Gemeinderat,
35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 85 von 126
angeblichen
Musterstadt zur Ehre gereichen würden. Das steht im krassen Gegensatz zu den
Geldern, die Sie eben aus der Tätigkeit der Ver- und Entsorgungsbetriebe
lukrieren.
Die
nicht zuletzt auf die zahlreichen Gebührenerhöhungen zurückgehenden Überschüsse
würden bei Weitem reichen, Wien wirklich zu einer Umweltmusterstadt zu machen.
Doch was machen Sie mit dem Geld? Sie lassen es als Umweltsteuer in das
Gesamtbudget fließen und bedecken damit die Defizite in anderen
Geschäftsbereichen. Und vielleicht, ich hoffe nicht, sogar in solche, die mit
der Umwelt gar nichts zu tun haben.
Wir
wundern uns daher mit Recht über Ihre Hinweise auf zu wenig Geld bei unseren
Vorschlägen zum Beispiel für eine Sperrmüllsammlung, oder die Papierkörbe, die
ja wahnsinnig leicht zu öffnen sind, neu zu gestalten, um hier eine
Verschmutzung, die hier unerlaubt passiert, angesichts solcher besagten
Überschüsse hintanzuhalten.
Und lassen Sie mich auf den Punkt kommen. Es wäre
wirklich höchste Zeit, mit diesen Budgettricks einmal aufzuhören und das Geld
wirklich in die Sanierung der Umwelt in Wien fließen zu lassen. (Beifall bei
der ÖVP.) Das Geld würde dringend gebraucht werden, der Rechnungshof hat es
aufgezeigt und auch kritisiert, zum Beispiel die Wienfluss-Renaturierung, ein
Stückwerk nur. Oder, wir haben ganz große Probleme im Bereich der Sauberkeit im
öffentlichen Raum.
Hier hat sich die Situation etwas verschlechtert, die
Wiener beklagen sich zu Recht über zunehmende Verschmutzung von Straßen und
Plätzen dieser Stadt. Ihre Versuche, dem entgegenzusteuern, haben sich bisher
darauf beschränkt, Alibitruppen ins Leben zu rufen, Kollege Maresch hat davon
schon gesprochen. Wir haben in Wien eine unwahrscheinliche „Waste
Watcher“-Truppe und wir haben eine „Kehr-Force“-Truppe. Ich rede noch gar nicht
von den Grillplatzwächtern oder Parkwächtern, da gibt es ja so viele Sachen
schon in Wien. Und da kann ich nur dazu sagen, diese Maßnahmen sind im Ansatz
richtig, das stimmt schon, aber zum einen hat das zwei Gründe: Die „Waste
Watcher“ sind einmal personell total unterbesetzt, das muss man schon sagen.
Ich glaube, 30 haben wir für ganz Wien, das ist ein Witz. Und zum anderen
werden die Tätigkeiten, die die MA 48-Truppen machen, von der „Kehr-Force“
mitgemacht. Also auch hier finde ich keine Effizienz, und es hilft nicht sehr
der Sauberkeit des öffentlichen Raums.
Und noch etwas kommt dazu. Sauberkeit und Sicherheit
gehören doch zusammen. Am deutlichsten ist dies bei den Grillwächtern zu sehen.
Ich will die Grillsituation jetzt nicht lange besprechen, wir werden ja am
Mittwoch, habe ich gehört, noch genug Zeit haben, über Grillplätze und über
ihre Auswüchse, wie immer es auch ist, und wie immer man es auch sehen kann,
sprechen. Ich bin kein Gegner der Grillplätze, ich würde sie sogar fördern,
denn ich kann mir gar nicht vorstellen, heute Wiener quasi auszusperren, denn
es sind ja wirklich alles schon Österreicher und Wiener, die dort ihre
Grillstation haben.
Also, wie gesagt, das am Mittwoch, und auch unsere
diesbezüglichen Vorschläge werden dann am Mittwoch besprochen. Unser Wunsch,
vor der Einrichtung der „Waste Watcher“ einen Lösungsvorschlag hiezu zu machen,
ist ganz klar. Wir fordern schon seit sehr vielen Jahren, ich glaube, seit
mindestens fünf Jahren, eine so genannte Stadtwache.
Was stellen wir uns dabei vor: Eine Stadtwache, die
wirklich viele Arbeiten, die in den polizeilichen Aufgabenbereich fallen
würden, übernehmen könnte, sie könnte viel besser und konzentrierter wirken,
und auch von der Bevölkerung - und das ist jetzt kein Witz - ernster genommen
werden, denn ich weiß, wie schwer es unsere „Waste Watcher“-Truppe hat, wenn
sie Beanstandungen haben. Es ist bestimmt nicht sehr angenehm, was man sich da
auch von Bürgern sagen lassen muss.
Deshalb fordern wir Sie noch einmal auf, Ihre Haltung
gegenüber unserem Vorschlag der Gründung einer Stadtwache zu überdenken und ihn
bitte auch schlussendlich umzusetzen.
Um bei der Frage der Sauberkeit des öffentlichen
Raums zu bleiben, lassen Sie mich auch auf die Situation mancher Wiener Parks
zu sprechen kommen. Das ist auch nicht leider immer das Beste oder die schönste
Angelegenheit, denn hier sind oft auch Verwahrlosungen in den Parks zu sehen,
und da muss man schon sagen, was haben wir alles: Wir haben Abfälle im Rasen,
wir haben verschmutzte Sitzbänke, demolierte Sitzbänke, und wir haben auch,
leider wie überall, den Hundekot, der sehr vielen Wienerinnen und Wienern zu
schaffen macht. Und daher wird auch ein Parkbesuch vielen Wienern, die dies als
einzige Möglichkeit sehen, den Grünraum endlich nützen zu können, ziemlich
verleidet. Die Wiener Parks haben deshalb auch ... (GR Dr Kurt
Stürzenbecher: Sie waren schon lange in keinem Park!) Herr Stürzenbecher,
bitte, da müssen Sie mit mir in den Märzpark gehen. Ich komme zwar von einer
anderen Seite, aber ich gehe gerne mit Ihnen dorthin und zeige Ihnen das. Ja,
wirklich.
Die Wiener Parks haben deswegen auch an Attraktivität
verloren, und wenn die Stadtverwaltung einmal einen Park saniert, dann ungefähr
wie im Wielandpark, dass ein Großteil der Bäume gefällt wird, oder wie im
Märzpark - wo ich unlängst auch war –, in welchem ein alter Zustand nach einer
Renovierung wieder hergestellt wurde, so ist das natürlich ein Armutszeichen.
Für eine bessere Betreuung der Parks oder auch für eben eine so genannte
bessere Überwachung muss schleunigst ein Sanierungsplan her und nicht nur eine
hie und da stattfindende Kosmetik.
Grünraum ist überhaupt ein Thema,
bei dem die Wiener Stadtregierung sehr wenig getan hat, außer sich zu freuen,
dass Wien von Natur aus mit einem Grüngürtel versehen ist und eine schöne Lage
hat. Doch dieser Grüngürtel, meine Damen und Herren, ist auch in Gefahr. Hier
ist auch eine Außenpolitik des Umweltressorts gefragt, die dahin geht, in
Kooperation mit dem Wiener Umland überhaupt einen Schutz des Grüngürtels zu
ermöglichen. Umlandkooperation darf nicht nur ein Lippenbekenntnis der gesamten
Stadtregierung sein,
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