Gemeinderat,
35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 126
8,6 Millionen EUR! Ich glaube, da sieht man
die Relationen, meine Damen und Herren, wo Geld hingeht, wo es nachhaltig
verwendet wird - und wo es ganz einfach populistisch verwendet wird! (Beifall
bei der ÖVP.)
Aber weiter noch: Die Wirtschaftsförderung ist im
Ansatz mit 80 Millionen EUR geplant gewesen, meine Damen und Herren,
aber es sind nur 62 Millionen EUR ausgegeben worden. Wenn ich nämlich
- wie vom Kollegen Margulies schon erwähnt - die 33 Millionen EUR
abziehe, die in die Rücklage der Parkometerabgabe gegangen sind, dann sind
konkret 62 Millionen EUR für die klassische Wirtschaftsförderung
aufgestellt worden. Wo sind die großen Minusbeträge? - Bei den laufenden
Transferzahlungen, sprich, bei den Zuschüssen für die Klein- und
Mittelbetriebe, gibt es ein Minus von 7 Millionen EUR. Bei den
Kapitaltransfers - sozusagen jenen Bereichen, wo investiert wird - gibt es ebenfalls
einen Rückgang, und zwar von 4,26 Millionen EUR. Das heißt, eigentlich hat
diese klassische Förderung nicht voll gegriffen - um nicht andere Worte zu
gebrauchen!
Meine Damen und Herren! Es ist heute auch schon
erwähnt worden, wie es um die Betriebsansiedlungen steht. Natürlich gibt es
einen Wettbewerb, hätte ich gerade gesagt, was der WWFF bringt und was die ABA
bringt, und es ist heute hier bereits ausgeführt worden. Tatsache ist, es ist
wichtig, dass wir die Ansiedlungen bekommen. Aber ich glaube, es würde auch
mehr, wesentlich mehr Anstrengungen der Wiener Institutionen brauchen, um das
zu fördern. Wir haben in der letzten Zeit leider keine großen Ansiedlungen
gehabt.
Wie sieht es mit dem Flugfeld Aspern aus? Wo sind
denn dort wirklich die zukunftsträchtigen Firmen, die sich bei uns anstellen
und in einer gewissen Linie zu uns kommen werden? Wo sind auch die neuen Ideen
nach dem Bio-Center oder nach der Kreativwirtschaft? Wie sieht es zum Beispiel
damit aus? Da könnten wir einiges tun, nehmen wir an, bei der Filmwirtschaft,
ihr hier unter die Arme greifen, wie es eben andere Bundesländer tun. Mit jenem
Geld - und ich sage es bewusst noch einmal -, mit jenem Geld, das die
Wirtschaft vor allem einseitig mehr in die Wiener Kassen hineinfließen lässt!
Meine Damen und Herren! Ein weiterer Punkt: Es ist
zwar richtig, dass es ein ausgeglichener Rechnungsabschluss ist, man muss aber
auch Folgendes beachten: Es wurden auch die Schulden, wie wir gehört haben,
formal um 80 Millionen EUR reduziert, das stimmt schon. Wenn man aber
davon ausgeht, dass der Gesamtstand der Rücklagen sich um
150 Millionen EUR reduziert hat, muss man sehen, dass in der Bilanz
eines ordentlichen Kaufmanns eigentlich 70 Millionen EUR dagegen
stehen, sprich, 70 Millionen EUR eigentlich mehr oder, in dem Fall,
weniger Vermögen, als vorher vorhanden ist. Das heißt, es ist ein
ausgeglichener Rechnungsabschluss dadurch entstanden beziehungsweise gemacht
worden, dass an der Rücklagenschraube gedreht wurde und die Rücklagen
zurückgegangen sind. Nur sieht man das nicht so genau.
Kollege Ekkamp, ein Vorschlag zur Transparenz des
Rechnungsabschlusses: Es passiert in diesem Haus immer wieder Folgendes: Man
nimmt den Rechnungsabschluss und die Zahlen - wie es hier im Gemeinderat
beschlossen wird -, und man nimmt die Zahlen der ausgegliederten
Unternehmungen, der Wien Holding, der Stadtwerke und so weiter. Wenn es einem
passt, dass man es zusammenrechnet, dann rechnet man es ganz einfach zusammen;
wenn es einem nicht passt, dann dividiert man es eben auseinander. Diese
Rechnung kann ja nicht stimmen!
Wenn ich also zum Beispiel bei den Schulden - wie uns
die Frau Vizebürgermeister heute erklärt hat - die Pro-Kopf-Verschuldung
anspreche und nur das nehme, was hier beschlossen wird, aber nicht jene
Schulden nehme, die, nehmen wir an, die Wiener Unternehmungen wie zum Beispiel
Wiener Wohnen haben, dann schaut die Welt schon wieder anders aus, wenn ich sie
in dem Fall auf der anderen Seite nicht auch wieder vergleiche. Also braucht es
hier Klarheit und Transparenz! Daher möchte ich noch zwei Beschluss- und
Resolutionsanträge einbringen, meine Damen und Herren, die uns für diese
Transparenz und für diese Klarheit ganz einfach wichtig erscheinen.
Der Rechnungshof sagt seit vielen Jahren, dass es
hier zu Ressortbudgetsummen kommen sollte, die im Voranschlag und im
Rechnungsabschluss noch einmal detailliert aufgegliedert sind, sodass ich
wirklich weiß, für welchen Bereich wir wie viel ausgeben. Man muss sich das
sehr mühsam zusammenklauben. Man muss auch sagen, dass hier sehr oft
Budgetverwirrung entsteht und dass das letztlich entscheidend ist. Ich darf
daher mit meinem Kollegen Matthias Tschirf folgenden Beschluss- und
Resolutionsantrag einbringen:
„Die zuständige Stadträtin für Finanzen,
Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke möge gemäß den Empfehlungen des
Rechnungshofes im Rahmen der Vorberatung und Beschlussfassung beziehungsweise
Genehmigung des Voranschlages und der Rechnungsabschluss-Berichterstattung eine
eigene Ausweisung der Ergebnisse der Geschäftsgruppen, sozusagen eine
Ressortbudgetsummenausweisung, vornehmen und den Mitgliedern des Gemeinderates
zur Verfügung stellen. Im Idealfall wird eine solche Ausweisung in die
Einleitung des jeweiligen Rechnungsabschlusses beziehungsweise Voranschlages
aufgenommen.
In formeller Hinsicht beantragen wir die Zuweisung an
den Ausschuss der Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener
Stadtwerke." (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Ich darf einen zweiten Antrag
einbringen und gehe gleich im Vorhinein auf eine Kritik ein. Ich kenne den
Unterschied zwischen Budget und Rechnungsabschluss, aber ich bringe jetzt einen
Antrag ein, der sich aufs Budget bezieht. Ich habe die Hoffnung, dass, wenn wir
für diesen Antrag, den ich Ihnen jetzt vorlesen werden, auf Zuweisung gehen,
wir diesen beraten und vielleicht beim nächsten Budget berücksichtigen werden.
Was meine ich damit? - Ein
ordentlicher Kaufmann, meine Damen und Herren, hat mittel- und langfristig zu
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