das
setze ich jetzt fast voraus, einfach nur Glühbirnen gegen Energiesparlampen
austauschen, Geräte nicht Stand by laufen lassen und vieles mehr. Das würde
bedeuten, dass die Stadt, wenn das in jedem Haushalt angewendet wird, auch
tatsächlich massiv ihren Energieverbrauch senken und reduzieren kann. Nein,
davon ist weit und breit nicht die Rede, Frau Stadträtin! Im vergangenen Jahr
haben die GRÜNEN hier sehr wohl beantragt, mit einem solchen Programm sämtliche
Wiener Haushalte offensiv sozusagen zu erreichen, von Haus zu Haus zu gehen,
EnergiesparberaterInnen zu den Menschen zu schicken, dementsprechend Menschen
dafür auch auszubilden. Diese Anträge sind bedauerlicherweise abgelehnt worden.
Etwas anderes, was diese Stadt
hätte machen können und was seitens der GRÜNEN von hier aus auch schon
beantragt worden ist, ist, den Neubau in dieser Stadt, vor allem den
geförderten Neubau aus Mitteln der Stadt Wien nur mehr in
Niedrigenergiebauweise oder in Passivhaus-Architektur stattfinden zu lassen.
Auch hier hätte man die Möglichkeit, entsprechend Entscheidungen zu treffen. In
Vorarlberg beispielsweise ist es jetzt schon länger so, dass gemeinnützige Wohnbauträger,
so sie eine Landesförderung erhalten, nur mehr in Passivbauweise die Häuser
errichten müssen. Gerade im Bereich des Wohnbaues hätten wir zumindest diesmal
in die Zukunft gedacht und die Möglichkeit, massive Einsparungen zu erreichen
und zwar sowohl für die Stadt als auch für die Menschen, die diese Häuser
bewohnen werden. Wir wissen alle, dass es heute möglich ist, so zu
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