Gemeinderat,
35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 126
bauen, dass die Menschen in diesen Häusern de facto während des gesamten Winters kaum heizen müssen und in den Sommern, die kommen werden und die viel heißer sein werden als gerade jetzt dieser aktuelle, gestern, vorgestern, heute, auch nicht kühlen müssen.
Was tun wir? Wir sitzen hier und warten. Wir warten
ab. Ich frage mich, wieso warten wir ab und auf wen oder was warten wir? Denn
gerade hier zu investieren, ist nicht nur eine Investition für die Zukunft, es
ist auch eine Ankurbelung für die Wirtschaft, es würde auch mehr Arbeitsplätze
mit sich bringen, also alles Dinge, von denen man weiß und sie liegen auf der
Hand, dass sie die richtigen sind. Und ich weiß, dass Sie mir dann antworten
werden: Das gibt es alles schon. Ja, vereinzelt gibt es das, aber ist es nicht
längst an der Zeit, dass wir uns von einzelnen Vorzeigeprojekten verabschieden
und beschließen, dass so etwas für alle Neubauten Standard sein muss und dass
es in dieser Stadt nicht möglich und nicht denkbar ist, dass etwas ab einem
Stichdatum neu errichtet wird, das nicht so gewählt ist und dass man als
künftiger Bewohner oder als Hauseigentümer durchaus auch davon profitieren
kann, wenn, wie gesagt, die Bauweise die richtige ist.
Und ein dritter Bereich: Ausbau der öffentlichen
Verkehrsmittel. Bei steigenden Spritpreisen ist es ebenfalls klar, dass immer
mehr Menschen in den nächsten Jahren auch ein gutes Motiv haben werden, das
Auto zu Hause stehen zu lassen und auf die öffentlichen Verkehrsmittel
umzusteigen. Und nach wie vor ist es so, dass die Verbindungen im Umland
schlecht sind und dass ein Großteil der Pendlerinnen und Pendler, die
tagtäglich nach Wien hereinpendeln und abends hinauspendeln, auf das Auto angewiesen
sind. 200 000 Autos täglich pendeln nach Wien hinein (GR Mag Thomas
Reindl: Das ist ja Niederösterreich!) und abends hinaus. Ist es oder ist es
nicht an der Zeit, dass man sich hier mit Niederösterreich zusammensetzt, dass
man ein gutes Regionalausbaukonzept ... (GR Mag Thomas Reindl: Das geht
Niederösterreich an!) Das macht ... (GR Mag Thomas Reindl: Dafür
ist Niederösterreich zuständig!) Mich interessiert nicht, was
Niederösterreich dafür macht. Sitze ich im Niederösterreichischen Landtag oder
im Wiener Landtag?
Ich spreche darüber, was Wien dafür macht und sagen
Sie mir, was Sie in diesem Bereich gemacht haben! Sagen Sie mir, welche
Initiativen von Ihnen ausgegangen sind, die von Niederösterreich abgelehnt
worden sind! Sie haben die Möglichkeit hinterher, wenn Sie sich zum Wort
melden, mir das alles zu erklären. Ich sage Ihnen: Nichts! Sie verstecken sich
hinter Niederösterreich und Niederösterreich versteckt sich hinter Wien und
die Menschen bleiben regelrecht auf der Strecke! (GR Mag Thomas Reindl:
Machen Sie Vorschläge! Keinen einzigen Vorschlag gibt es bisher von den
GRÜNEN!)
Die Verbindungen ins Umland sind schlecht, sie werden
nicht besser und nebenbei, die Tangentialverbindungen sind in Wien auch sehr
schlecht und werden immer schlechter. Wir wissen alle, dass es in dieser Stadt
relativ gut möglich ist, relativ rasch von der Peripherie ins Zentrum zu
fahren, aber wenn man die Stadt sozusagen tangential queren möchte, dann gibt
es durchaus, na sage ich einmal, Verbesserungspotenzial, großes Verbesserungspotenzial,
würde ich meinen. (Aufregung bei GR Mag Thomas Reindl.)
Und was macht die Sozialdemokratie? Anstatt in diesen
Bereich zu investieren, anstatt hier dafür zu sorgen, dass die öffentlichen
Verkehrsanbindungen besser werden und zwar auf einem Niveau, das tatsächlich
für die Menschen eine Alternative zum Auto bieten würden – nein, stattdessen
brauchen wir beispielsweise den 21er nicht. Also wir sparen eine
Straßenbahnlinie ein und ich muss auch mit Bedauern feststellen, dass hier in
dieser Stadt offensichtlich einmal mehr die Meinung der Bürgerinnen und Bürger
nicht zählt. Denn wenn wir 8 000 Unterschriften vorlegen, die
innerhalb von drei Wochen gesammelt worden sind, wenn dann die
Bezirksvertretung beschließt, es soll eine BürgerInnenbefragung im
2. Bezirk geben und wenn dann, wenige Wochen danach, diese plötzlich
wieder abgeblasen wird, was sollen wir uns daraus für einen Reim machen? Was
ist das für eine Art von Politik? Was ist das für eine Art von Umgang mit den
Bürgerinnen und Bürgern eines Bezirks? Und was glauben Sie allen Ernstes, was
Sie bei den nächsten Wahlen davon noch haben werden? Glauben Sie wirklich, dass
jene 8 000 Menschen, die unterschrieben haben, und die vielen, vielen mehr
- in der Josefstadt sag’ ich jetzt - in der Leopoldstadt, die den 21er durchaus
brauchen, dass sie das vergessen werden? Glauben Sie, dass sie sich nicht
merken werden, dass eine Möglichkeit, die sie gehabt hätten, einmal zu Wort zu
kommen und zu sagen, wie sie die Angelegenheit sehen, jetzt abgedreht worden
ist?
An dieser Stelle muss ich sagen, liebe Kolleginnen
und Kollegen von der ÖVP, ich verstehe auch die Haltung Ihrer Fraktion nicht.
Mir ist es absolut schleierhaft, wie es sein konnte, zunächst na logischerweise
zuzustimmen, dass es eine Befragung geben soll und dann als Oppositionspartei
umzufallen und mit der SPÖ mitzustimmen, dass diese Befragung nicht stattfinden
soll. Also das ist, wie gesagt, mir nicht klar, aber vielleicht kann uns das
jemand von Ihnen irgendwie schlüssig erklären.
Es gäbe vieles mehr, was diese
Stadt machen könnte, gerade im Bereich der Energiepolitik. Nach wie vor gibt es
in Wien Tausende von Dächern, die für Fotovoltaikanlagen genutzt werden
könnten, um Solarenergie zu nutzen und auch hier fehlt jene Offensive in dem
Bereich, jene Investitionen, die tatsächlich ... (GR Mag Thomas Reindl:
Wie viel muss investiert werden?) Wie bitte? (GR Mag Thomas Reindl: Wie
viel muss investiert werden für eine Solaranlage?) Es geht mir nicht darum,
wie viel investiert werden muss, Kollege. Und es geht mir auch nicht darum zu
behaupten hier, dass die Stadt Wien (GR Mag Thomas Reindl: Wie viel muss für
eine Solaranlage investiert werden?) nicht sehr wohl ein Programm hätte,
mit dem hier solche Anlagen gefördert werden. Meine Kritik zielt darauf ab zu
sagen ... (GR Mag Thomas Reindl: Eben, wir haben ja eine!) Das weiß
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